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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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dem Tisch aus und erhob mich.
    »Da ist jemand, mit dem ich Sie bekannt machen möchte«, sagte ich und blickte an ihm vorbei.
    Miller drehte sich um und erstarrte. Im Schatten des nächsten Stützpfeilers bildete sich eine hoch gewachsene Gestalt in grünem Chirurgenkittel. Allmählich wurden die Gesichtszüge deutlich genug, um sie wiederzuerkennen, doch Miller schien bereits geahnt zu haben, was kam, sobald er die vorherrschende Farbe der Kleidung gesehen hatte. Er wirbelte zu mir herum, den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, doch dann fixierte sich sein Blick auf etwas, das sich hinter mir befand, und sein Gesicht wurde totenblass. Ich schaute mich um und sah, wie weitere Gestalten materialisierten, alle genauso hoch gewachsen und sonnengebräunt, alle in grünen Chirurgenkitteln. Als ich den Kopf wieder Miller zuwandte, schien er völlig in sich zusammengesunken zu sein.
    »Ein Overprint«, bestätigte ich seinen Verdacht. »Auf den meisten Welten des Protektorats ist das nicht einmal illegal. Wenn es sich um einen technischen Fehler handelt, ist es normalerweise natürlich nicht so extrem, höchstens eine Verdopplung. Und nach ein paar Stunden hätten die Reparatursysteme Sie sowieso wieder herausgeholt. Das ergibt immer eine gute Story. Wie ich mir selbst begegnete und was ich daraus gelernt habe. Ein unterhaltsames Thema bei einem Date, vielleicht sogar etwas, das Sie Ihren Kindern erzählen können. Haben Sie Kinder?«
    »Ja«, presste er mühsam hervor.
    »Aha? Wissen die, womit ihr Vater seinen Lebensunterhalt verdient?«
    Er sagte nichts. Ich zog ein Telefon aus der Tasche und legte es auf den Tisch. »Wenn Sie genug haben, sagen Sie mir Bescheid. Es ist eine direkte Verbindung. Drücken Sie einfach auf ›Senden‹ und sprechen Sie hinein. Im Siebenten Himmel. Alle relevanten Details.«
    Miller sah das Telefon an und blickte wieder zu mir auf. Die Doppelgänger waren inzwischen fast vollständig materialisiert. Ich hob zum Abschied die Hand.
    »Und viel Spaß.«
     
    Ich tauchte im virtuellen Freizeitstudio des Hendrix wieder auf, auf einer der bequemen Liegen im geräumigen Gestell. Eine digitale Zeitanzeige an der Wand verriet mir, dass ich weniger als eine Minute weg gewesen war; davon hatte ich wahrscheinlich nur ein paar Sekunden Echtzeit im virtuellen Modus verbracht. Die Rechenzeit für den Ein- und Ausstieg machte den größten Anteil aus. Ich lag noch eine Weile reglos da und dachte über das nach, was ich gerade getan hatte. Sharya war schon sehr lange her und zu einem Teil von mir geworden, den ich, wie ich dachte, längst hinter mir gelassen hatte. Miller war nicht der Einzige, der sich heute selbst begegnet war.
    Nimm es persönlich, rief ich mir ins Gedächtnis, aber ich wusste, dass jetzt nicht der richtige Augenblick war. Diesmal wollte ich etwas. Mein Groll war nur eine angenehme Gewohnheit.
    »Das Subjekt weist Anzeichen für extremen psychischen Stress auf«, sagte das Hendrix. »Eine Extrapolation ergibt, dass dieser Zustand in weniger als sechs virtuellen Tagen zum völligen Zusammenbruch der Persönlichkeit führt. Bei der gegenwärtigen Ratio entspricht dies ungefähr siebenunddreißig Minuten Realzeit.«
    »Gut.« Ich nahm die Troden und die Hypnofone ab und stieg von der geneigten Liege. »Sag mir Bescheid, wenn er so weit ist. Hast du die Überwachungsaufnahmen beschafft, um die ich dich gebeten habe?«
    »Ja. Möchten Sie sie sehen?«
    Wieder warf ich einen Blick auf die Uhr. »Jetzt noch nicht. Ich werde auf Miller warten. Irgendwelche Probleme mit den Sicherheitssystemen?«
    »Nein. Die Daten waren nicht gesichert.«
    »Wie nachlässig von Direktor Nyman. Wie viel ist es?«
    »Die relevanten Szenen aus der Klinik haben eine Länge von achtundzwanzig Minuten und einundfünfzig Sekunden. Die Angestellte ab dem Zeitpunkt ihres Aufbruchs zu verfolgen, wie Sie vorgeschlagen haben, dürfte erheblich mehr Zeit beanspruchen.«
    »Wie viel?«
    »Es ist noch zu früh, um eine Schätzung vorzunehmen. Sheryl Bostock ist mit einem zwanzig Jahre alten Mikropter aus Militärbeständen von PsychaSec abgeflogen. Ich glaube nicht, dass das Hilfspersonal der Einrichtung sehr gut bezahlt wird.«
    »Warum überrascht mich das nicht?«
    »Wahrscheinlich weil…«
    »Schon gut. Das war nur eine Redensart. Was ist mit dem Mikropter?«
    »Das Navigationssystem hat keinen Zugang zum Verkehrsnetz und ist somit für die Verkehrskontrolle unsichtbar. Ich kann das Fahrzeug nur verfolgen, wenn es während

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