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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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konnten?«
    Ortega presste die Lippen zu einem harten Strich zusammen.
    Ich nickte. »Das dachte ich mir. Und ich vermute, der Fahrer wird nichts mehr sagen, solange Wei ihn nicht fallen lässt.«
    »Hören Sie, Kovacs. Ich werde weiter Druck machen, bis irgendjemand nachgibt. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ganz einfach.«
    »Ihre Hartnäckigkeit ist bewundernswert«, sagte ich. »Schade, dass Sie nicht genauso an den Fall Bancroft rangegangen sind.«
    »Es gibt keinen Fall Bancroft!«
    Ortega war aufgesprungen, hatte die Hände auf den Schreibtisch gestützt und die Augen vor Wut und Abscheu zusammengekniffen. Ich wartete ab, mit angespannten Nerven, falls Tatverdächtige in den Polizeirevieren von Bay City ähnlich häufig wie in anderen Städten zum Opfer bedauernswerter Unfälle wurden. Schließlich atmete Lieutenant Ortega tief durch und ließ sich zentimeterweise auf den Sessel zurücksinken. Die Wut war aus ihren Gesichtszügen gewichen, aber der Abscheu war immer noch da, vor allem in den leichten Fältchen um die Augen- und Mundwinkel. Sie betrachtete ihre Fingernägel.
    »Wissen Sie, was wir gestern in der Wei-Klinik gefunden haben?«
    »Ersatzteile für den Schwarzmarkt? Virtuelle Folterprogramme? Oder durften Sie nicht lange genug bleiben, um alles auf den Kopf zu stellen?«
    »Wir haben siebzehn Leichen gefunden, denen man die kortikalen Stacks herausgebrannt hat. Allesamt unbewaffnet. Siebzehn Tote. Reale Tote.«
    Wieder sah sie mich mit dem Ausdruck des Abscheus an.
    »Sie verstehen vielleicht, dass sich meine Reaktion in Grenzen hält«, sagte ich kalt. »Ich habe viel schlimmere Dinge gesehen, als ich eine Uniform getragen habe. Ich habe sogar selbst viel schlimmere Dinge getan, als ich für das Protektorat in den Kampf gezogen bin.«
    »Das war Krieg.«
    »Ich bitte Sie!«
    Sie sagte nichts. Ich beugte mich über den Tisch.
    »Und erzählen Sie mir nicht, dass Sie sich so sehr wegen dieser siebzehn Leichen entrüsten.« Ich zeigte auf mein Gesicht. »Das ist Ihr eigentliches Problem. Ihnen gefällt die Vorstellung nicht, dass jemand diesen Körper beschädigen könnte.«
    Sie saß eine Weile schweigend und nachdenklich da, dann griff sie in eine Schublade und holte eine Packung Zigaretten heraus. Automatisch bot sie mir eine an, doch ich schüttelte mit verkrampfter Entschlossenheit den Kopf.
    »Ich habe aufgehört.«
    »Tatsächlich?« In ihrer Stimme lag aufrichtige Überraschung, als sie sich eine Zigarette ansteckte. »Gut für Sie. Ich bin beeindruckt.«
    »Ja, Ryker sollte mir dankbar sein, wenn er aus dem Stack zurückkehrt.«
    Hinter dem Rauchvorhang hielt sie inne, dann legte sie die Schachtel in die Schublade zurück und stieß sie mit dem Handballen zu.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie.
     
    Das Lager befand sich fünf Etagen unter einem zweistöckigen Gebäude, weil es dort leichter war, die Temperatur zu regulieren. Im Vergleich zu PsychaSec war es eine Toilette.
    »Ich wüsste nicht, was Sie damit zu erreichen hoffen«, sagte Ortega, als wir einem gähnenden Techniker durch die Stahltür zum Fach 3089b folgten. »Was könnte Kadmin Ihnen erzählen, das er uns nicht bereits gesagt hat?«
    »Sehen Sie mich an!« Ich blieb stehen und drehte mich zu ihr um, mit ausgebreiteten Händen. Im schmalen Gang waren wir uns unangenehm nahe. Etwas Chemisches geschah, und die Geometrie von Ortegas Körperhaltung wirkte plötzlich flüssig, auf gefährliche Weise greifbar. Ich spürte, wie mein Mund trocken wurde.
    »Ich…«, sagte sie.
    »3089b«, rief der Techniker und nahm die dreißig Zentimeter durchmessende Diskette aus dem Schlitz. »Diese wollten Sie doch haben, Lieutenant?«
    Ortega drängte sich hastig an mir vorbei. »Richtig, Micky. Können wir virtuell mit ihm reden?«
    »Klar.« Micky zeigte mit dem Daumen auf eine der Wendeltreppen, die in regelmäßigen Abständen den Korridor unterbrachen. »Gehen Sie in die Fünf und setzen Sie die Troden auf. Dürfte etwa fünf Minuten dauern.«
    »Die Sache ist die«, sagte ich, als wir zu dritt über die lauten Stahlstufen hinunterstiegen. »Sie sind die Sia. Kadmin kennt Sie, er hatte während seiner gesamten Berufslaufbahn mit Ihnen zu tun. Sie sind quasi ein Teil seines Lebens. Ich bin ein Unbekannter. Wenn er nie dieses System verlassen hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er nie zuvor einem Envoy begegnet ist. Und fast überall, wo ich gewesen bin, erzählt man sich sehr böse Geschichten über das Corps.«
    Ortega warf mir einen

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