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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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wenn wir ehrlich sind, haben wir es selbst gesagt: Was macht es schon, wenn er nicht schuldig ist? Die Morde haben aufgehört, und wenn man bedenkt, was er dem Mädchen angetan hat…«
    »Das stimmt. Sie haben recht. Aber das wäre für einen Dummkopf wie Simonetti eine ziemlich schlaue Überlegung, würde ich denken.«
    »Er zieht ja nicht die Fäden, oder? Er muß seinen Kopf hinhalten, wenn aus dieser Show nichts wird, aber wenn doch, so wird er wohl kaum den Erfolg für sich verbuchen können.«
    »Sie haben wieder recht, nur – ich spiele mal den Advocatus diaboli – konnten sie doch die Tochter im Grunde nicht dazu zwingen, ihre Aussage zu unterschreiben, nicht? Oder sie zwingen, Beweise vorzulegen. Sie haben doch gesehen, wie sie ist.«
    »Ich habe gesehen, daß sie Angst hat, und ich weiß einfach nicht, aus welchem Grund. Der Mann an der Theke in der Bar, in der wir zu Mittag essen – hat einmal etwas gesagt… ungefähr in dem Sinne, sie hätte seiner Frau erzählt, sie habe unterschreiben müssen, sonst hätte man sie ins Gefängnis gesteckt.«
    Ferrini zuckte mit den Schultern. »Aber sie ist ja gar nicht richtig bei Verstand. Ich denke mir, sie haben die Geschichte aus ihr rausgeholt, und als sie dann merkte, welche Konsequenzen das hat, hat sie versucht, einen Rückzieher zu machen. Sich einem freundlichen Herrn anzuvertrauen ist das eine, vor Gericht auszusagen aber etwas anderes. Vielleicht hat man sie ein bißchen hart angefaßt, so auf die Tour ›Sie haben uns die Geschichte erzählt, und wenn Sie jetzt die Aussage nicht unterschreiben wollen, sieht das aus, als hätten Sie uns angelogen.‹ Könnte doch sein, daß es so oder ähnlich passiert ist, mehr kann ich darin nicht erkennen. Der Maresciallo hier aus dem Ort kennt sie doch von Kindheit an und weiß, wie man mit ihr umgehen muß.«
    »Nein.«
    »Nicht? Er ist doch seit Jahren hier, oder irre ich mich?«
    »Das alles ist im Polizeipräsidium passiert. Ich habe in der Akte einen kleinen Hinweis darauf gefunden. Sie ist nicht zu dem Maresciallo der Carabinieri hier am Ort gegangen, ich habe ihn gefragt. Er hat mir das vom Polizeipräsidium erzählt, und ihn hat die Geschichte ebensowenig überzeugt wie mich. Der Herr, dem sie sich angeblich anvertraut hat, müßte natürlich wissen, ob die Geschichte wahr ist oder nicht, und sie selbst, wenn ich mich recht entsinne…«
    »…muß wegen des gewaltigen Presseinteresses an unbekanntem Ort verwahrt werden und so weiter, ergo können wir es nicht überprüfen.«
    »Nein. Aber glaubhaft ist das Ganze nicht.«
    »Nein«, räumte Ferrini ein und betrachtete seinen Kollegen nun mit etwas größerem Respekt. »Nein, ich fürchte, Sie haben recht. Es ist überhaupt nicht glaubhaft.«
    Wie erwartet kamen sie mit der Hausdurchsuchung gegen sieben Uhr abends zum Ende. Mitgenommen hatten sie zu guter Letzt nur das im Garten gefundene Projektil und aus der Küche des Bauernhauses eine Seifenschale mit ein paar wertlosen Schmuckstücken, die nach Angabe des Verdächtigen seiner Tochter gehörten, aber auch aus der Handtasche der ermordeten jungen Frau stammen konnten. Der Generalstaatsanwalt, der in den Acht-Uhr-Nachrichten interviewt wurde, sagte, er sei keineswegs enttäuscht, die Untersuchung komme wie geplant voran und er könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Mitteilungen machen.
    »Das soll wohl so klingen, als hättest du eine Menge mitzuteilen, wenn es nur nach dir ginge…«, murmelte der Maresciallo, der mit einem Auge auf den Fernsehschirm schaute, während er sich mit einem Dosenöffner plagte.
    »Autsch! Mistding!«
    Er roch argwöhnisch an der Suppe und schüttete sie dann in einen Topf, groß genug, um darin zwei Suppenhühner gleichzeitig zu kochen. Er hätte in die Kantine hinübergehen können, aber er war zu müde und wollte außerdem zu der fehlenden Seite zurückkehren. Während die Suppe warm wurde, fiel ihm ein, daß er die Wäsche aus der Maschine nehmen mußte. Er öffnete die Klappe und zog an dem feuchten Knäuel aus Hemden, Socken und Unterwäsche, die sich mit dem Trainingsanzug eines seiner Söhne verwickelt hatten. Seine eigenen Sachen hatten die Maschine nicht gefüllt, und es wäre ihm wie Verschwendung vorgekommen, sie nur halbvoll laufen zu lassen. Die Sachen rochen ein bißchen seltsam. Vielleicht hätte er sie nicht so lange in der Maschine liegenlassen dürfen… War es zwei Tage her oder drei?
    »Hm.«
    Seine weißen Hemden sahen nicht ganz so aus, wie sie

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