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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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wichtig!« Er kramte in seiner Tasche und holte das kleine violette Fläschchen hervor. »Ich habe außerdem ein Pflegemittel für Euch. Auf Kosten des Hauses, versteht sich. Wegen all der Unannehmlichkeiten.«
    Das war das Zauberwort!
    Es gab nichts, worauf Plim im Zweifelsfall besser gehört hätte als auf Pflegemittel . Sie rümpfte die Nase und blickte auf das Fläschchen.
    »Ein Pflegemittel?«, fragte sie. »Wofür soll das denn gut sein?«
    Plundersack schielte zum Himmel. Offenbar versuchte er etwas aufzusagen, was er bis zum Morgen krampfhaft hatte auswendig lernen müssen.
    »Ein … äh, Schön-heits-trank … der, äh, auch die schöns-ten Frau-en noch weit-aus schö-ner macht«, trug er Plim singend vor.
    Sie schnellte nach vorne. »SEHE ICH VIELLEICHT SO AUS, ALS HÄTTE ICH DEN NÖTIG?«, schrie sie ihn an. Doch noch im gleichen Atemzug riss sie ihm das Fläschchen aus der Hand. »HER DAMIT!« Sie zog den Korken ab und fing an zu schnüffeln. »Riecht irgendwie ein bisschen streng. Ist das etwas zum Trinken oder zum Auf-die-Haut-Schmieren?«
    Herrje, genau auf diese Frage hatte ihn Primus leider nicht vorbereitet.
    »Äh, ja, äh, das weiß ich nicht«, antwortete er.
    »Ja, wie jetzt?« Plim zuckte mit den Achseln. »Das musst du doch wissen.«
    »Ja, natürlich«, stotterte Plundersack. »Wisst Ihr, das ist so eine Art Allzweckmittel. Es ist völlig egal, wie Ihr es verwendet. Es wirkt bestimmt, garantiert und mit allergrößter Sicherheit. Ihr werdet schon sehen.«
    Plim zuckte mit dem Mundwinkel und trat beiseite. Sichtlich erleichtert atmete Plundersack auf. Er packte den Spiegel und ging eilends ins Haus.
    Kurz vor der Mittagsstunde kam Primus über die Tannen geflogen. Dem Lärm nach zu urteilen, den er schon von weitem hatte hören können, musste bei Plim wohl eine mächtige Stimmung herrschen. Und tatsächlich. Als er wenig später die Lichtung erblickte, die unter ihm im hellen Sonnenschein lag, wusste er gleich, dass sein Plan funktioniert hatte.
    Jubelnd und singend tanzte Plim mit Chuck durch den Garten. Sie schwang ihre Beine, drehte sich im Kreis und hüpfte freudestrahlend mit der Vogelscheuche an der Hand über die Beete. Ein seltener Anblick, dachte er sich. So glücklich hatte er sie in all den Tagen noch nie gesehen. Primus sauste über ihre Köpfe, bremste ab und setzte vor den Bohnenstangen zur Landung an.
    »Plim«, rief Chuck. »Plim, so wartet doch.« Er riss sich von ihr los und bewegte pikiert seine Finger. Anschließend zeigte er auf Primus. »Da seht! Ihr habt Besuch! Der Herr mit dem Zylinder ist wieder da.«
    Plim sprang über die Kohlköpfe und stellte sich breitbeinig vor Primus ins Gras. Stolz stemmte sie ihre Hände in die Hüften.
    »Na«, rief sie, »was sagst du? Fällt dir vielleicht irgendwas an mir auf?«
    Primus gab sich die größte Mühe, einen überwältigten Eindruck zu machen.
    »Unglaublich«, sagte er. »Plim, du siehst ja wie ausgewechselt aus. Also wirklich … mir fehlen die Worte.«
    Sie lupfte die Schürze, schlenkerte mit den Beinen und schoss in hohem Bogen vor Übermut ihre Schlappen durch den Garten.
    »Ich sage dir, ich habe ein Mittel ausprobiert – EIN MITTEL – einfach atemberaubend!« Sie lächelte und machte einen Knicks. »… und das hier ist das Ergebnis. Toll, nicht wahr?«
    Doch Primus hatte gar nicht erst die Gelegenheit, einen Kommentar abzugeben. Denn sogleich zählte Plim mit Hilfe ihrer Finger die Vorteile des Mittels auf:
    »Perfekt verträglich, hautfreundlich, entschlackend und obendrein auch noch gut für die Haare. Da fällt dir nichts mehr ein, oder? Eigentlich habe ich Plundersack ja gesagt«, sie wackelte mit dem Kopf, »du weißt schon, Plundersack eben, dieser Glaser, von dem habe ich dieses Teufelszeug nämlich bekommen. Ich habe ihm gesagt, er soll mir auf der Stelle alles vorbeibringen, was er davon noch auf Lager hat, aber leider, hat er gemeint, war es das letzte Fläschchen. Ich weiß zwar nicht, ob ich diesem Gauner trauen kann, aber fürs Erste will ich es mal dabei belassen.«
    Die Vogelscheuche stand unterdessen wortlos daneben und wippte mit fragendem Blick auf und ab. Plim deutete mit dem Daumen in seine Richtung.
    »Dieser kleine Lügner«, flüsterte sie hinter vorgehaltener Hand, »der behauptet doch steif und fest, dass ich immer noch genauso aussehe wie eh und je und dass ihm angeblich nie etwas Unschönes an mir aufgefallen wäre. Ist er nicht niedlich?« Sie schnappte nach der

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