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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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werfen können.
    Er hieß Styron und mit Vornamen Walter. Jetzt lehnte er an der Flurwand neben einem Spiegel. Er sah schlimm aus. Ich aber merkte noch etwas anderes.
    Zusammen mit dem Stromstoß hatte sich mein Kreuz für einen Moment erhitzt. Es hatte auf der Haut richtig gebrannt, und das war erst verschwunden, als ich die Hand wieder vom Schalter weggenommen hatte. Ich suchte nach einer Erklärung. Dabei kam ich zu der Überzeugung, daß mich mein Kreuz gerettet hatte.
    Es hatte diesen wilden Stoß abgewehrt, aber warum war das geschehen? So etwas hatte mein Kreuz noch nie zuvor getan. Der normale Strom hat nichts mit dem geweihten Talisman zu tun, das waren einfach zwei verschiedene Paar Schuhe.
    Daß es trotzdem geschehen war, ließ nur einen Schluß zu: Es floß zwar woanders Strom, aber der war trotzdem beeinfußt worden, und zwar von schwarzmagischen Kräften.
    Sie hatten den Ort in ihrer Gewalt, über den Strom also, ohne den kein Mensch auskommen konnte. So schafften sie es eben, gewisse Dinge voll und ganz zu kontrollieren. Die Schwarze Magie hatte es also geschafft, die Elektrizität zu beeinflussen.
    Wieder etwas Neues. Es zeigte mir, daß die andere Seite vor nichts haltmachte.
    Das Schluchzen des Mannes riß mich aus meinen Gedanken.
    Verdammt, ich hatte einfach zuviel Zeit verloren, als daß ich mich um ihn hätte kümmern können. Ich holte ihn von der Wand weg und erkundigte mich nach dem Bad.
    Er zeigte auf die Tür am Ende des Flures. Eine schmale Stiege führte daneben in die obere Etage.
    Wie so oft in alten Häusern war das Bad nachträglich eingebaut worden.
    Es lag in einem kleinen Anbau. Eine Wanne, eine Dusche, ein Schrank, ein Spiegel.
    »Pflaster und Mull?« fragte ich.
    »Der Schrank.« Er flüsterte. Über seine Lippen rannen dünne Blutfäden.
    Styron wischte sie nicht weg.
    Im Bad hatte das Licht gebrannt. Es war zwar nicht besonders hell, aber es mußte reichen. Der Mann setzte sich auf den Rand der Wanne. Er sprach von seiner Frau, und ich mußte schon sehr genau hinhören, um ihn verstehen zu können.
    »Was ist denn mit ihr?«
    »Sie ist… oben…«
    »Und?«
    »Gehen Sie hin!«
    »Lebt sie?«
    »Glaube schon.«
    Ich hatte sogar eine Pinzette gefunden und machte mich an die Arbeit.
    Ich konnte mich leider nicht um beide Personen gleichzeitig kümmern.
    Die großen Scherben zog ich so behutsam wie möglich aus der Haut.
    Styron zuckte immer wieder zusammen. Er hatte sich mit beiden Händen fest an den Rand der Wanne geklammert, als wäre sie der letzte Strohhalm in seinem Leben.
    »Okay, Mister Styron, das kriegen wir schon hin.« Natürlich wollte ich weiter, aber der Mensch war in diesem Fall wichtiger.
    Ich verarztete ihn, so gut ich konnte, aber ich wollte auch wissen, wie das genau hatte passieren können. »Der Schrank, es war der Schrank!«
    »Wie bitte?«
    Er schloß die Augen. »Ich bin hineingefallen. In die Scheibe, in das Glas.«
    Das kam mir seltsam vor, und ich wollte wissen, wie so etwas passieren konnte.
    Er mußte sich erst die Kehle freiräuspern. »Ich… ich bin gestoßen worden.«
    »Von wem?«
    »Meine Frau…«
    Ich ließ ihn nicht ausreden. »Wollen Sie sagen, daß sie Sie geschubst hat?«
    Er senkte den Kopf und weinte wieder. Die Erinnerung daran mußte für ihn schrecklich sein, und ich dachte daran, wie so etwas überhaupt möglich geworden war. Mrs. Styron mußte von fremden Kräften attackiert worden sein, eine andere Möglichkeit kam für mich überhaupt nicht in Betracht.
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Oben, glaube ich.«
    »Gut, Mister Styron. Hat Ihre Frau denn einen Grund gehabt?«
    Er hob die Schultern. »Nein.«
    »Einfach so?«
    »Ja, Sir.«
    Ich beschäftigte mich mit seinen Wunden. Drückte kleine Pflaster darauf und sorgte auch dafür, daß er einen Kopfverband bekam, der auch seine Stirn bedeckte.
    »Überlegen Sie mal, Mister Styron, gab es wirklich keinen anderen Grund?«
    »Nein.«
    »Das kann ich nicht glauben. Ist zuvor etwas passiert? Sie haben doch auch die Blitze gesehen, die über Weldon zuckten. Oder haben Sie das verschlafen?«
    »Nein, nicht.«
    »Na bitte. Und wie haben Sie die Blitze gespürt? Was ist da mit Ihnen und Ihrer Frau passiert? Versuchen Sie, sich daran zu erinnern. Bitte, Mister Styron!«
    Er stöhnte auf. »Es war so schlimm, und es war gleichzeitig nichts, wenn Sie verstehen. Wir merkten, daß etwas kam. Das Licht war so komisch. Es wurde grell, dann fiel es aus. Lampen flackerten, Birnen knisterten und knackten.

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