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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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des Kindes schlafen müssen. Der Arbeitgeber, dessen Identität wir wegen des außerordentlichen Presseinteresses geheimhalten, bewog die junge Frau dazu, den Mißbrauch offiziell anzuzeigen.
    Die Mutter bestätigte die von ihrer Tochter vorgetragenen Anschuldigungen und sagte aus, keine der beiden Frauen habe gewagt, den Mund aufzumachen, weil ihr Mann sie häufig geschlagen und übel zugerichtet habe.
    Anscheinend waren die wiederholten Vergehen an der Tochter nicht auf das Schlafzimmer beschränkt. Tochter und Mutter schilderten, wie sie von dem Verdächtigen spätabends mit dem Auto in einsame Gegenden gebracht und gezwungen wurden, im Wagen oder auf dem Waldboden sexuelle Handlungen, teils auch perverser Natur, vorzunehmen. Seine Forderungen schienen keine Grenzen zu kennen.«
    Simonetti machte eine Pause und schaute nacheinander alle Männer am Tisch an, bevor er fortfuhr. »In wenig mehr als einem Monat wird dieser Mann aus der Haft entlassen. Wir wissen, daß es keine solchen Morde mehr gegeben hat, seit er im Gefängnis ist. Wir wissen auch, daß wir es bei unserem Verdächtigen mit einem brutalen Killer zu tun haben, denn er wurde wegen Mordes, eines besonders heimtückischen Mordes, verurteilt. Wir wissen, daß wir es mit einem Mann mit perversen sexuellen Neigungen zu tun haben, deren Ausmaß an die Grenzen unseres Vorstellungsvermögens stößt und die wir nicht erfassen, geschweige denn hinnehmen können. Nichtsdestotrotz wird dieser Mann bald zu seiner Familie zurückkehren und wieder auf die Gesellschaft losgelassen. Wir können es nicht verhindern, denn wir haben keine Beweise gegen ihn. Ihre Aufgabe, unsere Aufgabe besteht darin, diese Beweise zu finden. Meine Herren, ich bin fest entschlossen, sie zu finden, ohne jeden Kompromiß.«
    Er machte wieder eine Pause und öffnete eine dünne Akte, die neben dem psychiatrischen Täterprofil vor ihm auf dem Tisch lag. Darin befand sich eine durchsichtige Plastikhülle, in der ein einzelnes Blatt Papier steckte.
    »Da der Mann bereits wegen eines Gewaltverbrechens verurteilt worden war, hatten wir seinen Namen bereits auf unserer Liste möglicher Verdächtiger. Vor Jahren schon erhielten wir eine anonyme Mitteilung, der wie in allen solchen Fällen natürlich sofort nachgegangen wurde. Eine Hausdurchsuchung bei dem Verdächtigen verlief jedoch ergebnislos, und die Sache wurde fallengelassen, vor allem deshalb, weil wir in diesem frühen Stadium bei dem Verdächtigen noch keinen Hinweis auf sexuelle Perversionen hatten. Nach den von seiner Tochter vorgebrachten Anschuldigungen aber nahmen wir uns den anonymen Brief noch einmal vor und überprüften ihn.«
    Er zog das Blatt Papier aus der Hülle.
    »Er ist an den Maresciallo von Pontino adressiert und wurde von diesem an den Ermittlungsrichter weitergeleitet.
    Würden Sie sich bitte den Mörder ans Pontino vornehmen, denn er hat die Liebespaare in den Autos umgebracht.
    Er ist brutal und gewalttätig. Er ist ein Spanner.
    Er ist ein dreckiger Perverser, und Sie müssen ihn v erhaften.
    Wie Sie wissen, wird ein anonymer Brief vor Gericht als Beweismittel nicht anerkannt. Wenn man sich jedoch in die Lage der Menschen in der Umgebung dieses Mannes versetzt, die sich ganz offensichtlich vor ihm fürchten, seine eigene Familie eingeschlossen, dann überrascht es kaum, daß uns eine Information, die ihm schaden könnte, anonym erreicht. Um so weniger zum jetzigen Zeitpunkt, da er ja demnächst aus der Haft entlassen wird. Folglich müssen solche Mitteilungen ernst genommen werden.«
    Simonetti schaute auf die Uhr. »Ich sollte Ihnen jetzt wohl eine Mittagspause gönnen, hätte aber gern, daß Sie alle sich um 14 Uhr 30 wieder hier einfinden. Bitte seien Sie pünktlich. Wir haben heute nachmittag noch viel vor.«
    Zunächst jedoch hatten sie kalte regnerische Straßen vor sich, in denen sie ein Lokal finden mußten, wo sie zu Mittag essen konnten, denn im Gegensatz zu Bacci, der auf dieser Seite der Stadt wohnte, schafften sie es in der ihnen zugebilligten Mittagspause nicht, nach Hause und wieder zurück zu fahren.
    Die Beamten von der Zivilpolizei gingen gemeinsam fort, und Ferrini und der Maresciallo standen unschlüssig vor dem Haupteingang, knöpften sich die Regenmäntel zu und rückten die Mützen gerade. Der Marmorboden war gesprenkelt von schmutzigen nassen Fußspuren, und auf den Stufen vor dem Eingang steckte eine kleine Gruppe von Journalisten die Köpfe unter ein paar Schirmen zusammen.
    »Ach,

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