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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Leben der Kunst der Malerei gewidmet und nie Anerkennung gefunden. Ich habe niemals eine falsche Signatur unter ein Bild gesetzt und niemals zu einer falschen Zuschreibung oder Herkunftsangabe angestiftet. Die Händler und Galeriebesitzer haben mir stets das Honorar gezahlt, das ich verlangt habe und das nie höher war als das Honorar für ein Bild, das erkennbar von mir stammte. Sie haben nie etwas gesagt, nie Fragen gestellt. Sie haben meine Bilder für riesige Summen veräußert, manchmal für das Tausendfache dessen, was sie mir gezahlt haben. Kein einziger Händler hat jemals ein von mir signiertes Bild angenommen. Fast jeder Kunstsachverständige in Europa hat mindestens einmal eines meiner Bilder Corot, Rembrandt, Dürer oder Augustus John zugeschrieben. Ich habe sie alle gegeneinander ausgespielt. Ich habe absichtlich stilistische Fehler eingebaut, die allen entgangen sind. Ich habe in den größten Auktionsräumen der Welt gesessen und mich daran ergötzt, wie sich aufgeblasene, unwissende Männer zum Narren machten. Ich habe Kunden gesehen, die Schecks über enorme Summen für Werke hingereicht haben, die sie nicht verstanden und die sie nicht gekauft hätten, wenn auf den Bildern die richtige Signatur, meine eigene, gestanden wäre.
    Ich besitze die Originalquittungen für alle Gemälde und Zeichnungen, die in diesem Artikel aufgeführt sind, angefangen bei einer kleinen Zeichnung von »Corot«, die vierzig Jahre alt ist, bis hin zu dem von »Antonio Franchi« gemalten Porträt, das in dieser Woche bei einer Auktion in Florenz verkauft worden ist. Für dieses Bild habe ich gar nichts erhalten. Ich gab es einem Kunstsachverständigen, Landini, der wie viele andere durch meine Begabung reich wurde. Er starb, ohne die Wahrheit begriffen zu haben, und wäre er noch am Leben und könnte dies lesen, hätte er es geleugnet, wie es auch alle anderen leugnen werden. Landini gab mir 1974 den Auftrag, das Porträt von Antonio Franchi zu kopieren. Ohne sein Wissen fertigte ich zwei Kopien an. Ich machte mir dann das Vergnügen, daß ich ihn zwischen der »Kopie« und dem »Original« unterscheiden ließ, während ich das dritte Bild in meinem Safe versteckte, wo es sich bis auf den heutigen Tag befindet. Ich sah, mit welcher Verstörung er sich mühte zu begreifen. Ich selbst gab keinen Hinweis, und zum Schluß ging er mit beiden Bildern fort, ohne sich geäußert zu haben. Immerhin eine recht intelligente Strategie, vorzugeben, welches Bild die Kopie sei, verstünde sich von selbst, so daß man darüber kein Wort zu verlieren brauche.
    Landini verkaufte das Bild, in dem er wohl letztlich die Kopie zu erkennen meinte, für eine große Summe an ein amerikanisches Museum und behielt das zweite. Er hat dieses Museum bestohlen, wie er seine Frau bestohlen hat, welcher das Original in Wahrheit gehörte.
    Bin ich also ein Verbrecher? Ich habe die Demütigung erfahren, von der sogenannten Kunstwelt verachtet oder nicht zur Kenntnis genommen zu werden, aber ich habe mich an den Betrügern, den Ignoranten, den Arroganten, den Dieben und Spekulanten gerächt, die diese Welt regieren. Ich habe meine Opfer mit Bedacht gewählt: Ein echter, wißbegieriger Kunstfreund war nie darunter.
    Ich werde keine Bilder mehr malen, weil ein echter Künstler in dieser Welt nicht überleben kann, und ich bin ein echter Künstler, kein Fälscher.
    Es gibt keine Fälschung, es gibt nur falsche Zuschreibungen.
    »Er hat recht, nicht wahr?« sagte Marco, kaum daß er dem Maresciallo gegenüber Platz genommen und den Artikel auf dem Schreibtisch gesehen hatte. »Was er sagt, ist nicht von der Hand zu weisen.«
    »Nein«, entgegnete der Maresciallo, »er lügt.«
    »Aber mein Vater…«
    »Ich will Ihren Vater nicht entschuldigen, ich spreche von Benozzetti.«
    Entsprach das nicht genau dem, wogegen er in dem Fall gegen den Verdächtigen schon so lange ankämpfte, ohne das Problem in Worte fassen zu können? »Jede Einzelheit, die er sagt, ist richtig, und trotzdem lügt er. Er lügt immer, belügt sogar sich selbst. Ich weiß nicht, ob dein Vater deiner Mutter dieses Gemälde gestohlen hat. Aber wenn das, was in Benozzettis Safe liegt, das Original ist, und es ist ja durchaus möglich, dann hat er es gestohlen, deiner Mutter und dir nämlich.«
    »Das sehe ich auch so – wenn es das Original ist.«
    »Und er behauptet, dein Vater habe die Wahrheit niemals herausgefunden. Ich vermute eher, er hat geahnt, wie es sich verhielt. Es tut mir leid, das zu

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