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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Erleichterung, denn diese Skalen wiesen einen guten Bezug mit der klinischen Realität auf, und sie hatte befürchtet, sie könnten angesichts von VJs Geschichte erhöht sein.
    Aber dann sah sie, daß Skala drei »hoch normal« war. Das würde bedeuten, daß VJ zur Hysterie tendierte und beständig Zuneigung und Aufmerksamkeit suchte, und Marsha hatte eindeutig andere Erfahrungen mit ihm.
    »Hatten Sie den Eindruck, daß VJ kooperativ war, als er die Tests absolvierte?« fragte sie Jean.
    »Unbedingt!«
    »Vermutlich sollte ich über diese Ergebnisse glücklich sein.« Marsha nahm die Papiere, stellte sie senkrecht auf die Tischplatte und klopfte sie zurecht.
    »Ich denke schon«, sagte Jean ermutigend.
    Marsha klammerte die Papiere zusammen und warf sie in ihren Aktenkoffer. »Trotzdem, die Resultate im Wechsler und im MMPI sind leicht unnormal. Ha, vielleicht ist >unerwartet< ein besserer Ausdruck. Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie ohne Einschränkungen normal gewesen wären. Übrigens, wie hat er auf das TAT-Bild reagiert, auf dem der Mann mit erhobenem Arm vor dem Jungen steht?«
    »VJ meinte, er erteile eine Lektion.«
    »Der Mann oder der Junge?« fragte Marsha lachend.
    »Auf jeden Fall der Mann.«
    »Irgendwelche Feindseligkeit dabei?«
    »Nein.«                                                            
    »Warum hat der Mann den Arm erhoben?«
    »Weil es um Tennis ging; der Mann erklärte, wie man einen Aufschlag macht.«
    »Tennis?« wiederholte Marsha. »VJ hat sein Lebtag kein Tennis gespielt.«
    Als Victor auf das Werksgelände von Chimera fuhr, sah er, daß der Schnee der vergangenen Nacht nirgends liegen geblieben war. Der Himmel war zwar noch bewölkt, aber die Temperatur deutlich über fünf Grad angestiegen.
    Er parkte auf dem gewohnten Platz, doch statt geradewegs ins Verwaltungsgebäude zu gehen, nahm er die braune Tüte vom Beifahrersitz und begab sich ins Labor.
    »Hab' hier eine extra eilige Arbeit für Sie«, sagte er zu seinem leitenden Techniker, Robert Grimes.
    Grimes war ein überaus magerer, eindringlich blickender Mann, dessen Hemdkragen ihm viel zu weit waren, was seine Magerkeit noch betonte. In seinen leicht vorquellenden Augen lag der Ausdruck beständiger Überraschung.
    Victor packte die tiefgekühlten Röhrchen mit VJs Blut und die Probenfläschchen mit den Hirngewebsproben der toten Kinder aus. »Ich möchte Chromosomenstudien davon.«
    Grimes nahm die Blutproben und schüttelte sie, und dann betrachtete er die Gewebestücke. »Ich soll alles andere liegenlassen und das hier machen?«
    »Richtig«, sagte Victor. »Ich brauche es so schnell wie möglich. Plus ein paar standardmäßige Neuralanalysen bei dem Hirngewebe.«
    »Dann muß ich die Arbeit an dem Uterus-Implantat sausenlassen«, sagte Grimes.
    »Dazu haben Sie meine Genehmigung.«
    Victor verließ das Labor und ging ins Nebengebäude, wo der Zentralrechner stand. Es erhob sich im geometrischen Zentrum des Innenhofs - eine ideale Position, da man von hier aus leichten Zugang zu allen anderen Anlagen hatte. Das Hauptbüro lag im ersten Stock, und Victor hatte keine Mühe, Louis Kaspwicz zu finden. Es gab irgendwelche Hardware-Probleme, und Kaspwicz beaufsichtigte eine Anzahl Techniker, die wie bei einer Operation vor der offenen, großen Maschine standen.
    »Haben Sie irgendwelche Informationen für mich?« fragte Victor.
    Louis nickte, befahl den Technikern weiterzusuchen und führte Victor in sein Büro, wo er ein Loseblattjournal hervorholte, in dem die Computerlogs enthalten waren. »Ich habe herausgefunden, weshalb Sie diese Stichworte an Ihrem Terminal nicht abrufen konnten«, sagte Kaspwicz und begann, in dem Computerlog zu blättern.
    »Warum nicht?« frage Victor, als Kaspwicz immer weiter blätterte.
    Kaspwicz fand nicht, was er suchte; er richtete sich auf und schaute sich in seinem Büro um. Ein Blick fiel auf ein einzelnes Blatt auf seinem Schreibtisch. »Ah«, sagte er und griff danach.
    »Sie konnten die Stichworte zu Baby Hobbs und Baby Murray nicht abrufen, weil sie am 18. November gelöscht worden waren«, erklärte er und wedelte Victor mit dem Papier unter der Nase herum.
    »Gelöscht?«
    »Leider«, sagte Louis. »Das ist das Computerlog für den 18. November, und daraus geht zweifelsfrei hervor, daß die Dateien gelöscht wurden.«
    »Merkwürdig. Sie können vermutlich nicht feststellen, wer sie gelöscht hat, oder doch?« fragte

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