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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Maresciallo!«
    Es war Nesti von La Nazione, der sich aus der Gruppe löste und sie anhielt, als sie aus dem Gebäude kamen.
    »Nesti. Wie geht's?«
    »Gut. Freut mich, Sie zu sehen. Sie können uns bestimmt sagen, wo sich die Sonderkommission heute nachmittag trifft.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Klar können Sie. Sie wissen doch, wie Simonetti ist – erst macht er es wer weiß wie spannend, um uns bei der Stange zu halten, und dann sorgt er dafür, daß die Informationen durchsickern. Er würde sich doch ärgern, wenn wir nicht auftauchen würden.«
    Der Maresciallo schaute ihn mit aufgerissenen Augen an.
    »Vielleicht haben Sie sogar recht, aber trotzdem können wir Ihnen da nicht weiterhelfen. Er hat uns nicht gesagt, wohin wir gehen.«
    »Typisch! Mit den Carabinieri hat er noch nie auf gutem Fuß gestanden. Er läßt alles durch die Polizei durchsickern, um die Sympathien der Presse auf ihre Seite zu ziehen. Schlauer Bursche, das müssen Sie zugeben, Maresciallo ach, da sind sie! Entschuldigen Sie mich…«
    Nesti rannte seinen Kollegen hinterher, die die beiden Polizeibeamten auf der Straße erspäht hatten. Der Maresciallo kam nicht umhin zu bemerken, daß das Gespräch, ganz gleich, was dabei auch herausgekommen war, viel länger gedauert hatte, als es bei seiner einfachen Ablehnung eigentlich nötig gewesen wäre.
    »Glauben Sie, daß Nesti recht hat?«
    Ferrini zuckte nur mit den Schultern. »Wen kümmert das schon? Lassen Sie uns etwas essen gehen.«
    Und er schritt die Treppen hinab, so daß der Maresciallo unweigerlich folgte.
    »Haben Sie etwas Bestimmtes im Sinn? Ich kenne mich in diesem Teil der Stadt überhaupt nicht aus.«
    »Dort hinten auf der linken Seite ist ein ganz ordentliches Restaurant. Gehört einem Freund von mir. Er wird uns was Gutes zu essen geben und uns auch einen anständigen Preis machen. Kommen sie nur.«
    Der Maresciallo tat, wie ihm geheißen, und fragte sich, als sie aus dem Regen wieder ins Trockene traten und ihnen ein bullerndes Holzfeuer und ein wundervoller Küchengeruch entgegenschlug, warum manche Männer immer einen Freund hatten, der ihnen Rabatt gab, ihnen ein gutes gebrauchtes Auto, einen Platz in einem schon ausgebuchten Zug, ein Zimmer in einem schon belegten Hotel oder eine Eintrittskarte für ein Spiel besorgen konnte. Fragte sich auch, warum er nie Teil eines solchen Beziehungsnetzes gewesen war. Es war für ihn eine geschlossene Welt, aber er war dankbar, daß Ferrini zu ihr gehörte, als er sah, daß auf der Stelle für sie ein Tisch hergerichtet und eine Flasche Wein auf das weiße Tischtuch gestellt wurde. Und als sich die Schlachtreihen für den täglichen Kampf zwischen seinem Gewissen und seinem Appetit gerade formierten, bedeutete Ferrini dem Kellner mit der Speisekarte zu gehen und schenkte ihnen Wein ein. »Piero weiß schon, was er uns vorsetzt. Überlassen Sie das getrost ihm.«
    Sofort wurde der Waffenstillstand erklärt.
    »Ah…«
    Ein noch tieferer Seufzer, als ein gutgefüllter Teller Spaghetti vor ihm abgestellt wurde. »Das sieht wunderbar aus.«
    Und als er seine Gabel in die schimmernde Tomatensauce steckte, waren seine Sorgen mit einemmal wie weggeblasen.
    »Hier tritt der Darm aus, wie Sie sehen können, und vielleicht erkennen Sie hier auch die perforierte Darmwand. Wenn Sie dies bitte mit dem zuvor gezeigten Lichtbild vergleichen wollen… jawohl, genau. Nicht mehr als drei glatte Schnitte, und die Schamteile sind exzisiert. Das ist ein großer Unterschied, für den Sie eine möglichst stichhaltige Erklärung finden müssen. War hier eine andere Waffe, eine andere Hand am Werk, vielleicht sogar ein Zorn von größerem Ausmaß? Lassen Sie uns nun noch einmal zum ersten Opfer von 1974, zu Sandra Palladini, zurückkehren.
    96 Stichwunden, tiefe Stichwunden überall im Thorax und im Unterbauch. Welches Ausmaß hatte der Zorn hier erreicht? Unter normalen Umständen kann kein Mensch einem anderen 96 derartig tiefe Stichverletzungen zufügen.
    Dafür muß man geradezu rasen vor Zorn, ausgelöst womöglich durch Drogen, Wahnsinn, Alkohol, wer weiß? Hier noch einmal Caterina Di Paola: eine Stichwunde. Eine einzige. Und dann drei glatte Schnitte. Lassen Sie uns den Projektor ausschalten, damit Sie sich die Fotografien ansehen können, die Sie in den Akten haben. Können wir bitte wieder Licht haben?«
    Es wurden nur die Lampen auf dem Podest eingeschaltet. Der übrige Teil des unterirdischen Gerichtssaals mit den leeren Käfigen längs der

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