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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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Augenbraue kleben, bis das Loch verheilt ist.«
    »Oh«, sagte ich. »Ja, das ist blöd.«
    Ein unbehagliches Schweigen setzte ein. Ellie blickte verstohlen nach rechts und links. »Es ist immer noch drin«, flüsterte sie.
    Ich empfand unwillkürlich ein leises Schaudern. »In der Augenbraue?«
    »Genau. Meine Mutter hat den Ring konfisziert, den man eingesteckt hatte, aber ich habe auch noch ein kleines Stäbchen gekauft. Davon wusste sie nichts. Ich dachte, unter dem Pflaster kann es sowieso niemand sehen, also, was soll’s?«
    Dieser Plan, dachte ich, hatte einen offensichtlichen Haken.
    »Ja, ich weiß, was du denkst«, sagte Ellie. »Aber ich habe eine Idee. Ich werde ein Riesentheater daraus machen, dass ich dieses Pflaster tragen muss, und dann werde ich meine Frisur ändern, sodass der Pony auf der anderen Seite liegt, und zwar so.« Sie deutete es mit ihrer freien Hand an. »Das ist ärgerlich, weil es auf der anderen Seite besser aussieht, aber niemand wird Verdacht schöpfen, weil ich mich so wegen des Pflasters beklagt habe. Und dann, wenn ich es in ein paar Wochen abnehmen kann, lasse ich meine Haare einfach so, und die Sache ist erledigt.«
    »Das ist dein Plan?«, fragte ich. »Du willst dir die Haare über das Piercing kämmen und sie ewig da lassen?«
    »Nicht ewig. Nur ein Jahr lang oder so. Ich muss wahrscheinlich jede Menge Haarspray kaufen. Willst du’s mal sehen? Meine Augenbraue?«
    Sie wartete nicht auf eine Antwort. Sie trat ihre Zigarette aus und zog dann vorsichtig das Pflaster ab, das sie in eine Hecke warf.
    »Du solltest deinen Müll nicht einfach so in die Gegend werfen«, wies ich sie zurecht.
    »Herrje, Woods«, sagte Ellie, »du bist ja ein echter Komiker.«
    »Das war ernst gemeint.«
    »Ja, ich weiß. Das ist ja das Komische daran.«
    Von Ellies »Stäbchen« waren nur zwei winzige blaue Kugeln zu sehen – wie aus einem Kugellager –, die an ihr Gesicht geklebt waren, eins über das andere, rechts und links von den feinen schwarzen Haaren, die am äußeren Rand ihrer Augenbraue wuchsen. Die umgebende Haut war rot und entzündet. »Ziemlich cool, was?«, sagte Ellie. Ohne auf eine Antwort zu warten, zog sie ein neues Pflaster aus ihrer Tasche und klebte es auf das Piercing.
    Wir gingen weiter, und Ellie zündete sich eine zweite Zigarette an. Endlich kam sie auf den Punkt zu sprechen, der sie zu mir geführt hatte.
    »Ich möchte, dass du deine Mutter fragst, ob sie mir einen Job gibt«, sagte Ellie zu mir.
    Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte – das jedoch gewiss nicht. »Einen Job?«, wiederholte ich dämlich.
    »Ja, einen Job. Am Wochenende, an den Abenden, in den Ferien – egal wann oder wie. Ich brauche Geld. Ich kriege kein Taschengeld mehr, und ich glaube nicht, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert.«
    Das glaubte ich auch nicht.
    »Und wenn ich schon einen Job machen muss, dann wenigstens einen, der Spaß macht«, sagte Ellie.
    Ich runzelte die Stirn. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich irgendjemand einbildete, für meine Mutter zu arbeiten, würde Spaß machen. Ebenso wenig konnte ich mir vorstellen, dass Ellies Eltern ihre Einwilligung geben würden. Ich fühlte mich verpflichtet, sie darauf aufmerksam zu machen. Ellie verdrehte die Augen. »Ich werde es ihnen nicht sagen – ist doch logisch! Ich erzähle ihnen, ich arbeite in irgendeinem Scheiß-Klamottenladen oder so was.«
    »Oh«, sagte ich. Dann dachte ich kurz nach. »Ich weiß nicht, ob meine Mutter dich überhaupt einstellen darf«, sagte ich schließlich, »ohne dass deine Eltern zustimmen.«
    Ellie zuckte mit den Schultern. »Würde so etwas deine Mutter stören?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, gestand ich ein. Ich hatte keine Wahl. Ich bin ein schlechter Lügner, besonders, wenn man mich unter Druck setzt.
    »Kannst du sie dann wenigstens fragen ? Vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen?«
    »Ja, das könnte ich schon«, sagte ich.
    Ich war ehrlich gesagt nicht besonders begeistert von der Idee. Aber der Sommer war die Touristensaison, und Justine rutschte immer weiter auf eine andere Existenzebene. Vielleicht konnte meine Mutter wirklich Unterstützung im Laden gebrauchen. Und ich vermutete, dass Ellie genau die Art von Mädchen war, die sie mit Freuden einstellen würde. Außerdem vermutete ich, dass es sich als unerträglich herausstellen würde, länger als zehn Minuten am Stück in Ellies Gegenwart zu verbringen. Aber ich konnte mich jetzt nicht mehr drücken. Ich

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