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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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bekleidet.« Ortegas Tonfall war geistesabwesend. Sie wandte einen Systemzauber an, und eine lange Rolle bedruckten Papiers erschien in ihrer Hand. Sie warf einen müßigen Blick darauf. »Zuhälter, Triadenmitarbeiter, virtueller Verhörtechniker in den Wirtschaftskriegen, nur die besten Zeugnisse. Ich dagegen bin nur die dumme Polizistin, die kein Licht sieht.«
    »Ich werde mich hüten, Ihrer Einschätzung zu widersprechen, Lieutenant.«
    »Hier steht, dass Sie vor einiger Zeit für MeritCon Überzeugungsarbeit geleistet haben. Sie sollten die Archäologen von ihren Claims in Syrtis Major vertreiben. Als kleinen Anreiz haben Sie ihre Familien massakriert. Netter Job.« Ortega warf den Ausdruck zurück in die Nichtexistenz. »Wir haben Sie auf frischer Tat ertappt, Kadmin. Digitale Aufzeichnungen des Sicherheitssystems des Hotels, nachweisbares simultanes Sleeving, beide Stacks auf Eis. Darauf steht die Auslöschung. Und selbst wenn Ihre Anwälte es auf einen technischen Fehler herunterspielen können, wird die Sonne zum Roten Zwerg geworden sein, wenn man Sie wieder aus dem Stack lässt.«
    Kadmin lächelte. »Dann frage ich, was Sie noch von mir wollen?«
    »Wer hat Sie geschickt?«, fragte ich ruhig.
    »Der Hund spricht!
     
Ist es ein Wolf, den ich höre,
Der einsam heulend Zwiesprache hält
Mit den unbefahrenen Sternen,
Oder nur die Überheblichkeit und Dienstbarkeit
Im Bellen eines Hundes?  
Wie viele Jahrtausende sind vergangen
Der Beugung und Folter,
Um einem den Stolz zu rauben,
Um ein Werkzeug zu schaffen,
Einen anderen?«
     
    Ich inhalierte Rauch und nickte. Wie die meisten Harlaniten kannte ich Quells Gedichte und andere Ausflüchte mehr oder weniger auswendig. Sie wurden an den Schulen gelehrt, anstelle der späteren und gewichtigeren politischen Werke, die meist als zu radikal galten, um sie Kindern in die Hände geben zu können. Es war keine großartige Übersetzung, aber sie gab das Wesentliche wieder. Viel beeindruckender war die Tatsache, dass jemand, der nicht von Harlans Welt stammte, ein solch obskures Wert zitieren konnte.
    Ich fügte die letzten Zeilen hinzu.
     
Und wie messen wir die Entfernung von Geist zu Geist?
Und wem können wir die Schuld zuweisen?
     
    »Sind Sie gekommen, um jemandem die Schuld zuzuweisen, Mr. Kovacs?«
    »Unter anderem.«
    »Wie enttäuschend.«
    »Hatten Sie etwas anderes erwartet?«
    »Nein«, sagte Kadmin und lächelte erneut. »Erwartungen sind unser größter Fehler. Ich meinte, wie enttäuschend für Sie.«
    »Vielleicht.«
    Er schüttelte den großen scheckigen Kopf. »Gewiss. Sie werden mir keine Namen und keine Schuld entlocken können. Ich muss die Schuld allein tragen, diese Last können Sie mir nicht abnehmen.«
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen, aber Sie wissen sicher auch, was Quell über Lakaien gesagt hat.«
    » Töte sie nebenbei, aber zähle deine Munition, denn es gibt würdigere Ziele.« Kadmin kicherte in sich hinein. »Wollen Sie mir drohen, in überwachter polizeilicher Speicherung?«
    »Nein. Ich will nur die Dinge in die richtige Perspektive rücken.« Ich schnippte Asche von meiner Zigarette und beobachtete, wie sie funkelnd nichtexistent wurde, bevor sie den Boden erreichen konnte. »Jemand zieht an Ihren Fäden, und diese Person werde ich auslöschen. Sie selbst sind ohne Bedeutung. Für Sie würde ich keine Spucke vergeuden.«
    Kadmin legte den Kopf in den Nacken, als ein stärkeres Zittern durch die sich verschiebenden Linien am Himmel lief, wie ein kubistisches Gewitter. Es spiegelte sich im Mattglanz des Metalltisches und schien für einen kurzen Moment seine Hände zu berühren.
    Als er mich wieder ansah, stand ein seltsames Leuchten in seinen Augen.
    »Ich sollte Sie nicht in jedem Fall töten«, sagte er tonlos, »nur wenn sich Ihre Entführung als unpraktikabel erweisen sollte. Aber jetzt werde ich es tun.«
    Ortega war über ihm, als er die letzte Silbe sprach. Der Tisch verschwand, und sie warf ihn mit einem Stiefeltritt rückwärts vom Stuhl. Als er wieder hochkam, traf ihn derselbe Stiefel ins Gesicht und schleuderte ihn erneut zu Boden. Ich fuhr mit der Zunge über die kaum verheilten Verletzungen in meinem Mund und verspürte einen eklatanten Mangel an Mitgefühl.
    Ortega zog Kadmin an den Haaren hoch, und die Zigarette in ihrer Hand hatte sich in einen gemein aussehenden Totschläger verwandelt, dank des gleichen Systemzaubers, der den Tisch eliminiert hatte.
    »Habe ich Sie richtig verstanden?«, zischte sie. »Sie

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