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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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hast ungewöhnlich viel Zeit auf der Toilette verbracht«, beschwerte ich mich, als Ellie wiederkam.
    »Scheiße, Woods! So was sagt man doch nicht zu einem Mädchen.«
    Sie ließ den Wagen an, der sofort absoff.
    »Du hast den Gang dringel…«
    »Ich weiß!«
    »Und denk an die Bremsschwelle auf dem Weg nach draußen. Als wir auf den Parkplatz gefahren sind, hast du nämlich …«
    »Halt deine verdammte Klappe, und lass mich fahren!«
    Gleich hinter dem Kreisverkehr drehte sie die Musik bis zum Anschlag auf. Aus irgendeinem Grund schafften Ellie und ich es nie, ein Gespräch länger als ein paar Minuten am Laufen zu halten.
    Als ich am nächsten Tag mit meiner Mutter ins Krankenhaus kam, informierte man uns darüber, dass Mr. Peterson in ein passenderes Zimmer verlegt worden war, da man mit einem längeren Aufenthalt rechnete. Das passende Zimmer lag in der psychiatrischen Abteilung, kurz »Psychiatrie«, oder »Psy«, wie die Schwestern es nannten. Für meine Begriffe war diese lockere Abkürzung ein bisschen zu locker, aber meine Mutter schien zu glauben, dass sie auf die meisten Leute eher beruhigend wirkte. Sie meinte, dass man bei vielsilbigen medizinischen Fachbegriffen eher Angst bekäme. Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass die gynäkologische Abteilung eine ähnliche Beschneidung erfuhr und gewöhnlich nur die »Gyn« genannt wurde, woraufhin ich beschloss, dieses Gespräch zu beenden.
    Die »Psy« befand sich auf dem zweitobersten Stock, und verglichen mit den anderen Stationen weiter unten im Gebäude war die Atmosphäre hier unerwartet ruhig. Es ging weniger hektisch zu, und mir fiel auf, dass auf den Fluren lange nicht so viele Menschen unterwegs waren. Es schien auch weniger Personal zu geben. Das lag daran, wie ich später herausfand, dass weniger Patienten zu versorgen waren, die insgesamt auch weniger Besuch bekamen. Alle Patienten konnten jeden Tag zur gleichen Uhrzeit untersucht und behandelt werden, was dazu führte, dass alles sehr geordnet und regelmäßig ablief. Natürlich gab es auch einige »Problempatienten«, aber es stand eine ungewöhnlich große Anzahl an Einzelzimmern zur Verfügung, die jene Patienten zugewiesen bekamen, die »potenziell störend« waren oder »insgesamt für Unruhe« sorgten. Das waren überwiegend Menschen, die an Psychosen litten – zum Beispiel an Schizophrenie –, und nicht jemand, der nur außergewöhnlich zornig war, wie Mr. Peterson. Er lag in einem großen Vierbettzimmer, ganz hinten in der linken Ecke neben dem Fenster, von wo aus man ungestört den grauen Himmel betrachten konnte. Ich fand, dass man an einem bewölkten Tag die Vorhänge eigentlich besser zuziehen sollte.
    Meine Mutter bestand darauf, »hereinzuschauen und Hallo zu sagen«, als ob es sich um einen Höflichkeitsbesuch handeln würde. Das führte dazu, dass sie lang und breit von Lucy erzählte, die bemerkenswerterweise an meinem Geburtstag Junge bekommen hatte, an der Herbst-Tagundnachtgleiche. Es war diesmal ein ungewöhnlich großer Wurf ziemlich zerzauster Kätzchen geworden, und meine Mutter hatte immer noch nicht für alle ein Zuhause gefunden. Ich bezweifelte zwar, dass diese Ausführungen Mr. Peterson interessierten, aber er nickte regelmäßig, um zu zeigen, dass er zuhörte (aus irgendeinem Grund bewies er meiner Mutter gegenüber immer ein völlig uncharakteristisches Maß an Geduld), und schüttelte dann höflich den Kopf, als sie vorsichtig anfragte, ob er nicht ein Kätzchen aufnehmen wolle. Ich habe keine Ahnung, was sie sich dabei gedacht hatte, aber es war gewiss kein Scherz, denn meine Mutter machte keine Scherze. Entweder wollte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – ein Krankenbesuch und ein Kätzchen weniger – oder sie hatte sich tatsächlich vorher ihre Gedanken gemacht und war zu dem unbegreiflichen Entschluss gekommen, dass Mr. Peterson dringend ein Kätzchen brauchte. Wie auch immer, jedenfalls entschuldigte ich mich für sie, nachdem sie gegangen war.
    »Deine Mutter ist, wie sie ist«, sagte Mr. Peterson. »Und ihre Absichten sind nur die besten.«
    »Ja, wahrscheinlich«, stimmte ich zu, »aber sie ist trotzdem verrückt. Eigentlich sollte sie hier auf der Psy liegen.«
    Mr. Peterson zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe Ihnen die Goldberg-Variationen mitgebracht und noch ein paar AA-Batterien.«
    »Danke.«
    »Sollte ich Sie fragen, ob es Ihnen besser geht?«
    »Jedenfalls geht es mir nicht schlechter.«
    »Das ist doch wenigstens

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