Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)
und dicht genug, um es bis zum Boden zu schaffen, ohne zu verdampfen. Und eine noch kleinere Anzahl ist so groß und so schwer, dass ihr Tempo durch die Atmosphäre nicht einmal verringert wird. Sie führen zu einer riesigen, mächtigen, unglaublich zerstörerischen Explosion und hinterlassen Krater. Die meisten Wissenschaftler sind der Meinung, dass es vermutlich ein Meteorit aus dem Asteroidengürtel war, der die Dinosaurier vernichtete.«
Ich betrachtete den orangengroßen Meteoriten in meinen Händen. »Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ein einziger Meteorit alle Dinosaurier töten konnte«, sagte ich skeptisch.
Dr. Weir erklärte mir ausführlich, dass der Meteorit, der vermutlich die Dinosaurier auf dem Gewissen hatte, viel, viel, viel größer war als meiner – vermutlich mehrere Kilometer breit – und dass ein Körper von dieser Größe Wellen verursachen kann, die so hoch sind wie Gebirge. Nach dem Einschlag kamen saurer Regen und Waldbrände und eine Staubwolke, die jahrelang das Sonnenlicht verdeckte. Von diesem Meteoriten war nichts übrig geblieben, weil er mit der Kraft von einhundert Milliarden Megatonnen TNT explodiert war, aber es gibt einen riesigen fünfundsechzig Millionen Jahre alten Krater im Meer in der Nähe von Mexiko. In den fünfundsechzig Millionen Jahre alten Gesteinsproben hatte man eine verdächtig hohe Konzentration von Iridium-193 gefunden. Iridium-193 ist eins der beiden stabilen Isotope von Iridium, und es ist extrem selten auf der Erde, kommt aber oft in Meteoriten vor. Ein Isotop hat etwas mit der atomaren Masse zu tun und mit winzig, winzig kleinen Teilchen, die man Neutronen nennt, aber das war etwas schwieriger zu verstehen, und Dr. Weir meinte, es sei nicht nötig, dass ich jetzt schon alle Einzelheiten begriff. Wichtig sei, so sagte sie, dass der Fund dieser Menge von Iridium-193 in den fünfundsechzig Millionen Jahre alten Gesteinsproben ein ähnlich überzeugender Beweis war wie die Entdeckung einer rauchenden Waffe nach einer Schießerei.
Über diese Informationen dachte ich lange nach.
»Dr. Weir?«, fragte ich. »Hat man Iridium-193 in meinem Kopf gefunden? Sie wissen schon, nachdem man die Stücke entfernt hatte. Das wäre doch auch so etwas wie eine rauchende Waffe, oder?«
Dr. Weir zeigte sich äußerst erfreut über diese Frage. Sie meinte, es sei genau die Art von Frage, die ein Wissenschaftler stellen würde. Und die Antwort lautete: Ja, die Abstriche waren einer ganzen Reihe chemischer Tests unterzogen worden, und diese Tests hatten eine Anzahl von Meteoritenmetallen bestätigt, einschließlich Eisen, Nickel, Kobalt und jede Menge Iridium-193. Nicht genug, um eine Zündkerze zu bauen, sagte sie, aber trotzdem ziemlich viel, gemessen an normalen, irdischen Maßstäben. Und das bedeutete, es war zu 99,99 Prozent sicher, dass mein Kopf direkt von dem Meteoritenfragment getroffen worden war und nicht bloß von herunterfallendem Putz, wie der Sanitäter behauptet hatte. Das machte mich zu dem zweiten Menschen in der Geschichte, der von einem direkten Meteoritentreffer ernsthaft verletzt worden war. Ich empfand Triumph angesichts dieser Tatsache, aber auch eine gewisse Unruhe. Denn es gab eine Frage, die ich noch nicht gestellt hatte.
»Dr. Weir«, sagte ich, »was passiert mit meinem Eisen-Nickel-Meteoriten? Müssen Sie ihn wieder mitnehmen?«
Dr. Weir lächelte und blieb eine Zeit lang stumm. Dann sagte sie: »Nun, Alex, ich denke, das solltest du entscheiden. Ich brauche ihn nicht mehr. Ich habe genug Daten und Proben von diesem Meteoriten genommen, sodass ich die nächsten sechs Monate noch damit beschäftigt bin. Normalerweise würde ich sagen, dass ein Meteorit dieser Qualität unbedingt in ein Museum gehört, denn ich bin mir sicher, dass es viele Menschen gibt, die ihn gerne sehen würden. Aber das ist einzig und allein deine Entscheidung. Wenn du ihn behalten möchtest, dann solltest du ihn behalten. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden.«
Ich drückte den Meteoriten fest an meine Brust. »Ich glaube, ich möchte ihn behalten«, sagte ich. »Vorläufig wenigstens.«
Und das tat ich. Fünf Jahre lang hatte der Meteorit einen Ehrenplatz auf dem Regal in meinem Zimmer. Dann, im Juni 2009, entschied ich, ihn mit anderen Menschen zu teilen. Ich hatte das Gefühl, die Zeit sei reif, aber dazu später mehr. Im Augenblick habe ich wohl genug über meinen Meteoriten erzählt. Wenn Sie ihn sehen wollen, dann gehen Sie ins Naturhistorische Museum
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