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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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halten. Man konnte sich darauf beschränken, einen Fernsehwahlkampf vom Weißen Haus aus zu führen. Wie schön, dass man diesmal nicht jedem x-beliebigen Passanten die Hand schütteln musste, dachte Garret erleichtert.
    Nance stand etwas abseits und beobachtete den Präsidenten und seinen Stabschef. Er ließ sie noch ein wenig über die mögliche zweite Amtszeit spekulieren, ehe er sich zu Wort meldete. »Ich unterbreche die kleine Feier nur ungern, aber bis zur Wahl kann noch eine Menge passieren.« Garret und der Präsident wandten sich ihm augenblicklich zu und wurden wieder ernst. »Es war wirklich gut, wie Sie dieses Bündnis in so kurzer Zeit zustande gebracht haben, und wenn alles so weitergeht, dann könnte es wirklich klappen … Aber es muss uns auch klar sein, dass diese Allianz jederzeit wieder auseinander brechen kann – und zwar schneller, als sie geschmiedet wurde.« Nance hielt einige Augenblicke inne, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Die New York Times hat gerade eine Umfrage veröffentlicht, wonach siebenunddreißig Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass der Tod von Basset, Koslowski, Fitzgerald und Downs kein großer Verlust für das Land sei. Ich habe fast das Gefühl, dass der Durchschnittsamerikaner mit diesen Mördern sympathisiert. Die Leute haben die Nase voll von der Politik, wie sie ist, und wenn wir nicht aufpassen, machen wir diese Attentäter noch zu Helden. Wir können sie nicht so einfach ignorieren. Sie können uns immer noch gefährlich werden.« Nance ging zum Kamin hinüber und fasste sich nachdenklich ans Kinn. »Sie werden wieder zuschlagen, und das so lange, bis wir nachgeben oder bis sie gefasst sind.« Nance drehte sich um und sah den Präsidenten und Garret an. »Wir können nur hoffen, dass sie irgendwann einen Fehler machen; wenn nämlich nicht, dann wird dieses Bündnis scheitern. Keiner dieser Männer hat den Mumm, sein Leben aufs Spiel zu setzen, wenn die Sache noch brenzliger wird.«
     
    Der Killer saß in seinem Wagen gegenüber dem lokalen ABC-Studio. Nicht zum ersten Mal wartete er darauf, dass der Übertragungswagen vom Weißen Haus zurückkehrte, doch diesmal würde es das letzte Mal sein. Kurz nach Mitternacht traf der News-Van ein und fuhr direkt ins Parkhaus. Der Killer wartete weitere zwanzig Minuten, ehe er ausstieg und die Videokamera sowie den Rucksack vom Rücksitz nahm. Er schulterte die Kamera und ging mit gesenktem Kopf auf das Haus zu. Der Schild seiner Kappe und die Kamera verbargen sein Gesicht. Als er durch die Eingangstür trat, kamen ihm eine Reporterin und ein Kameramann entgegen, die beide rote Goretex-Jacken mit dem ABC-Logo auf der linken Brustseite trugen.
    Der Killer hielt den Kopf weiter gesenkt und ging direkt zur Treppe, die ins Parkhaus hinunterführte. Unten angekommen, winkte er dem Sicherheitsmann zu, der in einem Raum mit einem großen Glasfenster saß. Der Mann hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und sah fern. Er schaute kurz auf, doch als er die rote Jacke und die Kamera sah, wandte er sich wieder dem Fernseher zu. Der Killer ging zwischen den Autos hindurch und blieb stehen, als er den Wagen mit dem gesuchten Nummernschild erreicht hatte. Er brauchte keine dreißig Sekunden, um das Schloss zu knacken. Gemächlich öffnete er die Wagentür und stieg ein. Er legte die Kamera auf den Rücksitz, zog einen elektrischen Schraubenzieher aus dem Rucksack hervor und machte sich an die Arbeit. Binnen weniger Minuten hatte er einen Transponder an die entsprechenden Drähte angeschlossen. Er packte seine Ausrüstung zusammen, stieg aus dem Van und sperrte die Tür zu. Erneut ging er auf dem Weg zur Treppe an dem Sicherheitsmann vorbei, das Gesicht auch diesmal vom Schild der Kappe und der Kamera verdeckt.
    Draußen setzte sich der Killer ans Steuer des Ford Taurus und fuhr auf der K Street in westlicher Richtung durch die Innenstadt. Es war fast ein Uhr nachts, sodass nicht mehr viele Autos unterwegs waren. Nach einigen Kilometern bog er in die Wisconsin Avenue ein und fuhr in nördlicher Richtung weiter. Hier in Georgetown war jede Menge Fußgänger unterwegs; die jungen Berufstätigen und Studenten waren schon in Feierstimmung, obwohl das Wochenende eigentlich noch nicht begonnen hatte. Nach einer weiteren Meile fuhr er zu einem Safeway-Supermarkt an der Ecke Wisconsin und Thirty-fourth Street. Selbst zu dieser späten Stunde war der Parkplatz noch halb voll, was ihm durchaus gelegen kam. Wenn ein Polizist

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