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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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ist.«
    Ich nickte, räusperte mich und fuhr fort.
    »›Jeden Morgen kamen sie zur Visite, drei forsche und ernsthafte Männer mit fähigen Mündern und unfähigen Augen, im Schlepptau Schwester Ducket, eine der Stationsschwestern, die Yossarian nicht mochte. Sie lasen das Krankenblatt am Fußende des Bettes und befragten ihn ungeduldig nach seinen Schmerzen. Sie schienen ärgerlich zu werden, wenn er ihnen sagte, dass sie unverändert waren.
    ›Immer noch keine Entwicklung?‹, fragte der Oberst …‹«
    Mr. Peterson hob die Hand, als ob er den Verkehr regeln wollte. »Junge, bitte, versuch nicht, einen amerikanischen Akzent nachzumachen.«
    Ich klappte das Buch zu, dabei legte ich den Zeigefinger zwischen die Seiten, damit ich die Stelle wiederfinden konnte. »Irgendwie hört sich der Dialog aber sonst etwas merkwürdig an.«
    »Die ganze Geschichte hört sich merkwürdig an. Daran muss ich mich gewöhnen. Aber das ist immer noch einfacher, als sich an deinen grässlichen Akzent zu gewöhnen.«
    »In meinem Kopf hat es sich ganz gut angehört.«
    »Es war aber nicht gut. Nicht mal in Hicksville, Alabama, kämst du mit diesem Akzent durch.«
    »Oh.«
    »Lies einfach ganz normal mit deiner üblichen Stimme. Und bitte ein bisschen lauter. Ich will nicht bei jedem Wort die Ohren spitzen müssen.«
    »Ich möchte die anderen Patienten nicht stören«, gab ich zu bedenken.
    »Die anderen Patienten sind schon gestört«, gab Mr. Peterson – viel zu laut – zurück. »Ich glaube nicht, dass eine kleine Lesung ihnen schaden wird. Du etwa?«
    Ich musste zugeben, dass er recht hatte. Mr. Peterson teilte sein Zimmer mit zwei weiteren Patienten, und es schien unwahrscheinlich, dass sich einer der beiden beschweren würde. Der Mann gegenüber, der etwa so alt war wie Mr. Peterson, lag völlig erstarrt da. Er rührte sich nie, geschweige denn, dass er sprach. Eine Frau – vielleicht seine Ehefrau – kam jeden Tag für etwa eine halbe Stunde vorbei, aber weder sie noch die Ärzte oder die Schwestern konnten ihm irgendeine Reaktion entlocken, nicht einmal die geringste Bewegung seines Blicks, der stets wie gebannt auf den Fensterrahmen gerichtet war. Er hatte Schläuche in Luft- und Speiseröhre stecken und einen Katheder in der Blase. Ich weiß nicht, ob oder wie er seinen Darm erleichterte.
    Der andere Mann in dem Bett daneben, schräg gegenüber von Mr. Peterson, sah aus, als wäre er etwa hundertfünfzig Jahre alt. Auch er sagte nie etwas, aber bei ihm lag es daran, dass er ständig in ein Notizbuch schrieb – oder besser gesagt in eine ganze Reihevon Notizbüchern. Bei der Geschwindigkeit, mit der sein Stift über das Papier sauste, schrieb er täglich mindestens eins voll. Allerdings blieb es ein Rätsel, wer ihm Nachschub besorgte. Er bekam nie Besuch, also nehme ich an, es waren die Schwestern oder die Psychiater. Sie dachten vermutlich, dieses ganze Schreiben hätte einen therapeutischen Nutzen.
    »Vielleicht schreibt er Krieg und Frieden noch einmal«, überlegte Mr. Peterson. »Du weißt schon: die erweiterte Version.«
    Ich hatte Krieg und Frieden nicht gelesen, aber ich verstand, was Mr. Peterson damit sagen wollte. Krieg und Frieden war extrem lang. Der Roman war sozusagen für seine Länge berühmt. Er war etwa zwölfmal so lang wie Schlachthaus 5 und etwas mehr als dreimal so lang wie Catch-22 , ebenfalls ein Klassiker und das einzige Buch, das anzuhören Mr. Peterson in seiner derzeitigen Lage ertragen könne, wie er sagte.
    Nach ein paar Seiten kümmerte ich mich nicht mehr um irgendwelche Akzente und fand mich in die Lektüre ein. Ich glaubte zu verstehen, was Mr. Peterson daran so reizte. Im ersten Kapitel von Catch-22 kam das medizinische Pflegepersonal nicht besonders gut weg. Und genau deswegen war mir die Lautstärke, in der ich Mr. Peterson vorlesen sollte, so peinlich. Wenn ich leiser lesen würde, meinte er, würde er mich nicht verstehen, weil sich sein Kopf völlig »verwässert« anfühlte – eine Nebenwirkung des Prozac, wie er annahm –, aber ich hatte den Verdacht, dass dies nur ein Teil der Wahrheit war. Ich argwöhnte, dass es auch mit Schwester Holloway zu tun hatte, die im Augenblick einige Routinearbeiten im Zimmer und in der näheren Umgebung zu erledigen hatte. Ich hatte das Gefühl, in einen kindischen Protest gegen seine Einkerkerung in die Psy verwickelt worden zu sein.
    Aber Schwester Holloway schluckte den Köder nicht, jedenfalls nicht sofort. Sie arbeitete schweigend weiter,

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