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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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Keinen Wein für mich, Herr Schäfer. Ich trinke keinen Alkohol. Aber ich habe große Lust auf Coca-Cola. Keine Angst – ich habe einige Dosen im Auto .«
    Während er für meine gestotterten Sätze größtes Verständnis aufwies, so zeigte er keins in Bezug auf die Anrede, die ich für ihn wählte. Sie war ihm zu formell.
    »Jetzt, da wir uns besser kennen, nenn mich doch bitte Rudolf«, erklärte er.
    Ich sagte Herrn Schäfer, dass mir nicht wohl dabei sei. »Es ist ein bisschen zu …« Ich suchte nach einer Erklärung, die nichts mit Rentieren zu tun hatte, aber mir fiel keine ein. Und so meinte ich zu guter Letzt: »Vielleicht könnte ich Sie Rudi nennen, wenn Sie nichts dagegen haben?«
    »Das ist durchaus akzeptabel«, nickte Herr Schäfer. »So nennen mich meine beiden erwachsenen Töchter auch.«
    Das fand ich seltsam, sagte aber nichts dazu. Herr Schäfer erzählte uns von seinen Töchtern, die beide in Zürich lebten, genauso wie seine Exfrau, von der er sich vor zehn Jahren einvernehmlich hatte scheiden lassen, und genau während dieser scheinbar harmlosen Konversation schlich sich die Gefahr unbemerkt von hinten an.
    »Meine Frau war nicht glücklich über meinen Berufswechsel«, erzählte uns Herr Schäfer. »Oder besser gesagt, sie war nicht glücklich mit der Aufmerksamkeit der Medien, die meine neue Arbeit leider mit sich brachte. Ich würde gerne behaupten, dass sich dieses Ärgernis mit den Jahren erledigt hätte, aber wie Ihnen sicher bewusst ist, gibt es immer noch Fälle, die sehr kontrovers diskutiert werden.«
    Ein Blick reichte aus, um mir zu beweisen, dass Herr Schäfer nicht länger verallgemeinerte. Ich zwinkerte ihm panisch zu und hoffte, dass Mr. Peterson nichts davon bemerken würde, was er offensichtlich auch nicht tat. Durch sein nachlassendes Sehvermögen fiel es ihm schwer, solche raschen, nonverbalen Zeichen zu erkennen.
    Herr Schäfer nippte an seinem Wein, ohne den Blick abzuwenden oder seine Haltung zu verändern. » Er weiß es nicht? «, fragte er auf Deutsch mit ruhiger Stimme.
    » Nein «, erwiderte ich, ebenfalls deutsch sprechend. » Ich denke, dass es so besser ist. «
    Herr Schäfer nickte nachdenklich.
    Wenn ihr beiden euch weiter auf Deutsch unterhaltet, gehe ich auf eine Zigarette nach draußen ,schrieb Mr. Peterson.
    Ich reichte den Zettel an Herrn Schäfer weiter und nutzte die Gelegenheit, während er ihn las, ein weiteres Mal zu zwinkern, diesmal an Mr. Peterson gerichtet. Alle Umstände in Betracht ziehend, war dies wohl kaum ein guter Moment, um »etwas zu rauchen«, aber mein Zwinkern kam entweder nicht an oder wurde komplett ignoriert.
    »Ich würde die kleine Veranda auf der Rückseite des Hauses vorschlagen«, sagte Herr Schäfer. »Und währenddessen könnte mir Alex vielleicht beim Abwasch helfen, ja?«
    »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist«, sagte ich zu Mr. Peterson, nachdem ich ihn vor der Verandatür geparkt hatte. »Seien Sie wenigstens diskret. Wir haben keinen Schimmer, wie Herr Schäfer darüber denkt.«
    Sterben ist sein Geschäft , bemerkte Mr. Peterson . Ich glaube nicht, dass er sich von ein bisschen Gras aus der Ruhe bringen lässt.
    »Vielleicht doch, wenn er auf die Idee kommt, dass Ihr Urteilsvermögen darunter leiden könnte.«
    Ich hatte den Eindruck, dass Mr. Peterson die Augen verdreht hätte, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Immer mit der Ruhe , kritzelte er. Es ist Gras und kein LSD.
    Ich nahm mir eine Auszeit von dreißig Sekunden und ging dann in die Küche, wo Herr Schäfer bereits heißes Wasser ins Spülbecken eingelassen hatte und auf ein Geschirrtuch deutete, das über dem Heizkörper hing.
    »Nun, Alex«, sagte er, »es sieht so aus, als hätten wir ein kleines Problem.«
    »Ja«, stimmte ich zu.
    »Natürlich war mir von vornherein klar, dass die Umstände dieses Falls außergewöhnlich sind. Wir haben nur selten Leute hier, die jünger sind als du – Kinder oder Enkel, die bis zum Ende bleiben und sich verabschieden möchten. Aber dann ist die ganze Familie anwesend. Deine Situation ist bislang für mich einzigartig.«
    »Mr. Peterson hat keine Familie«, sagte ich. »Er hat nur mich.«
    »Ja, das verstehe ich. Aber kommen wir zum Kern der Sache. Wie alt bist du, Alex?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Ich bin siebzehn«, gab ich zu. »Ich bin alt genug, um Auto zu fahren und Nachkommen zu zeugen, aber ich bin nicht alt genug, um zu wählen und Alkohol zu trinken.«
    Herr

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