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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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waren vor allem Telefonleitungen und verschiedene Rohrleitungen untergebracht. Die Tunnels für die Kanalisation bildeten ein eigenes System, das noch tiefer angelegt war. Während sie durch die Tunnels gingen, musste der größere der beiden immer wieder den Kopf zur Seite neigen, um nicht gegen die Lampen zu stoßen, die alle fünfzehn Meter an der Decke angebracht waren. Nach mehreren Biegungen gelangten sie etwa drei Minuten später zu einer weiteren Tür. Wieder begann der kleinere der beiden das Schloss zu bearbeiten. Als er es aufgebrochen hatte, öffnete er die Tür und befestigte ein Stück Klebeband über dem Schloss. Die beiden Männer drangen in den Keller eines elfgeschossigen Bürogebäudes ein und ließen die Tür hinter sich zugehen.
    Der kleinere der beiden ging zur Treppe und machte sich an den Aufstieg; der andere schlängelte sich indessen zwischen den Rohren hindurch, bis er fand, wonach er suchte. Er öffnete die kleine Klappe, die zu einem Lüftungsschacht führte, und legte sie auf den Boden.
    Sein Komplize war inzwischen in den fünften Stock des Bürohauses hochgestiegen. Sie hatten das Gebäude schon vor Monaten ausfindig gemacht. In den oberen fünf Stockwerken war eine Anwaltskanzlei zu Hause, der Rest wurde von Lobbying-Firmen eingenommen. Außer in den oberen fünf Stockwerken gab es überall noch freie Büroräume. Er öffnete die Treppenhaustür und blickte auf den Gang hinaus. Nachdem niemand zu sehen war, trat er hinaus und blieb vor der dritten Tür auf der rechten Seite stehen. Er stellte seine Tasche ab und machte sich an dem Schloss zu schaffen. Er hatte es nicht allzu eilig; viel wichtiger war es, bei allem, was er tat, so zu wirken, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Er machte sich keine Sorgen, dass ihn irgendjemand sehen könnte. Niemand würde daran Anstoß nehmen, dass ein Mitarbeiter der Telefongesellschaft ein leeres Büro betrat.
    Als er das Schloss geknackt hatte, trat er in den Raum und ging zu dem getönten Fenster hinüber. Er ließ sich auf ein Knie nieder, stellte die Tasche neben sich und nahm den Inhalt heraus, den er wohlgeordnet auf den Boden legte. In weniger als einer Minute war das Gewehr zusammengebaut und die Patrone mit der Nitroglyzerinspitze eingelegt. Weitere zwanzig Sekunden später hatte er die Waffe auf ein Dreibein montiert. Der Killer blickte durch das Visier und behielt die Eingangstür des Hauses gegenüber im Auge. Dann schaltete er das Laserzielgerät ein, worauf ein kleiner roter Punkt auf dem getönten Fensterglas erschien. Er zog die Schrauben an dem Stativ fest an, um das Gewehr zu fixieren, und holte einen Glasschneider aus seiner Tasche. Nachdem er den Saugnapf auf dem roten Punkt angelegt hatte, begann er langsam im Uhrzeigersinn zu schneiden. Anstatt das ausgeschnittene Stück Glas zu entfernen, befestigte er das eine Ende einer Schnur an dem Glasschneider und das andere Ende am Dreibein.
    Der Mann zog das Mikrofon herunter, das unter dem Schild seines Helms verborgen gewesen war. »Chuck«, sagte er, »hier Sam, bitte kommen, over.«
    Trotz des Maschinenlärms im Keller hörte der zweite Mann seinen Partner laut und deutlich. »Hier ist Chuck, over.«
    »Ich bin hier so weit, over.«
    »Ich auch, over.«
     
    Secret-Service-Agent Harry Dorle war von seinem Posten abgezogen worden, um das Team zu leiten, das für den persönlichen Schutz des Abgeordneten Thomas Basset sorgen sollte. Als Sprecher des Repräsentantenhauses wurde Basset vom FBI und dem Secret Service zu jenen Personen gezählt, die besonders gefährdet waren. Dorle war als Special Agent für das Sonderkommando zum Schutz des letzten Präsidenten verantwortlich gewesen. Als sein Chef die Wahl gegen Stevens verlor, musste auch Dorle gehen. So, wie die meisten Präsidenten vor ihm wollte auch Stevens ein neues Team um sich haben. Der Secret Service hatte gegen diese Tradition nichts einzuwenden, weil man wusste, dass eine gewisse Rotation den Agenten durchaus gut tat. Auf diese Weise wurde verhindert, dass übermäßige Selbstzufriedenheit und Langeweile auftraten.
    Dorle saß im Vorzimmer von Bassets Büro im Kapitol und wartete darauf, dass ihn der Sprecher des Repräsentantenhauses wissen ließ, dass er bereit zum Aufbruch war. Der groß gewachsene Agent im mittleren Alter wirkte äußerlich ruhig, doch in seinem Inneren sah es anders aus. Er hatte den Bericht über die Morde an Koslowski, Fitzgerald und Downs gelesen und war ziemlich beunruhigt

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