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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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durchschnittlich die Augen verdrehte, sollte man meinen, sie hätte das Augenverdrehen erfunden und patentiert. »Du bist echt komisch«, sagte sie.
    »Ja, ich weiß«, sagte ich.
    »Das ist nicht böse gemeint«, sagte sie. »Es ist nur … na ja, es gibt Schlimmeres.«
    »Danke.« Für mich war nicht beleidigt zu werden schon eine Art Kompliment. »Darf ich jetzt dir eine Frage stellen?«, fragte ich.
    »Wenn es eine höfliche Frage ist«, sagte Ellie.
    »Ähm, nein … nicht direkt. Es geht um das, worüber wir eben geredet haben, um das F-Wort.«
    »Frag schon.«
    »Na ja«, setzte ich an und räusperte mich. »Seit ich das Wort ausgesprochen habe, stehen die Leute förmlich Schlange, um mir zu sagen, wie schlimm es ist: du weißt schon – das schlimmste aller schlimmen Wörter, und dass es besonders beleidigend für Frauen ist. Und, na ja, da wollte ich dich fragen, wie …«
    »Du willst meine Meinung hören?«
    »Ja.«
    »Meine Meinung als Frau ?«
    »Ja.«
    Ellie verdrehte wieder die Augen. »Was soll das ganze Theater? Es ist doch bloß ein Wort.«
    »Genau.«
    »Fotze, Fotze, Fotze, Fotze, Fotze, Fotze, Fotze!«, sang Ellie, um ihre Aussage zu unterstreichen. (Ellie machte ihren Standpunkt immer gern unmissverständlich klar.)
    Insgesamt fühlte ich mich durch ihre Einschätzung in meiner Meinung bestätigt. »Danke«, sagte ich. »Das war sehr interessant.«
    Ich wollte weitergehen. Sie packte mich am Arm.
    »Warte mal!«, sagte Ellie. »Hör doch mal eine Sekunde auf, komisch zu sein. Ich muss dich noch was anderes fragen. Es sei denn natürlich, du hast einen dringenden Termin«, setzte sie sarkastisch hinzu.
    »Na ja, ich wollte eigentlich noch eine Runde um das Feld drehen«, sagte ich.
    Ellie verzog das Gesicht. »Wieso das denn? Ach, ist ja auch egal. Ich gehe mit. Gib mir bloß eine Sekunde.«
    Sie zog ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Schultertasche und zündete sich eine an. Ich blickte mich nervös um.
    »Immer mit der Ruhe«, befahl Ellie. »Es guckt doch niemand.«
    »Aber wir sind auf offenem Gelände«, sagte ich. »Jeder könnte uns sehen.«
    »Vertrau mir«, sagte Ellie. »Offenes Gelände ist der beste Ort, um zu rauchen, weil niemand damit rechnet. Die ganzen Verstecke, wo man sonst so raucht … du weißt schon, hinter dem Pavillon oder neben dem Kunsttrakt« – davon hatte ich nichts gewusst, ließ mir aber nichts anmerken – »na ja, die Orte sind doch total von gestern. Dort wird man nur erwischt. Man muss schon ein Depp sein, um da zu rauchen. Aber hier draußen – keine Chance, dass man hier erwischt wird. Man sieht doch sofort, wenn jemand kommt.«
    »Und jeder kann dich sehen.«
    »Ja, aber sie brauchen ein verdammtes Teleskop, um zu sehen, was man macht.«
    »Mrs. Matthews hat ein Fernglas«, erklärte ich.
    »Mrs. Matthews ist eine Maus«, gab Ellie zurück. »Die gehört zu den Frauen, die sich eher umdrehen und in die Hose pinkeln würden, bevor sie irgendeinen Konflikt riskieren.«
    »Ach so.«
    »Ich sollte dir vermutlich keine anbieten, oder?«
    »Nein.«
    Danach ging sie neben mir her und erzählte mir lang und breit von ihrem Piercing. Ellie hatte beschlossen, sich zu ihrem fünfzehnten Geburtstag ein Augenbrauenpiercing zu schenken. Das erklärte auch das merkwürdige Pflaster über ihrem rechten Auge, das ich nicht anzustarren versuchte. Weniger klar war mir, wie sie hatte erwarten können, dass ein Gesichtspiercing unentdeckt bleiben würde.
    »Ich dachte, es würde gehen, wie bei meinen Haaren«, sagte sie. »Wie damals, als ich aus dem Haus ging, mir die Haare färben ließ, und das war’s. Meine Eltern hatten keine andere Wahl, als es zu akzeptieren. Was hätten sie denn machen sollen? Klar, sie haben wochenlang getobt, aber das war es wert.
    Ich dachte, es würde genauso ablaufen. Aber als ich am Samstag heimkam, sind die beiden total ausgerastet. Ehrlich, man hätte meinen können, ich sei schwanger oder so was.«
    Ich blieb stumm. Ich denke nicht, dass ich etwas Vernünftiges hierzu hätte sagen können.
    »Und jetzt«, fuhr Ellie fort, »sieht es so aus, als ob ich mit dem Piercing nicht mal in die Schule kommen darf. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Es verstößt gegen die Kleiderordnung. Un-fucking-fassbar!« Wütend zog sie an ihrer Zigarette. »Na ja, nachdem mich meine Eltern ein paar Billionen Jahre lang angeschrien haben, haben sie mich gezwungen, den Ring rauszunehmen, und jetzt muss ich dieses blöde Pflaster auf die

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