Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
Geste nicht vergessen hatte und den Kopf gesenkt hielt, als würde er beten. Stevens hatte die Rede neunmal geprobt, und jedes Mal hatte Hopkinson jede noch so kleine Geste analysiert, bis die Darbietung genau seinen Vorstellungen entsprach.
    Stevens hob den Kopf wieder und blickte auf den Teleprompter zu seiner Linken. »Wir hatten in der Geschichte unseres Landes immer wieder schwere Prüfungen zu bestehen. Wir haben immer überlebt, weil unser Land über eine enorme Kraft und Vielfalt verfügt. Wir haben überlebt, weil unsere Führungspersönlichkeiten immer wieder die Größe hatten, ihre persönlichen Bestrebungen hintanzustellen und gemeinsam für das Wohl Amerikas zu arbeiten. Und genau aus diesem Grund sind wir heute hier.« Der Präsident drehte sich um und zeigte auf die Männer hinter ihm. »Die Gruppe, die sich hier versammelt hat, repräsentiert die beiden Parteien, die Amerika maßgeblich geformt und zu dem gemacht haben, was es heute ist. Es mag ja so sein, dass wir uns in normalen Zeiten sehr schwer tun, uns über irgendwelche politischen Fragen zu einigen, aber wenn die Demokratie selbst in Gefahr ist, dann stehen wir zusammen und finden zu einer hundertprozentigen Übereinstimmung. Wir sind heute hier zusammengekommen, um zu verkünden, dass wir unsere Meinungsverschiedenheiten beilegen und mit vereinten Kräften die Herausforderungen der Gegenwart in Angriff nehmen werden.
    Wir werden uns den Forderungen von Terroristen nicht beugen. Um die demokratischen Grundsätze unseres Landes zu bewahren, werden wir über den Schatten unserer individuellen Meinungen springen. Morgen Nachmittag werde ich zusammen mit führenden Repräsentanten beider Parteien nach Camp David fliegen. Wir werden an diesem Wochenende mein Budget noch einmal überarbeiten und ein gemeinsames Programm beider Parteien für das kommende Jahr erstellen. Wir sind vom Volk gewählt worden, um dieses Land zu regieren …« – Stevens drehte sich erneut um und wies auf die Männer, die hinter ihm standen – »und wir werden uns nicht von Terroristen erpressen lassen!«
    Während der blonde Killer die Ansprache des Präsidenten verfolgte, dachte er daran, was er bis zum nächsten Morgen noch alles zu tun hatte. Er stand von der Couch auf und ging in den Keller des Hauses, in dem er seine Wohnung hatte. Als er zu seinem Kellerabteil kam, überprüfte er zuerst, ob das Wachssiegel, das er am unteren Scharnier angebracht hatte, womöglich aufgebrochen worden war. Als er sicher war, dass sich niemand Zutritt zu seinem Abteil verschafft hatte, ging er zu einem anderen Abteil weiter, das einem älteren Herrn gehörte, der im Erdgeschoss wohnte. Auch hier überprüfte er das Wachssiegel am unteren Scharnier, ehe er das Schloss aufbrach.
    Er betrat das drei mal drei Meter umfassende Kellerabteil und ging zur hinteren Wand, wo er verschiedene Stapel von Schachteln beiseite rückte, sodass ein Kasten aus rostfreiem Stahl zutage trat. Der Kasten wog über zwanzig Kilo, doch der Killer trug ihn, ohne sich anstrengen zu müssen, in seine Wohnung hinauf. Er stellte ihn im Schlafzimmer auf den Boden, öffnete ihn und nahm eine Goretex-Jacke, eine Baseballmütze, Arbeitsschuhe, eine braune schulterlange Perücke, eine Brille, eine große Videokamera, eine kleine rote Werkzeugkiste und einen großen schwarzen Rucksack heraus.
    Der Mann packte zuerst Joggingschuhe, eine Gymnastikhose, eine dunkelblaue Trainingshose, ein Sweatshirt und eine schwarze Baseballmütze in den Rucksack und stopfte danach auch den Rest seiner Ausrüstung hinein. Er blickte sich noch einmal in der Wohnung um, ehe er den Kasten und den Rucksack aufhob, ging hinaus, sperrte die Tür hinter sich zu und stieg in den Keller hinunter, wo er den Kasten wieder ins Kellerabteil des alten Mannes stellte. Er zog eine schwarze Kerze aus der Tasche hervor und zündete sie an. Dann beugte er sich zum unteren Scharnier der Tür hinunter und ließ einen Wachstropfen darauf fallen. Nachdem der Tropfen eingetrocknet war, stieg er die Treppe hinauf und verließ das Haus.
    Er war eigentlich Nichtraucher, doch nun zog er eine Schachtel Marlboro aus der Tasche und zündete sich eine Zigarette an. Ganz ruhig stand er auf dem Bürgersteig und rauchte, ohne zu inhalieren. Mit zusammengekniffenen Augen überprüfte er jedes einzelne Fenster der drei Häuser gegenüber. Er suchte nach irgendeiner Gestalt, die eventuell hinter einem Vorhang stand, oder nach einer Kameralinse, die vielleicht auf ihn

Weitere Kostenlose Bücher