Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
lächerliche Erklärung für seine Befürchtung.
    David ließ sich nicht wegschieben. »Es sind meine Augen«, sagte er, und seine Stimme klang gedämpft an ihrer Brust. »Und meine Zunge.«
    »Deine Zunge kann von einem Zitronenbonbon gelb werden. Jetzt komm, und laß mich sehen!«
    Das Licht in ihrem Arbeitszimmer war schlecht, und so ging sie mit ihm in den Flur, wo sie Davids Augen in dem Licht, das durch das Fenster hereinstrahlte, begutachtete. Sie hielt den Atem an. Kein Zweifel: Der Junge sah akut gelbsüchtig aus.
    Am selben Tag zeigte die Computertomographie einen diffusen Lebertumor. Es war ein enorm aggressives Karzinom, das die Leber des Kindes innerhalb weniger Tage nach der Diagnose vollends zerstört hatte...
    »Keines der Babys hatte Krebs«, sagte Victor gerade und riß Marsha damit aus ihren Gedanken. »Die Grobuntersuchungen ergaben keinerlei Hinweis auf irgendwelche Malignität.«
    Marsha bemühte sich, das gespenstische Bild von Davids gelben Augen in dem hageren Gesicht abzuschütteln. Sogar seine Haut war rapide gelb geworden. Sie räusperte sich. »Wie groß sind sie Chancen, daß der Tod der Babys durch die fremden Gene verursacht wurde, die du ihnen eingepflanzt hast?«
    Victor antwortete nicht gleich. »Ich möchte gern glauben, daß das Problem damit nichts zu tun hat, schließlich haben die mehreren hundert Tierexperimente auch keine Gesundheitsprobleme gebracht.«
    »Aber mit Sicherheit kannst du es nicht ausschließen?«
    »Nicht mit Sicherheit«, gestand Victor.
    »Was ist mit den anderen fünf Zygoten?«
    »Wie meinst du das?« fragte Victor. »Sie lagern im Gefrierschrank.«
    »Sind sie normal, oder hast du sie auch mutiert?« wollte Marsha wissen.
    »Sie haben alle das NGF-Gen«, antwortete Victor.
    »Ich möchte, daß du sie vernichtest!« erklärte Marsha.
    »Warum?«
    »Du hast gesagt, du bedauerst, was du getan hast.« Marshas Stimme klang jetzt ärgerlich. »Und nun fragst du mich, weshalb du sie vernichten sollst?«
    »Ich werde sie nicht implantieren. Das kann ich dir versprechen. Aber vielleicht brauche ich sie noch, um herauszufinden, was mit Hobbs' und Murrays Babys schiefgegangen ist. Vergiß nicht, ihre Zygoten waren eingefroren! Das ist der einzige Unterschied zwischen ihnen und VJ.«
    Marsha betrachtete Victors Gesicht. Es war ein schreckliches Gefühl, zu erkennen, daß sie nicht wußte, ob sie ihm glaubte oder nicht. Der Gedanke, daß diese Zygoten potentiell entwicklungsfähig waren, gefiel ihr nicht.
    Bevor sie weiter argumentieren konnte, ließ ein Krachen die Nacht zerbersten. Noch ehe das Klirren von Glas verhallt war, gellte ein schriller Schrei aus VJs Zimmer. Marsha und Victor sprangen aus dem Bett und rannten schnurstracks den Gang hinunter.

7
    Dienstag nacht
    VJ lag zu einer Kugel zusammengerollt auf seinem Bett und drückte beide Hände an den Kopf. Mitten im Zimmer, auf dem Teppich, lag ein Ziegelstein. Ein rotes Band war darumgeschlungen, und darunter steckte ein Stück Papier, so daß das Ganze aussah wie ein Geschenkpaket. VJs Fensterscheibe war eingeschlagen, und Glasscherben lagen überall im Zimmer. Offenbar war der Ziegel von der Zufahrt heraufgeschleudert worden.
    Victor streckte die Hand aus und hinderte Marsha daran, ins Zimmer und zu VJs Bett zu stürzen.
    »Achtung, das Glas!« rief er.
    »VJ, ist alles in Ordnung?« schrie Marsha.
    VJ nickte.
    Victor langte um Marsha herum und packte den orientalischen Läufer, der im Korridor lag. Er zog ihn herein und ließ ihn quer durch VJs Zimmer zum Fenster rollen. Dann lief er darauf entlang zum Fenster und spähte in die Zufahrt hinunter. Er sah niemanden.
    »Ich laufe raus«, sagte er und drängte sich an Marsha vorbei.
    »Spiel nicht den Helden!« rief Marsha ihm nach, aber Victor war schon halb unten. »Und du rührst dich nicht von der Stelle!« sagte sie zu VJ. »Hier liegt so viel Glas, daß du dich sonst schneidest. Ich bin gleich wieder da.«
    Marsha rannte ins Schlafzimmer und zog hastig Pantoffeln und Bademantel an. Dann kehrte sie zu VJs Zimmer zurück und konnte endlich auch sein Bett erreichen. VJ ließ sich von ihr in den Arm nehmen. »Festhalten!« sagte sie und wuchtete ihn mühsam aus dem Bett. Er war schwerer, als sie gedacht hatte. Sie taumelte auf den Gang hinaus und war froh, als sie ihn dort absetzen konnte.
    »Noch ein paar Monate, und ich schaffe das nicht mehr«, sagte sie ächzend. »Du wirst mir zu groß.«
    »Ich werde herausfinden, wer das getan hat«, fauchte VJ, als er

Weitere Kostenlose Bücher