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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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waren nur ein paar Zentimeter von Victor entfernt.
    »Tut mir leid«, sagte Ramirez, aber seine Stimme klang überhaupt nicht so, als ob es ihm leid täte. »Niemand darf durch diese Tür, es sei denn, VJ erlaubt es ausdrücklich.«
    Victor studierte Ramirez' Gesichtsausdruck. Es bestand kein Zweifel, daß der Mann meinte, was er sagte. Victor fragte sich, wie er in dieser absurden Situation reagieren sollte. »Vielleicht sollten wir Ihren Vorgesetzten rufen, Mr. Ramirez«, sagte Victor, bemüht, seiner Stimme einen gelassenen Klang zu verleihen.
    »Dies ist die zweite Nachtschicht«, erwiderte Ramirez. »Ich bin der Vorgesetzte.«
    Sie starrten sich einige Sekunden an. Victor war überzeugt von der Unnachgiebigkeit des Mannes und der »Überzeugungskraft« des Hundes. »Okay!« sagte er schließlich. Ramirez ließ seinen Arm los und zog den Hund zurück.
    »In dem Fall werde ich wohl besser gehen«, erklärte Victor, den Blick nicht von dem Hund abwendend. Er beschloß, sich Ramirez am Morgen vorzunehmen. Er würde mit VJ über den Vorfall reden.
    Victor verließ das Gelände auf demselben Weg, auf dem er gekommen war. Am Tor hielt er an und rief den Wachtposten zu sich. »Wie lange ist Ramirez schon bei der Wachmannschaft?« fragte er.
    »Ramirez?« Der Wachtposten sah ihn an und schüttelte den Kopf. »In unserer Truppe gibt's keinen Ramirez, Dr. Frank.«

13
    Montag morgen
    Die Atmosphäre, die beim Frühstück herrschte, war alles andere als normal. Marsha hatte sich beim Duschen fest vorgenommen, sich so zu verhalten, als stünde alles zum besten, aber sie stellte fest, daß das unmöglich war. Als VJ eine Viertelstunde zu spät zum Frühstück erschien, sagte sie zu ihm, er solle sich besser sputen, schließlich müsse er heute wieder zur Schule. Sie wußte, daß sie ihn damit auf den Leim lockte, aber sie konnte es sich nicht verkneifen.
    »Jetzt, da das Geheimnis bekannt ist«, erwiderte VJ, »wäre es ja wohl ziemlich lächerlich, wenn ich in die Schule ginge und so täte, als würde mich dieser Kinderkram brennend interessieren.«
    »Aber ich dachte, es sei wichtig, daß du deine Anonymität wahrst«, konterte Marsha.
    VJ warf einen hilfesuchenden Blick zu seinem Vater, aber Victor trank still seinen Kaffee. Er hielt sich da raus.
    »Ob ich nun zur Schule gehe oder nicht, spielt an diesem Punkt nun wirklich keine Rolle mehr, was die Wahrung meiner Anonymität betrifft«, sagte VJ kühl.
    »Das Gesetz schreibt vor, daß du zur Schule gehen mußt«, ließ Marsha nicht locker.
    »Es gibt höhere Gesetze«, gab VJ zurück.
    Marsha hatte nicht die Absicht, weiter herumzudebattieren. »Was immer du und Victor entscheidet, mir soll's recht sein.« Sie ging zur Arbeit, bevor sie Victors Entscheidung erfahren hatte.
    »Sie wird Probleme machen«, warnte VJ, sobald Marsha zur Tür hinaus war.
    »Sie braucht noch ein wenig Zeit«, erwiderte Victor. »Aber du hättest dich in diesem Punkt mit dem Schulbesuch wirklich ein bißchen kompromißbereiter zeigen können.«
    »Ich sehe nicht ein, warum. Es hilft mir für meine Arbeit nicht weiter. Im Gegenteil, es verzögert nur alles. Sind meine Forschungsergebnisse nicht wichtiger?«
    »Sie sind wichtig«, sagte Victor, »aber sie sind nicht alles. Nun denn, wie willst du heute zu Chimera kommen? Willst du mit mir fahren?«
    »Nein«, antwortete VJ. »Ich werde mit meinem Fahrrad fahren. Hast du was dagegen, wenn Philip deins benutzt?«
    »Nein, nein, das ist schon okay. Wir treffen uns dann am späten Vormittag in deinem Labor. Ich brauche noch die genauen Einzelheiten über das Implantationsprotein, damit die Rechtsabteilung schon mal anfangen kann, das Patentanmeldungsverfahren vorzubereiten. Außerdem will ich den Rest deines Labors und das neue Labor sehen.« Victor erwähnte nichts von der nächtlichen Episode mit Ramirez.
    »Fein«, sagte VJ. »Aber paß auf, daß dich keiner sieht, wenn du kommst! Ich will nicht, daß da plötzlich noch andere Besucher aufkreuzen.«
    Fünfzehn Minuten später radelte VJ die Stanhope Street hinunter. Philip war direkt hinter ihm auf Victors Rad, und dahinter fuhr Pedro in seinem Ford Taunus.
    VJ sagte Philip und Pedro, sie sollten draußen warten, als er mit seinen Satteltaschen in die Bank ging. Zum Glück war Mr. Scott gerade mit einem anderen Kunden beschäftigt, und VJ konnte in Ruhe an sein Schließfach, ohne sich wieder einen Vortrag anhören zu müssen.
    Victors Fahrt zur Arbeit war nicht sorgenfrei. Obwohl er versuchte, an

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