Das Ultimatum
einen Block von dem Haus entfernt war, griff er nach seinem Handy und tippte eine Nummer ein.
Es klingelte nur ein einziges Mal, ehe sich Mike Nance meldete. »Hallo?«
»Ich habe das Paket für Sie abgeholt. Ich bin in einer knappen halben Stunde bei Ihnen zu Hause.«
»Irgendwelche Probleme?«
»Nein.«
»Ich bin da.«
Der ehemalige Geheimagent beendete das Gespräch und sauste in Richtung Maryland. Er lächelte kurz bei dem Gedanken an die fünfzigtausend Dollar, die er für diesen leichten Job kassieren würde, und begann sich dann zu fragen, was Mike Nance wohl von dem Abgeordneten in seinem Kofferraum wollte.
Liz Scarlatti ging die von Bäumen gesäumte Straße hinunter, eine Tüte mit Lebensmitteln in der einen Hand und Dukes Leine in der anderen. Herbstfarbene Blätter lagen auf dem Bürgersteig verstreut. Eine kühle Brise kam auf, als sie in die Straße einbog, in der Michaels Haus stand. Sie freute sich schon darauf, die Nacht mit Michael verbringen zu können. Außerdem würden sie nächste Woche ein paar Tage für sich haben. Am Sonntagnachmittag würden sie nach Minnesota fliegen, um an Senator Olsons Beerdigung teilzunehmen. Auch wenn der Anlass alles andere als erfreulich war, so bot er ihnen doch die Gelegenheit, wieder einmal aus Washington hinauszukommen. Der Norden von Minnesota war um diese Jahreszeit besonders schön.
Duke sprang die Stufen zu Michaels Haus hinauf, und Liz folgte ihm. Sie kramte den Haustürschlüssel hervor, steckte ihn ins Schloss und öffnete die Tür. Duke lief sofort hinein, und Liz ließ die Leine los. Sie konnte sie ihm auch nachher abnehmen, wenn sie die Lebensmittel in die Küche getragen hatte. Als sie das Licht einschaltete, erstarrte sie. Der Tisch, auf den sie die Einkaufstüte hatte stellen wollen, lag in Trümmern auf dem Boden. Liz rief nach Michael, doch es kam keine Antwort. Sie rief ihn noch einmal, diesmal etwas lauter. Duke kam zu ihr gelaufen und rieb seinen Hals an ihrem Bein. Liz tätschelte ihm den Kopf, stellte die Tüte ab und ging die Treppe hinauf. Erneut rief sie nach Michael, und ihr Herz begann schneller zu schlagen.
Als sie oben war, sah sie den beschlagenen Badezimmerspiegel und ging dann in Michaels Arbeitszimmer hinüber, bevor sie wieder hinunterging. Immer wieder rief sie zunehmend verzweifelt seinen Namen. Sie flog förmlich die Kellertreppe hinunter und öffnete die Tür zur Garage. Sein Wagen stand da. Sie lief wieder hinauf und sah in der Küche nach, ob seine Schlüssel da waren – und sie hingen tatsächlich an ihrem Haken. Liz hatte immer mehr das Gefühl, dass irgendetwas Schreckliches passiert sein musste – vor allem, wenn sie daran dachte, was Michael ihr zuvor erzählt hatte. Ich war doch nur eine halbe Stunde weg, dachte sie verzweifelt. Sie holte tief Luft und versuchte zu überlegen, wo er sein könnte, doch dann musste sie wieder an den zertrümmerten Tisch im Flur denken.
Rasch griff sie nach dem Telefon in der Küche, doch dann fragte sie sich, wen sie anrufen sollte. »Die Polizei vielleicht?«, überlegte sie laut. Schließlich ermahnte sie sich, ruhig zu bleiben. »Ich rufe Tim an. Vielleicht sind Tim und Seamus vorbeigekommen, und sie wollten mich alle zusammen vom Laden abholen.« Liz wählte rasch Tims Nummer, und nach mehrmaligem Klingeln meldete sich Michaels Bruder.
»Tim, hier ist Liz. Weißt du, wo Michael ist?«
Tim zögerte einige Augenblicke. »Ich glaube, er ist zu Hause.«
»Nein, ist er nicht«, erwiderte Liz verzweifelt. »Ich bin hier bei ihm! Ich bin vor einer Stunde heimgekommen, und er schlief gerade. Ich habe ihn aufgeweckt, und er nahm eine Dusche, während ich einkaufen ging. Ich bin eben zurückgekommen, aber er ist nicht mehr da … und der kleine Tisch bei der Haustür ist zertrümmert … so als wäre jemand draufgefallen … Da stimmt irgendwas nicht, Tim!«
»Jetzt beruhige dich erst mal, Liz. Ist sein Wagen weg?«
»Nein! Der Wagen steht in der Garage … seine Schlüssel sind auch da … Ich war doch nur eine halbe Stunde fort. Er hat gewusst, dass ich gleich zurückkomme. Es ist irgendwas Schlimmes passiert. Ich rufe die Polizei an!«
»Nein!«, rief Tim. »Seamus und ich sind in fünf Minuten da. Bleib bitte ruhig und ruf nicht die Polizei an, bis wir bei dir sind.«
Liz legte den Hörer auf und begann verzweifelt auf und ab zu gehen. Wer hätte ihn entführen sollen?, fragte sie sich immer wieder. Coleman vielleicht? Nein … Und Stansfield? Michael hatte selbst
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