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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Ich bringe Ihnen mein Fundstück rüber. Gestern habe ich Sie gesucht, und Ihr Mann sagte, Sie seien hier beim Capitano, aber als ich nachsehen ging, waren Sie schon wieder verschwunden.«
    »Ja… Letztlich habe ich gar nicht mit dem Capitano sprechen können.«
    »Sie klingen ein bißchen seltsam, was ist denn los?«
    »Nichts, ich… Na ja, nach dem, was Sie neulich sagten, dachte ich eben, Sie wollten von diesem Fall nichts mehr hören.«
    »Also wirklich, Guarnaccia, ich hatte nur mal die Nase voll. Passiert Ihnen das nie?«
    »Doch, ich glaub schon.«
    »Sie nehmen alles so furchtbar ernst.«
    »Das sagt Teresa auch immer.«
    »Und wenn sie jetzt hier wäre, hätte sie das diesmal auch gesagt. Sie ist wohl immer noch nicht wieder zu Hause?«
    »Nein.«
    »Dann ist mir klar, was Ihnen fehlt. Leisten Sie sich etwas Anständiges zu essen, das wird Sie aufmuntern! Ich sag Ihnen was, übermorgen treffen wir uns bei einem Freund von mir, sein Restaurant liegt zwar ein bißchen weit außerhalb, aber es ist die Sache wert, und dann brauchen wir nicht im Büro…«
    Ferrini redete eine geschlagene Viertelstunde auf den Maresciallo ein, und der Maresciallo lieferte zufrieden die Antworten. Nach dem Telefongespräch war ihm so viel wohler zumute, daß er beschloß, zumindest einen Teil des Aktenberges abzutragen, den Lorenzini ihm zum Unterschreiben hingelegt hatte, und danach die Post und die Zeitungen durchzusehen. Lorenzini steckte um acht Uhr den Kopf durch die Tür.
    »Ich gehe jetzt. Soll ich das Telefon umschalten, oder machen Sie es selbst?«
    Anrufe, die nach Dienstschluß in der Wache ankamen, wurden automatisch auf die Notrufnummer der Polizei umgeleitet.
    »Machen Sie es ruhig – ich bin hier im Grunde fertig.«
    Bei der Post war ein handschriftlicher Brief von Marco, den er nicht aufmachte, sondern gegen das Telefon lehnte, um sich daran zu erinnern, ihn irgendwann am folgenden Tag anzurufen. Der nächste Brief, den er vom Stapel nahm, bestand aus mehreren maschinegeschriebenen Seiten in einem länglichen Umschlag, an den mit einer Büroklammer ein Zettel mit ein paar flüchtig hingeworfenen Zeilen angeheftet war.
    Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat – ich bin sehr eingespannt bei diesem Fall (und nicht traurig, von dem anderen abgezogen zu sein). Dies hier stammt aus einem Forschungsinstitut und hat mehr mit Vorbeugung als mit Ermittlungsarbeit zu tun, könnte aber trotzdem nützlich sein. Sie brauchten wirklich das ganze Täterprofil des FBI von Ihrem Mann, aber das zu beschaffen ist wohl unmöglich. Viel Glück. (Behalten Sie die Bücher vorläufig.)
    Der Zettel war von Bacci. Er hatte es also nicht vergessen. Der Maresciallo faltete die maschinegeschriebenen Blätter auseinander.
    MERKMALE VON WIEDERHOLUNGSTÄTERN Erstmals auffällig werden solche Personen entweder anläßlich einer versuchten oder vorgenommenen Festnahme wegen eines größeren oder kleineren Vergehens oder weil die Personen selbst psychiatrische Hilfe suchen. In beiden Fällen kann es geschehen, daß eine solche Person die Behörden ganz offen auf ihren Drang zu töten hinweist. Solche Warnungen sollten in jedem Falle ernst und zum Anlaß genommen werden, die betreffende Person hinsichtlich der nachfolgend aufgeführten Fragenkomplexe zu untersuchen:
    1. Hat die betreffende Person bereits Gewaltverbrechen verübt, vor allem Vergewaltigung oder tätlichen Angriff?
    2. Betreibt die betreffende Person Alkoholmißbrauch? Ist sie drogenabhängig? Chronischer Drogenmißbrauch kann angeborene aggressive Anteile der Persönlichkeit aktivieren und zu Gedächtnisausfällen führen, aufgrund deren die Personen die von ihr verübten Gewalttaten vergißt.
    3. Symptome einer manisch-depressiven Erkrankung. Leidet die betreffende Person unter starken Stimmungsschwankungen, die nicht durch äußere Erlebnisse provoziert wurden?
    4. Unstillbarer Geschlechtstrieb. Ein starkes sexuelles Verlangen ist weder unnormal noch ungesund. Gefährlich ist jedoch ein unstillbares sexuelles Bedürfnis, das nicht durch Sex allein befriedigt werden kann, sondern das der Ausübung von Gewalt und sogar Folter bedarf, um einen Orgasmus auszulösen.
    5. Ein übermäßiges Interesse an Blut, Greueln und Tod, häufig durch Filme und Zeitschriften wachgehalten, kann im Verein mit anderen Merkmalen ein Zeichen unmittelbar drohender Gefahr sein.
    6. Ist die Person gefühlskalt und gleichgültig gegenüber den Empfindungen anderer Menschen? Eine solche durch Entbehrung

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