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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu sein.«
    »Selbst gegenüber seinen Anwälten?«
    »Wir wissen nicht, was er ihnen erzählt. Es sind ausgekochte Schlitzohren aus Ulan Bator und New York. Solche Leute haben immer einen Scrambler dabei, wenn sie private virtuelle Besprechungen abhalten. Unsere Aufzeichnungen zeigen nur statisches Rauschen.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. Auf Harlans Welt wurde jede virtuelle Haft selbstverständlich überwacht. Scrambler waren nicht erlaubt, ganz gleich, wie viel Geld man auf die Waage brachte.
    »Apropos Anwälte – sind die von Kadmin hier in Bay City?«
    »Körperlich, meinen Sie? Ja, sie arbeiten mit einer Praxis in Marin County zusammen. Einer ihrer Partner hat sich für die Dauer seines Aufenthalts einen Sleeve gemietet.« Ortegas Lippen kräuselten sich. »Körperliche Anwesenheit bei Terminen gilt heutzutage als besonders stilvoll. Nur die billigen Firmen wickeln ihre Geschäfte virtuell ab.«
    »Wie heißt dieser Anwalt?«
    Sie schwieg einen Moment lang, dann sagte sie: »Kadmin ist zurzeit noch ein wackliger Fall. Ich weiß nicht, ob wir so weit gehen können.«
    »Ortega, wir müssen diesen Weg in jedem Fall bis zum Ende gehen. So lautet unsere Vereinbarung. Sonst werde ich Elias’ hübsches Gesicht wieder durch intensivere Ermittlungsmethoden einem hohen Verletzungsrisiko aussetzen müssen.«
    Sie schwieg eine Weile.
    »Rutherford«, sagte sie schließlich. »Wollen Sie mit Rutherford reden?«
    »Im Moment würde ich mit sonst wem reden. Vielleicht habe ich es vorhin nicht klar genug gesagt. Ich arbeite hier an kalten Spuren. Bancroft hat anderthalb Monate gewartet, bis er mich ins Spiel gebracht hat. Mehr als Kadmin habe ich nicht.«
    »Keith Rutherford ist ein Eimer Maschinenöl. Sie werden nicht mehr aus ihm herausbekommen, als Sie von Kadmin erfahren haben. Und wie soll ich Sie überhaupt ankündigen, Kovacs? Hallo, Keith, das ist der Raufbold und Ex-Envoy, den Ihr Klient vorigen Sonntag auslöschen wollte. Er würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Er wird schneller zumachen als eine unbezahlte Hurenmöse.«
    Der Einwand hatte etwas für sich.
    Ich dachte eine Weile darüber nach, während ich aufs Meer hinausblickte.
    »Also gut«, sagte ich langsam. »Es reicht, wenn ich mich nur ein paar Minuten mit ihm unterhalten kann. Wie wäre es, wenn Sie ihm sagen, ich sei Elias Ryker, Ihr Partner aus der Abteilung für Organische Defekte? Praktisch bin ich es ja sogar.«
    Ortega nahm ihre Linsen ab und starrte mich an.
    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Nein. Ich versuche nur, praktisch heranzugehen. Rutherford lässt sich von Ulan Bator aus sleeven, nicht wahr?«
    »New York«, sagte sie gepresst.
    »Auch gut. Also kennt er vermutlich weder Sie noch Ryker.«
    »Vermutlich.«
    »Wo liegt also das Problem?«
    »Das Problem, Kovacs, liegt darin, dass es mir nicht gefällt.«
    Wieder Stille. Ich senkte den Blick und stieß einen Seufzer aus, der nicht gespielt war. Dann nahm ich ebenfalls die Sonnenbrille ab und sah Ortega an. Alles lag offen auf dem Tisch. Die nackte Angst vor dem Sleeving und allem, was damit verbunden war, paranoider Essentialismus mit dem Rücken zur Wand.
    »Ortega«, sagte ich sanft. »Ich bin nicht er. Ich versuche nicht, er zu…«
    »Das würde Ihnen nicht einmal ansatzweise gelingen!«, gab sie zurück.
    »Hier geht es nur um ein Täuschungsmanöver, das höchstenfalls ein paar Stunden beansprucht.«
    »Ist das alles?«
    Sie sagte es mit einer Stimme, die wie Eisen war, dann setzte sie die Sonnenbrille so abrupt und geschickt auf, dass ich gar nicht die Tränen hätte sehen müssen, die hinter den verspiegelten Linsen ihre Augen füllten.
    »Einverstanden«, sagte sie schließlich und räusperte sich. »Ich bringe Sie hinein. Ich verstehe zwar nicht, wozu das gut sein soll, aber ich mache es. Was dann?«
    »Das ist im Moment schwer zu sagen. Ich werde improvisieren müssen.«
    »Ähnlich, wie Sie es in der Wei-Klinik getan haben?«
    Ich hob unverbindlich die Schultern. »Die Envoy-Techniken sind vorwiegend reaktiv. Ich kann erst auf etwas reagieren, wenn es geschieht.«
    »Ich will kein weiteres Blutbad, Kovacs. Das macht sich schlecht in den Kriminalitätsstatistiken dieser Stadt.«
    »Wenn es zu gewalttätigen Handlungen kommt, werde ich sie nicht ausgelöst haben.«
    »Das ist keine besonders sichere Garantie. Haben Sie denn überhaupt keine Ahnung, was Sie tun werden?«
    »Ich werde reden.«
    »Nur reden?« Sie sah mich ungläubig an. »Mehr nicht?«
    Ich setzte die zu

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