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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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sagen, aber wenn er sich über den Wert dieses Bildes im klaren gewesen wäre, hätte er es, wie alles andere auch, seiner zweiten Frau vermacht.«
    »Vielleicht hat er sich einen Spaß daraus gemacht, mir das Problem aufzuladen?«
    »Das weiß ich nicht. Du kanntest ihn besser als ich. Willst du mir vielleicht jetzt sagen, was du die ganze Zeit über vor mir geheimgehalten hast? Ich gehe davon aus, daß du von dem Verkauf nach Amerika gewußt hast.«
    »Es tut mir leid…«
    Marcos Gesicht war dunkelrot. Er schob die Haare beiseite, die ihm in die Augen gefallen waren, und kramte mit den Händen in seinen Taschen herum. »Es tut mir leid…«
    »Rauch nur, wenn es dir hilft.«
    Nach den vielen Malen mit Ferrini, was machte da eine Zigarette mehr?
    »Danke. Auf eine Art hat mein Vater das Bild meiner Mutter doch gestohlen, obwohl er gesagt hat, sie habe es ihm geschenkt. Es hing immer im Schlafzimmer meiner Mutter. Mein Vater überredete sie dazu, es zu verkaufen. Ich war damals um die dreizehn. Ich wußte nicht, worum es ging, aber ich weiß noch, daß sie sich oft stritten. Hier überlagern sich vermutlich mehrere Erinnerungen, da sie sowieso kurz vor der Scheidung standen, jedenfalls brachte ich die Auseinandersetzungen mit dem Bild in Zusammenhang. Mein Vater hatte bereits einen Lehrstuhl an der Universität, und er machte sich allmählich als Kritiker einen Namen, aber es war nicht viel Geld da. Ich nehme an, er konnte sie zum Verkauf überreden. Wie das Bild aus dem Haus kam, habe ich nicht gesehen, aber ich weiß noch, daß sie sich im Schlafzimmer eingeschlossen hatte und weinte.
    Das brachte ich auch wieder mit dem Bild in Zusammenhang, aber es hätte auch verschiedene andere Gründe haben können. Vermutlich wurde das Bild verkauft, nachdem es illegal außer Landes gebracht worden war. Viel weiß ich darüber nicht, aber eines doch, nämlich daß mein Vater das Geld dazu benutzte, sich mit einer anderen Frau eine Wohnung einzurichten, und daß er diese Frau nach der Scheidung dann heiratete. Jahre später erzählte mir meine Mutter einmal, daß sie keine Lira von dem Geld gesehen habe.«
    »Und sie hat nichts dagegen unternommen?«
    »Es wurde ja illegal außer Landes gebracht.«
    »Aber doch nicht von ihr.«
    »Das hätte sie doch nicht beweisen können, oder? Das Bild gehörte ja ihr. Der Gedanke an einen Skandal entsetzte sie, wohingegen mein Vater… na ja, Sie wissen ja, wie er war. Was für Risiken er eingegangen sein muß, wenn das stimmt, was Benozzetti behauptet… Wenn ich Ihnen das alles nicht schon früher erzählt habe, dann einzig und allein meiner Mutter wegen, das versichere ich Ihnen.«
    »Laß es gut sein. Wenn du es mir gesagt hättest, hätte das auch nichts geändert.«
    »Meinen Sie? Nach dem da« – er wies mit einer Kopfbewegung auf die anstößige Zeitschrift – »geht sie sowieso nicht mehr aus dem Haus.«
    »Sie wird darüber hinwegkommen. Schließlich sagt Benozzetti hier eindeutig, daß Ihr Vater es ihr gestohlen hat – niemand kann sie verdächtigen.«
    »Ich weiß.«
    Der Gedanke bestürzte Marco. »Aber er war ja noch ihr Mann. Alle wissen, daß er sie ausgeplündert hat, um sich mit der anderen Frau zusammenzutun, und dafür schämt sie sich immer noch.«
    »Und du?«
    Marco drückte die Zigarette aus und sah nachdenklich auf seine Hände hinab. »Es ist eigenartig… ich weiß auch nicht, wie ich das erklären soll, aber mir ist wohler. Ich habe immer in seinem Schatten gestanden, er hat mir immer das Gefühl vermittelt, ein Waschlappen zu sein, unfähig. Er war ja ein so kluger Kopf. Aber wenn er betrügen mußte, um an sein Ziel zu kommen, dann macht es mir nicht mehr so viel aus. Dann bin ich meiner selbst sicherer. Können Sie das verstehen?«
    »Ich glaube schon. Also« – der Maresciallo beugte sich ein wenig nach vorn und fixierte Marco aus großen Augen – »bevor du in irgendeiner Weise auf diesen Artikel reagierst, etwas unternimmst oder sagst, denk daran – er ist ein Lügner. Ich glaube nicht, daß er der Versuchung hat widerstehen können, deinem Vater zu zeigen, welches die Kopie ist, sonst müßte ich mich vollkommen in seinem Charakter getäuscht haben. Daraus schöpft er ja seine Befriedigung. Ob er Geld für den Auftrag annahm oder nicht, ist unerheblich, obwohl ich wetten könnte, daß er hier ebenfalls lügt. Er muß sein Brot verdienen wie wir alle. Dein Vater hat dann jedenfalls das Original und eine der beiden Kopien mitgenommen – er hätte

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