Das Ultimatum
Nachricht mit dem Satz endete: »Mr. President, der Secret Service kann Sie nicht schützen. Die Sicherheitskräfte können uns unsere Aufgabe erschweren, aber sie können uns nicht daran hindern, Sie zu töten. Das ist die letzte Warnung, die Sie von uns erhalten.« Der Präsident wandte sich mit bleicher Miene an Jack Warch und Direktor Tracy, damit sie ihm versicherten, ihn jederzeit schützen zu können, doch die beiden Männer sahen ihn nur schweigend an. Der Stabschef lehnte sich in seinem Stuhl zurück und steckte die Hände unter die Achselhöhlen, um ihr Zittern zu verbergen. Das allgemeine Schweigen verunsicherte ihn nur noch mehr, deshalb wandte er sich an McMahon und fragte: »Woher sollen wir wissen, dass das Ding echt ist?«
McMahon antwortete ihm in ruhigem Ton: »Unsere Labortechniker haben die Nachricht analysiert. Sie meinen, dass das Stimmmuster mit dem Anruf übereinstimmt, den wir nach der Ermordung des Abgeordneten Basset bekommen haben.«
Garret knirschte mit den Zähnen. Er konnte es nicht ausstehen, wenn man ihn überraschte – und er war überzeugt, dass ihm McMahon und Roach die Nachricht absichtlich bis zu diesem Moment vorenthalten hatten. »Wie lange wissen Sie schon von der Nachricht?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Ich habe meine Nachrichten seit heute Morgen zum ersten Mal um sechs Uhr abends abgehört.«
»Wann haben die Täter sie Ihnen hinterlassen?«
»Ungefähr um halb eins.«
Garret beugte sich ruckartig vor. »Sie haben diese Nachricht schon seit heute Mittag und haben uns nichts davon gesagt?«
»Die Täter haben sie um halb eins auf meine Voicemail gesprochen, aber ich habe sie erst um sechs Uhr abgehört. Da wir sowieso auf dem Weg hierher waren, haben Direktor Roach und ich beschlossen, Ihnen die Nachricht hier vorzuspielen.«
»Moment mal. Hören Sie Ihre Nachrichten denn nie öfter als einmal am Tag ab?«
»Normalerweise schon, aber ich hatte heute ziemlich viel zu tun.«
Garret zeigte mit dem Finger anklagend auf McMahon. »Wenn Sie das nächste Mal etwas so Wichtiges in die Hände bekommen, dann verständigen Sie uns gefälligst sofort! So etwas ist absolut inakzeptabel!«
McMahon genoss die Szene zu sehr, um sich durch Garrets Worte aus der Ruhe bringen zu lassen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte lächelnd die Arme.
Jack Warch, der neben Garret saß, beugte sich vor, um die Aufmerksamkeit des Stabschefs auf sich zu ziehen, und blickte ihm fest in die Augen. Die Botschaft war eindeutig. Garret blickte auf seine Notizen hinunter und murmelte irgendetwas vor sich hin.
Einige Sekunden schwiegen alle, ehe Präsident Stevens sichtlich nervös versuchte, das Gespräch wieder in Gang zu bringen. Er verhaspelte sich etwas mit seinem Satz und musste noch einmal von vorne beginnen. »Hätten sie Marine One heute abschießen können?«, wollte er wissen.
»Ja«, antwortete Warch, ohne zu zögern.
Garret räusperte sich und sagte im höflichsten Ton, den er zustande brachte: »Jack, wir sollten vielleicht keine voreiligen Schlüsse ziehen, bevor wir nicht nähere Informationen haben.« Garret konnte es nicht leiden, wenn jemand anders als er selbst den Präsidenten aus der Ruhe brachte.
Warch zuckte die Achseln und erwiderte: »Meine Einschätzung beruht auf den Fakten, die wir haben. Diese Attentäter haben bewiesen, dass sie ihre Operationen bis ins kleinste Detail planen. Sie haben nicht nur herausgefunden, mit welchem Hubschrauber der Präsident fliegen würde, sondern haben Marine One auch noch mit ihren Manövern gezwungen, einen ganz anderen Kurs einzuschlagen als geplant. Ich habe mit den Piloten gesprochen, und sie zweifeln nicht daran, dass Marine One heute Nachmittag leicht abzuschießen gewesen wäre.«
Der Präsident schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Nach einigen Augenblicken wandte er sich Jack Warch zu und fragte: »Können Sie mich jetzt schützen oder nicht?«
»Wenn Sie meinen Rat weiter ignorieren, dann nicht.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte der Präsident ziemlich hilflos und fixierte Warchs Chef, der jedoch beharrlich schwieg.
Warch hatte seinen Chef überredet, sich zurückzuhalten und ihm zu erlauben, dem Präsidenten gehörig Angst zu machen. »Sir«, begann er erneut, »als Sie und Mr. Garret mir mitteilten, dass Sie den Budgetgipfel in Camp David abhalten wollten, da habe ich darauf hingewiesen, dass das keine gute Idee wäre und dass Sie den Gipfel im Weißen Haus abhalten sollten.
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