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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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meiner Mutter ab wie ein Gummiball. »Wunderbar«, sagte sie. »Dann machen wir gleich einen Termin aus. Ich denke, der nächste Samstag wäre passend?«
    »Sehr passend.«
    »Ausgezeichnet. Dann ist es abgemacht.«
    Mr. Peterson schaute mich an. Sein Blick war irgendwie belustigt. Ich zuckte ganz leicht mit den Schultern, ohne dass meine Mutter es bemerkte.
    »Komm mit, Alex«, sagte sie und versetzte mir einen letzten Stoß in die Rippen. »Ich glaube, du hast Mr. Petersons Zeit schon genug in Anspruch genommen. Jedenfalls genug für ein Wochenende.«
    Dieser Spruch ergab vielleicht für meine Mutter irgendeinen Sinn, aber unter Berücksichtigung des Handels, den sie gerade abgeschlossen hatte, erschloss sich mir seine Logik nicht.

9 Methan
    Es regnete, als ich am folgenden Samstag die Einfahrt zwischen den Pappeln entlangging. Es war ein trüber, nebelfeiner Nieselregen, der wie Nadelspitzen in meine Haut stach. Ich hoffte sehr, dass ich nicht Unkraut jäten oder den Rasen mähen oder die Fenster von außen putzen musste; aber je öfter ich nach oben in den bleigrauen Himmel schaute, desto sicherer war ich mir, dass dies oder eine ähnlich gemeine Aufgabe mein Schicksal sein würde. Doch wie sich herausstellte, hatte Mr. Peterson andere Pläne.
    »Kannst du Auto fahren?«, fragte er. Es war das Erste, was er zu mir sagte, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
    Ich wies ihn darauf hin, dass ich erst dreizehn war.
    Mr. Peterson betrachtete mich kritisch, als ob dies genau die »Ich kann das nicht«-Einstellung war, die er von mir erwartet hatte. »Du kannst also kein Auto fahren, was?«
    »Nein.«
    »Junge, ich spreche nicht von einem Hundertkilometertrip. Ich brauche nur ein paar Sachen aus dem Laden.« Er blickte böse zum Himmel. »Meinem Bein geht’s bei dem Wetter nicht besonders gut.«
    »Ich bin erst dreizehn«, wiederholte ich entschuldigend. Irgendwie fühlte ich mich nun auch für die Schmerzen in Mr. Petersons Bein verantwortlich.
    »Weißt du, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in deinem Alter schon den Truck von meinem Dad gefahren bin.«
    »Ich habe keinen Dad«, erinnerte ich ihn. »Die unbefleckte Empfängnis, wissen Sie noch?«
    Das sollte ein Witz sein. Er lächelte nicht.
    »Ich könnte Ihr Auto waschen «, schlug ich vor.
    Das rief ein humorloses bellendes Lachen hervor. »Bei dem Wetter? Ich denke, mein Wagen kriegt heute auch so eine anständige Wäsche, meinst du nicht?«
    »Ja, kann schon sein«, sagte ich mutlos. Ich fühlte, wie das beträchtliche Gewicht meiner Nutzlosigkeit meine Schultern nach unten drückte.
    »Außerdem«, fuhr Mr. Peterson fort, »ist körperliche Betätigung bei Regen ja gut und schön, aber ich weiß nicht genau, wie deine Mutter reagieren würde, wenn ich dich mit einer Lungenentzündung nach Hause schicke.«
    »Sie würde ganz gewiss mir die Schuld geben, nicht Ihnen«, sagte ich.
    Mr. Peterson räusperte sich, wie es manche Leute tun, wenn sie in einer verzwickten Situation Zeit gewinnen wollen. »Nun ja«, sagte er, »ich hatte ohnehin etwas Lehrreicheres für dich im Sinn. Deine Mutter scheint ziemlich versessen darauf zu sein, dass du hier etwas lernst, richtig?«
    Ich nickte düster. Meine Mutter und Mr. Peterson wollten mir beibringen, dass die willkürliche Zerstörung eines Gewächshauses falsch war. Das wusste ich bereits. Meine Buße war eine bedauerliche, aber notwendige Scharade, damit sich alle Beteiligten besser fühlten. Ich hatte mich bereits damit abgefunden, dass ich kein Recht hatte, mich wegen dieser Tatsache zu grämen. Aber ich hätte nicht erwartet, tatsächlich etwas zu lernen.
    Wie ich feststellen sollte, hatte ich Mr. Petersons Bestreben in Sachen moralische Belehrung unterschätzt.
    »Kannst du tippen?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Wie steht’s mit deiner Rechtschreibung?«
    »Ganz okay.«
    »Denn wenn du nicht richtig schreiben kannst, dann geht das hier gründlich in die Hose.«
    »Meine Rechtschreibung ist im Allgemeinen korrekt«, versicherte ich ihm. »Und Mr. Treadstone, mein Englischlehrer, sagt, dass ich für mein Alter über einen angemessenen Wortschatz verfüge. Auch wenn es natürlich immer Verbesserungspotenzial gibt. Was soll ich für Sie tippen?«
    »Wir werden ein paar Briefe schreiben«, sagte Mr. Peterson.
    Das Erste, was ich an diesem Tag lernte, war Folgendes: Was man über einen Menschen zu wissen glaubt, ist nur ein Bruchteil der ganzen Geschichte.
    Wie ich schon sagte, glaubte man in Lower Godley,

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