Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)
versuche es trotzdem …
Auf dem Flug zum Mars werden Winston Niles Rumfoord und sein Hund Kazak mit ihrem Raumschiff in ein chronosynklastisches Infundibulum eingesaugt, das sie in einer langen, spiralförmigen Energiewelle durch die halbe Galaxis spuckt, einer Energiewelle, die sich von der Sonne bis zu Betelgeuse erstreckt, jenem roten Superriesen, der auf Orions rechter Schulter sitzt. (Immer angenommen, dass Orion uns seine Vorderseite zuwendet.) Obwohl Rumfoords Körper sich augenscheinlich in pure Energie verwandelt, re-materialisiert er sich von Zeit zu Zeit wieder – auf der Erde, dem Merkur und dem Titan –, um über das Wesen Gottes zu philosophieren (gleichgültig) und Voraussagen über die nahe Zukunft der Menschheit zu machen. Eine dieser Voraussagen lautet, dass der reichste Mann der Erde, Malachi Constant, sich erst zum Mars, dann zum Merkur und schließlich zum Titan begeben wird, wo er Rumfoords halb verwitwete Exfrau schwängern wird. Diese Dinge geschehen auch, genau wie prophezeit. Es gibt auch noch Nebenhandlungen mit einem winzig kleinen außerirdischen Roboter, gigantischen Singvögeln und den Sirenen, die nicht ganz das halten, was sie versprechen. Am Ende stirbt Malachi Constant während einer angenehmen Halluzination, und Winston Niles Rumfoord und sein Hund werden in unterschiedliche Richtungen quer durch den Kosmos geschleudert.
Etwa nach der Hälfte des Buches meinte ich, verstanden zu haben, was eine Satire war. Ich dachte, Satire sei, wenn man eine wichtige Sache auf eine lustige Weise betrachtete. Aber statt die Bedeutsamkeit der Sache zu verschleiern, wird sie durch die Satire irgendwie noch klarer, reiner – und leichter zu verstehen. Zum Beispiel haben die Soldaten der Marsianischen Armee in Die Sirenen des Titan alle winzige Radioantennen in ihren Köpfen implantiert, sodass die Generäle ihre Gedanken kontrollieren und über sehr große Entfernungen direkt Befehle in die Köpfe einpflanzen können. Als ich das Buch am folgenden Samstag zurückbrachte, fragte ich Mr. Peterson, ob ich mit meiner Vermutung, dass dies ein Beispiel für Satire sei, recht habe.
»Bingo«, sagte Mr. Peterson.
»Das ist eine wirklich lustige Vorstellung«, bemerkte ich.
»Es ist eine wirklich korrekte Vorstellung«, entgegnete Mr. Peterson. »Es entspricht ziemlich genau dem, was man als einfacher Soldat in der Armee erlebt – man wird zu einer ferngesteuerten Waffe für das Vaterland.«
»Halten Sie es für gut, seinem Land zu dienen?«, fragte ich.
»Nein, tue ich nicht«, sagte Mr. Peterson. »Ich halte es für gut, seinen Prinzipien zu dienen. Und in der Armee hat man nicht die Möglichkeit, sich seine Kämpfe und Schlachten entsprechend den eigenen moralischen Grundsätzen auszusuchen. Man tötet auf Befehl. Gib niemals dein Recht auf deine eigene moralische Entscheidung auf, mein Junge.«
»Ich werd’s versuchen«, sagte ich.
Ich redete gerne mit Mr. Peterson, und merkwürdigerweise schien er auch gerne mit mir zu reden. Ich meine, er stöhnte und jammerte immer und meinte, ich würde zu viele Fragen stellen – von denen die meisten idiotisch seien –, und erklärte, ich sei so seltsam, dass er keine Worte finden würde, aber trotzdem duldete er meine Besuche an den Samstagen, und manchmal sogar sonntags, damit ich ihm bei den Briefen helfen und mit dem Hund spazieren gehen konnte. Offiziell war dies immer noch Teil meiner Buße, die erst vorüber sein würde, wenn Mr. Peterson entschied, dass ich nun für den Schaden an seinem Gewächshaus bezahlt hätte. Aber dazu kam es nie. Nach ein paar Wochen sprach niemand mehr von Wiedergutmachung; ich tauchte einfach jeden Samstag um zehn Uhr vormittags auf und fand die Tür stets unverschlossen vor.
Die andere Rechtfertigung für mein regelmäßiges Erscheinen war, dass mir Die Sirenen des Titan sehr gut gefallen und ich beschlossen hatte, auch den Rest von Mr. Petersons Kurt-Vonnegut-Sammlung zu lesen. Wir waren uns darin einig, dass dies meiner moralischen Bildung nur guttun konnte.
Nachdem ich mich mit den Sirenen und der Satire vertraut gemacht hatte, fuhr ich mit Katzenwiege fort, in dem es um eine Art Eis geht, das zur Waffe umfunktioniert wird und schließlich die Welt zerstört. Danach las ich Schlachthof 5 , eine Geschichte über Zeitreisen und den Flammentod von hunderttausend Deutschen in Dresden, einer wahren Begebenheit, die Kurt Vonnegut während des Zweiten Weltkriegs selbst miterlebt hatte. Dann nahm ich mir Frühstück
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