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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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sich ja nicht all die Mühe gemacht, wenn er nur das Original hätte verkaufen wollen. Er hat nicht deiner Mutter die Kopie gegeben oder sie ihr irgendwann einmal wenigstens angeboten?«
    »Nein. Ich habe gestern abend mit ihr darüber gesprochen. Nachdem er das Bild aus dem Haus geholt hatte, hat sie nie wieder etwas darüber gehört, erst als sie in der Zeitung las, daß es von einem amerikanischen Museum gekauft worden sei – also fast ein Jahr später.«
    »In diesem Falle hast du allen Grund zur Annahme, daß dein Bild das Original war.«
    »Das habe ich ihr auch gesagt. Es hat fast fünfzig Millionen Lire eingebracht, und ich wollte, daß sie die Hälfte davon nimmt. Sie hat abgelehnt. Sie sagte, sie hätte gern das Bild zurückgenommen und es in der Familie behalten, wo es hingehört. Vermutlich nimmt sie mir übel, daß ich ihr nichts gesagt habe. Denn immerhin war es ja ihr Bild.«
    »Du wolltest sie vor einem Skandal bewahren. Der Skandal ist nun geplatzt, aber sie ist geschützt. Marco, nimm einfach das Geld und kehr zum Alltag zurück.«
    Marco sah den Maresciallo dankbar an. »Ich bin wohl vor allem deshalb zu Ihnen gekommen. Es tut mir gut, das zu hören. Sie sind der einzige Mensch, dem ich etwas glaube.«
    Er stand auf. »Vielen Dank für alles.«
    Der Maresciallo begleitete ihn zur Außentür und sah ihm nach, als er die Treppe hinunterstieg. Dann ging er in sein Büro zurück und zog seinen Paletot an. Die Mütze in der Hand, rief er: »Lorenzini! Ich gehe. Di Nuccio soll mich fahren.«
    Diesmal ließ man ihn nicht warten, und der Maresciallo war sich fast sicher, daß Benozzetti mehr als erpicht darauf war, ihn zu sehen. Um so besser. An jenem ersten Abend im November war es so drückend schwül gewesen, doch nun wehte ein grimmiger Wind von den Bergen herab, und trotz der grellen Sonne, die seine Augen sogar hinter der dunklen Brille zum Tränen brachte, war er sehr froh über seinen dicken schwarzen Paletot und die warmen Lederhandschuhe.
    Der Türöffner summte, und der Maresciallo stieß die Tür auf. Benozzetti wartete hinter der Tür zum Haus, und schon der kurze Blick, den der Maresciallo auf sein Gesicht werfen konnte, sagte ihm, wie erregt er war.
    »Ich habe Sie erwartet. Ich wußte, daß Sie kommen würden.«
    Er zog den Maresciallo förmlich zur Tür hinein, um sie rasch wieder schließen zu können. »Wenn Sie heute nicht gekommen wären, hätte ich Sie angerufen.«
    »Oder mir geschrieben«, erwiderte der Maresciallo ohne den leisesten Anflug von Ironie.
    »Vielleicht.«
    Was wollte er? Gehör finden? Nach dem aufsehenerregenden Artikel in der Farbbeilage fand er doch gewiß soviel Gehör, wie er nur brauchte.
    »Sie wollen sich natürlich das Bild ansehen.«
    Der Maresciallo hatte nicht das geringste Interesse daran, das Bild zu sehen, doch das, woran er interessiert war, war nicht leicht zu bekommen, und deshalb durfte er auf keinen Fall das Mißtrauen des Mannes wecken.
    »Das würde ich gern tun. Vielen Dank.«
    »Hier entlang.«
    Der Maresciallo trug seine Mütze in der Hand, und von der Kälte im Atelier schwirrte ihm der Kopf. Kein Fenster, kein Strahl der Wintersonne hellte den langen Raum auf. Das Bild stand auf der Staffelei, auf der beim letzten Mal der von einem Tuch bedeckte »Tizian« gestanden hatte. Das war schade, denn was es mit diesem »Tizian« auf sich hatte, gehörte zu den Dingen, die der Maresciallo ergründen wollte, und er hätte sich das Bild gern noch einmal angesehen.
    »Da! Nennen Sie mir einen Fehler, wenn Sie können.«
    »Ich… Nein, es ist fehlerfrei.«
    Automatisch hätte er fast schon wieder gesagt, daß er nicht genug von diesen Dingen verstehe, um das beurteilen zu können, doch er schluckte seine Worte hinunter. Wegen jener Tizian-Episode war ja dieser Mann, der sonst jeden in der Kunstwelt verachtete, zu dem Schluß gekommen, daß der Maresciallo der Geeignete dafür sei, seine Bilder zu beurteilen. Also war es den Versuch wert, Kapital aus dieser ungewohnten Hochachtung zu schlagen. Zumindest war es eine nette Abwechslung, wo sonst jeder, der dem Maresciallo begegnete, meinte, er schlafe noch beim Gehen. Benozzetti war verrückt, keine Frage, aber man mußte die Tröstungen nehmen, wie sie das Leben einem bot, und wenn sich das Mißverständnis als nützlich erweisen sollte, um so besser.
    »Ich kann keinen Fehler daran erkennen«, wiederholte er.
    »Ha!«
    Benozzetti blies dem Maresciallo seinen Atem an den Hals, und der Maresciallo drehte

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