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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Unterschied war der muffige, modrige Geruch, der im Innern herrschte. Die Wände waren aus nacktem Beton. Von der Decke hingen nackte Glühbirnen. Im Hintergrund des riesigen Raums stand ein Schreibtisch, der von einem geschmacklosen Sammelsurium abgewetzter, durchgesessener Sofas umringt war. In dem Raum befanden sich etwa zehn Männer, alle untätig herumlümmelnd, alle bekleidet mit dunklen Anzügen wie der Mann, der sie hereingeholt hatte. Der einzige, der anders gekleidet war, war der Mann am Schreibtisch. Er trug lediglich ein weißes Rüschenhemd, das ihm, wie Marsha mit raschem Blick registrierte, aus der Hose hing.
    »Was wollen Sie?« fragte der Mann am Schreibtisch. Er hatte ebenfalls einen spanischen Akzent, aber seiner war nicht annähernd so hart wie der des anderen.
    »Ich möchte zu Orlando Martinez«, sagte Marsha. Sie ging direkt zum Schreibtisch und stellte sich davor.
    »Was wollen Sie von ihm?« fragte der Mann.
    »Ich mache mir Sorgen wegen meines Sohnes«, antwortete Marsha. »Er heißt VJ, und ich habe erfahren, daß er in irgendeiner Verbindung zu Orlando Martinez aus Mattapan steht.«
    Marsha hörte, wie ein Murmeln durch die Reihe der Männer auf den Sofas ging. Sie schaute kurz zu ihnen hin, dann richtete sie den Blick wieder auf den Mann am Schreibtisch.
    »Sind Sie Orlando Martinez?« fragte sie.
    »Könnte sein«, sagte der Mann.
    Marsha sah sich den Mann ein wenig genauer an. Er war in den Vierzigern, hatte eine dunkle Haut, dunkle Augen
    und fast schwarze Haare. Er war mit allerlei geschmacklosem Schmuck behangen und trug Manschettenknöpfe aus Brillanten. »Ich möchte von Ihnen wissen, was Sie mit meinem Sohn VJ zu tun haben.«
    »Lady, wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf: Gehen Sie rasch wieder nach Hause, und genießen Sie das Leben! Mischen Sie sich nicht in Dinge ein, von denen Sie nichts verstehen! Das bringt jedem nur Ärger.« Er hob die Hand und zeigte auf einen seiner Kumpane. »Jose, begleite diese Frau hinaus, ehe sie sich weh tut!«
    Jose kam nach vorn und zog Marsha sanft zur Tür. Marsha starrte unverwandt Orlando Martinez an und überlegte fieberhaft, was sie noch sagen konnte. Aber es schien sinnlos. Als sie sich umwandte, fiel ihr Blick zufällig auf einen dunklen Mann auf einem der Sofas, der ein herunterhängendes Augenlid hatte. Marsha erkannte ihn wieder. Sie hatte ihn in VJs Labor gesehen, als Victor sie dort hingebracht hatte.
    Jose sagte nichts. Er brachte Marsha zur Tür, schob sie sanft hinaus und machte sie ihr vor der Nase zu. Marsha stand da und starrte auf die Tür. Sie wußte nicht, ob sie froh oder ob sie wütend sein sollte.
    Sie ging zur Straße zurück, stieg in ihren Wagen und fuhr davon. Als sie auf halber Höhe des Blocks war, sah sie einen Polizisten. Sie fuhr den Wagen an den Straßenrand und kurbelte das Fenster herunter.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie, den Finger auf das Lagerhaus richtend. »Haben Sie irgendeine Ahnung, was diese Leute dort in dem Haus treiben?«
    Der Polizist trat auf die Straße und beugte sich herunter, um genau sehen zu können, worauf Marsha zeigte. »Ach, das da«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Genau weiß ich das auch nicht, aber ich hörte, daß eine Gruppe Kolumbianer dort irgendein Möbelgeschäft oder so was in der Art aufziehen will.«
    Sobald Victor die Gelegenheit dazu hatte, rief er Chad Newhouse an, den Leiter des Werkschutzes, und fragte nach Ramirez.
    »O ja, der ist ein Mitglied der Truppe«, sagte Chad Newhouse. »Er steht seit einigen Jahren auf der Gehaltsliste. Gibt es irgendein Problem mit ihm?«
    »Wurde er nach dem üblichen Verfahren angeheuert?« fragte Victor.
    Chad Newhouse lachte. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Dr. Frank? Sie haben Ramirez doch selbst eingestellt, zusammen mit den anderen von diesem Spezialtrupp gegen Industriespionage. Er ist Ihnen unmittelbar unterstellt.«
    Victor legte den Hörer auf. Er würde mit VJ über Ramirez reden müssen.
    Nachdem er den Verwaltungskram erledigt hatte und das Gespräch mit Ronald für Viertel nach elf vereinbart war, verließ Victor das Gebäude und machte sich auf den Weg zu VJs Labor. Bevor er den Uhrenturm erreichte, trat er in den Schatten von einem der anderen leerstehenden Gebäude und vergewisserte sich, daß er nicht beobachtet wurde. Erst dann rannte er über die Straße zum Uhrenturm.
    Auf sein Klopfen hin schwang die Falltür sofort auf. Victor hastete die Treppe hinunter. Mehrere der Wachleute in

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