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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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Wir schrieben an unseren Abgeordneten im Parlament und verlangten, er möge den Fall von britischen Gefangenen, die ohne Gerichtsverfahren in einem amerikanischen Gefängnis auf Kuba inhaftiert waren, in den Parlamentssitzungen zur Sprache bringen. Wir schrieben einem Richter in China und forderten die sofortige Freilassung von fünf Männern und Frauen, die ins Gefängnis gebracht worden waren, weil sie gegen den Abriss ihrer Häuser protestiert hatten, die einem Olympiastadion hatten weichen müssen. Und wir schrieben einen Brief an den Gouverneur von Nebraska und baten, er möge noch einmal das Todesurteil eines Verurteilten überdenken, der für schuldig befunden worden war, im Alter von achtzehn Jahren einen Polizisten getötet zu haben. Er war mittlerweile zweiunddreißig, und es gab keinerlei Beweise, die ihn mit dem Verbrechen in Verbindung brachten, außer zwei Zeugen, die später ihre Aussagen widerrufen hatten. Der Staat Nebraska hatte vor, ihn mithilfe von Elektrizität zu töten, die man durch seinen Körper leiten wollte, bis das Herz aufhörte zu schlagen. Das war eine sehr dramatische und ziemlich eklige Art, das Leben eines Menschen zu beenden. Die meisten anderen Bundesstaaten der USA – selbst Texas – benutzten keinen elektrischen Stuhl mehr für Hinrichtungen. Nur Nebraska hielt an seinen altertümlichen, verdrehten Traditionen fest.
    Mr. Peterson war dagegen, dass man möglicherweise Unschuldige von Staats wegen tötete. Und er war auch dagegen, dass man definitiv Schuldige von Staats wegen tötete. Er war ein Pazifist, was bedeutete, dass er gegen Gewalt war. Punkt. Diese Information, die vor einer Woche überaus nützlich für mich gewesen wäre, brachte mehrere Fragen auf den Plan.
    »Aber was ist, wenn man jemanden töten muss, damit er sonst niemanden tötet?«, fragte ich. »Was, wenn es Notwehr ist?«
    »Ich glaube nicht, dass man es als Notwehr bezeichnen kann, einen Mann zu töten, der hinter Gittern sitzt.«
    »Nein, aber nur mal angenommen – wenn es wirklich Notwehr ist. Was ist, wenn jemand versucht, Sie zu töten?«
    »Dann habe ich die Moral auf meiner Seite, wenn ich sterbe.«
    Ich dachte, das sollte vermutlich ein Witz sein, aber ich war mir nicht sicher.
    »Ich möchte gerne von mir glauben, dass ich nicht mehr gewalttätig sein kann«, stellte Mr. Peterson klar. »Egal, unter welchen Umständen.«
    »Wegen dem, was in Vietnam passierte?«, fragte ich. »Mit Ihrem Bein und überhaupt?«
    »Zum Teufel, Junge! Du stellst eine Menge Fragen.«
    »Sie wollten doch, dass ich etwas lerne«, entgegnete ich.
    »Hat dir deine Mutter nicht gesagt, dass es Fragen gibt, die man aus Gründen der Höflichkeit und Rücksichtnahme nicht stellt?«
    »Doch«, gab ich zu. »Das hat sie mir gesagt.«
    »Nun, und ich würde sagen, das ist so eine Frage, meinst du nicht auch?«
    »Doch, wahrscheinlich schon.«
    Alle interessanten Fragen schienen in diese Kategorie zu gehören.
    »Mr. Peterson«, sagte ich nach einer Weile. »Ich glaube, ich bin auch ein Pazifist. Ich will damit sagen, ich bin der Meinung, dass die Menschen nicht kämpfen sollten, jedenfalls in neunundneunzig Komma neun Prozent aller Fälle.«
    »Gut so. Es ist wichtig, Prinzipien zu haben.«
    »Außerdem kann ich nicht gut kämpfen«, gestand ich ein.
    »Das ist auch okay. Es ist kein Verbrechen, nicht kämpfen zu können.«
    »Oh.«
    Das war neu für mich. In der Schule wurde es im Allgemeinen als positiv betrachtet, wenn man gut kämpfen konnte. Es war gleichzusetzen mit gut in Sport zu sein.
    »Aber ich glaube, ich würde kämpfen, wenn ich keine andere Wahl hätte«, setzte ich hinzu. »Wenn jemand zum Beispiel Lucy angreifen würde.«
    »Ich weiß nicht, wen du meinst.«
    »Lucy ist unsere Katze.«
    »Hübscher Name.«
    »Es ist die Abkürzung für Luzifer.«
    »Aber sicher doch … Warum sollte jemand deine Katze angreifen?«
    »Das ist bloß hypothetisch. Das bedeutet, es ist bloß ein Beispiel.«
    »Ich weiß, was hypothetisch bedeutet, Junge.«
    »Oh. Na ja, wie auch immer. Lucy ist gerade schwanger, deshalb kann sie nicht besonders schnell laufen, wenn sie einem Feind entkommen müsste. Und sie kann sich auch nicht gut verstecken, weil sie ganz weiß ist. Sie leuchtet irgendwie, selbst in der Nacht. Deshalb auch der Name. Luzifer bedeutet ›Lichtbringer‹.«
    »Ich weiß. Es ist außerdem der Name des Teufels. Das ist dir doch klar, oder?«
    »Ja, sicher. Aber meine Mutter hat eine Menge Sympathie für den Teufel. Sie

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