Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)
für Helden vor, was vermutlich das am meisten geschätzte Buch in Mr. Petersons Sammlung war. Es war eine Erstausgabe und ein frühes Geschenk von seiner Frau. Auf dem Vorsatzpapier war eine Widmung: Ich glaube, die Geschichte wird dir gefallen – die Bilder jedoch ganz sicher. In Liebe, R .
»Ich muss wohl nicht betonen, dass du auf dieses Buch ganz besonders gut aufpassen musst, oder?«, fragte mich Mr. Peterson.
»Nein, das müssen Sie nicht«, bestätigte ich ihm.
Ich begriff sofort, was es bedeutete, dass mir Mr. Peterson dieses Buch auslieh. Obwohl er kein Wort darüber verlor, wusste ich, dass er mir die Sache mit dem Gewächshaus endgültig verziehen hatte.
Später, als ich das Buch in meine Tasche steckte, fasste ich es so behutsam an, als wäre es eins von Lucys neugeborenen Kätzchen.
10 SARS
Weil meine Mutter arbeitete und mein Vater nicht vorhanden war, fuhr ich jeden Tag mit dem Schulbus nach Hause. Der Schulbus war nicht direkt ein Schulbus. Es war ein öffentlicher Bus der SARS, der Somerset and Avon Rural Stagecoach, jener Firma, die die meisten Buslinien hier in der Gegend bediente. Aber weil der Fahrplan so abgestimmt war, dass dieser Bus jeden Nachmittag um Viertel vor vier vor der Asquith Academy hielt, waren die meisten Fahrgäste Schulkinder. Der Bus, der um diese Zeit die Strecke fuhr, war mit Sicherheit das schlimmste Vehikel der ganzen SARS-Flotte. Das mag ein Zufall sein, aber es schien mir doch wahrscheinlicher, dass irgendwo irgendjemand eine sehr berechtigte Angst davor hatte, ein anständig gepolstertes Gefährt auf einer Schulstrecke einzusetzen. Der Bus, der um Viertel vor vier an der Asquith Academy hielt, war nicht anständig gepolstert. Und er war auch sonst in keinem guten Zustand – was im Übrigen auch auf den Fahrer zutraf. Es war eine rostige, rumpelnde Schrottlaube, die – wie das Space Shuttle – viel mehr Missionen erfüllt hatte, als von den Ingenieuren jemals geplant oder vorhergesehen. An einer roten Ampel keuchte und bebte der Bus wie ein riesiger asthmatischer Cyborg. Wenn man ihn beschleunigte oder abbremste, ächzte und klapperte der Rahmen äußerst beunruhigend. Dieses fatale Klappern war ganz hinten auf der unteren Ebene am schlimmsten, direkt über dem Motor, aber man konnte es überall fühlen, egal, wo man saß. Das war einer der Gründe, warum es nicht ratsam war, im Schulbus zu lesen. Der andere war, dass Lesen – wie ich bereits sagte – als außerordentlich schwul galt und daher besser ein heimliches Laster bleiben sollte.
An vier von fünf Tagen hätte ich nicht gewagt, im Schulbus zu lesen. Normalerweise bemühte ich mich um einen Platz im Unterdeck, inmitten der normalen Fahrgäste – die sich nie nach oben wagten – und so nah wie möglich am Fahrer, der so aussah, als ob er in dem Augenblick, in dem seine fragwürdige Autorität auf den Prüfstand gestellt wurde, explodieren würde. Wenn sich diese Strategie nicht in die Tat umsetzen ließ, weil das Unterdeck voller Zivilisten mit Kinderwagen und Einkaufstaschen war und mir nur die lärmende Anarchie des Oberdecks als Alternative blieb, suchte ich mir so weit vorne wie möglich einen Sitz und schaute während der Fahrt zu Boden, sagte nichts und machte keine plötzlichen Bewegungen. Die meiste Zeit verbrachte ich in dieser Haltung: stumm auf meine Füße starrend. Wenn ich mich einmal besonders wagemutig fühlte, schaute ich stattdessen aus dem Fenster.
Der Mittwochnachmittag stellte die einzige Ausnahme dar – die Insel der Ruhe in einem ansonsten brüllenden und schäumenden Ozean. Und das hatte ich dem Sport zu verdanken. Im Einklang mit einer sehr alten Tradition, die in Robert Asquiths Oberschule hochgehalten, aber wohl schon viel früher erfunden worden war, gehörte der Mittwochnachmittag dem Sport. Mittwochnachmittags fand das Fußballtraining statt, und Fußballtraining versprach eine viel ruhigere, glücklichere Busfahrt.
Und das war der Grund, warum ich an diesem Tag nicht auf der Hut war.
Um zwanzig vor drei war das Oberdeck halb leer. Ich hatte einen Platz ganz vorne, so weit weg von dem stotternden Motor und den anderen Fahrgästen wie nur irgend möglich, und ich hatte nicht vor, die nächsten zwanzig Minuten zu Boden zu starren. Ich hatte vor zu lesen.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich Frühstück für Helden zu zwei Dritteln durch. Das Buch handelte von einem Künstlertreffen in Ohio, einem alten, verarmten Science-Fiction-Schriftsteller namens Kilgore Trout und von
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