Das Ultimatum
gesprochen?«
O’Rourke schüttelte den Kopf.
»Und hast du vor, mit jemandem vom FBI zu reden?«
»Nein. Ich denke, wir beide können das unter uns ausmachen.«
Coleman hob eine Augenbraue und sah Michael fragend an.
»Angenommen, du würdest die Täter kennen«, fuhr O’Rourke fort, »könntest du ihnen dann eine Nachricht von mir übermitteln?«
»Rein theoretisch wäre so gut wie alles möglich«, antwortete Coleman und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Dann sag ihnen« – Michael beugte sich ganz nahe zu ihm – »dass schon genug Leute gestorben sind. Sag ihnen, sie sollen uns etwas Zeit geben, um die Reformen umzusetzen, bevor noch mehr passiert.«
»Das klingt vernünftig, aber ich bin mir nicht sicher, ob der Präsident und seine Leute den Hinweis verstanden haben. Und jetzt versucht auch noch unser Freund Senator Olson die Sache zu vermasseln.« Coleman schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass diese Leute schon mit dem Töten aufhören. Ich glaube, es wird so lange weitergehen, bis der Präsident und die anderen einlenken.«
»Du meinst also, es wird noch mehr Tote geben?«
»Das kann ich nicht sagen.«
Michael verdrehte die Augen. »Rein theoretisch gesprochen.«
»Na ja … wer weiß?«
Die beiden Männer sahen einander eine Weile in die Augen; keiner war bereit, den Blick abzuwenden. Schließlich sah Coleman auf seine Uhr. »Ich bin spät dran. Ich muss jetzt wirklich weg. Treffen wir uns doch nächste Woche mal zum Essen.«
Michael streckte die Hand aus und griff nach Colemans Arm. »Scott, ich verstehe deine Beweggründe sehr gut. Wenn Fitzgerald den Tod meiner Leute verschuldet hätte, dann hätte ich ihm wahrscheinlich die Kehle durchgeschnitten. Ich will also kein Urteil über dich fällen, aber ich finde, es ist Zeit, die Politiker das tun zu lassen, was getan werden muss.«
»Ja, so wie damals im ersten Golfkrieg im Irak«, erwiderte Coleman kopfschüttelnd. »Ich glaube, diese Jungs werden nicht auf halbem Weg stehen bleiben, so wie unsere Armee damals vor Bagdad. Diesmal wird es keine halben Sachen geben. Ihr Politiker habt ein seltsames Talent, alles zu vermasseln, auch wenn ihr das Ziel klar vor Augen habt.«
Michael konnte ihm in dem Punkt nicht widersprechen. »Geh nicht noch weiter«, war alles, was er entgegnete.
Coleman nickte und ging auf seine Wohnung zu. Vor der ersten Stufe drehte er sich noch einmal zu Michael um. »Es gibt da etwas, das du tun könntest. Hast du noch Kontakt zu Senator Olson?«
»Ja.«
»Es würde vielleicht nicht schaden, wenn du ihm sagst, dass das jetzt kein passender Moment ist, um mit dem Präsidenten gemeinsame Sache zu machen.«
Michael spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. »Lass Erik aus dem Spiel, Scott.«
»Ich bin sicher, Erik wird nichts passieren. Ich meine nur, dass es, rein theoretisch gesprochen, nicht schaden würde, ihn zu warnen.« Coleman verabschiedete sich mit einem angedeuteten militärischen Gruß und ging ins Haus.
McMahon schritt schneller als gewöhnlich über den Flur, der zum Büro seines Chefs führte. Der Tag war ziemlich anstrengend gewesen; überall schien irgendein Reporter zu warten, um ihm sein Mikrofon unter die Nase zu halten. Die Vorfälle rund um den Flug des Präsidenten nach Camp David ergaben allmählich ein klareres Bild – nicht zuletzt dank der Nachricht, die McMahon kurz zuvor auf seinem Anrufbeantworter vorgefunden hatte. Er nickte der Sekretärin des Direktors zu und ging in Roachs Büro weiter.
Der FBI-Direktor telefonierte gerade und blickte auf, als McMahon hereinkam. Der Special Agent beugte sich über den Schreibtisch und gab seinem Chef mit einer Geste zu verstehen, dass er sein Gespräch beenden solle, weil er ihm etwas Wichtiges mitzuteilen hatte. Roach nickte und sagte seinem Gesprächspartner, dass er dringend wegmüsse. »Was gibt’s?«, fragte Roach, nachdem er aufgelegt hatte.
»Wir haben eine Nachricht von unseren Freunden bekommen. Sie ist schon seit fünf Stunden auf meinem Anrufbeantworter, ohne dass ich es mitbekommen habe.«
»Von welchen Freunden redest du?«, fragte Roach.
»Von den Attentätern.« McMahon ging um den Schreibtisch herum und tippte seine Voicemail-Nummer ein. »Hör dir das an«, sagte er und drückte auf die Freisprechtaste.
Die digitalisierte Stimme tönte aus dem kleinen Lautsprecher. Roach saß wie versteinert da und hörte aufmerksam zu. Als die Nachricht zu Ende war, bat Roach McMahon, sie noch einmal
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