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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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versucht, es einer anderen Geschworenen zuzuflüstern. Fragen Sie mich nicht, woher sie wußte, daß ihr jemand folgte ich habe nicht alles gehört. Aber die arme Frau ist völlig mit den Nerven fertig. Um ganz offen zu sein - ich glaube, sie hat heute morgen vor der Sitzung schon ein paar Gläschen getrunken. Wodka, nehme ich an. Wahrscheinlich Bloody Marys.«
    »Weiter.«
    »Zweitens, Frank Herrera, Nummer sieben, wir haben neulich schon über ihn gesprochen. Also, seine Ansicht steht fest, und ich fürchte, er versucht, andere zu beeinflussen.«
    »Ich höre.«
    »Er ist mit einer vorgefaßten Meinung in diesen Prozeß gekommen. Ich glaube, er wollte unbedingt Geschworener sein; er war früher beim Militär, langweilt sich wahrscheinlich zu Tode, aber er steht ganz auf Seiten der Verteidigung und, nun ja, ich mache mir einfach Sorgen. Ich weiß nicht, wie Sie mit solchen Geschworenen verfahren.«
    »Hat er mit anderen über den Fall gesprochen?«
    »Einmal, mit mir. Herman ist sehr stolz auf sein Amt als Obmann und duldet keinerlei Gespräche über den Prozeß.«
    »Sehr lobenswert.«
    »Aber er kann nicht auf alles aufpassen. Und wie Sie wissen, liegt es in der menschlichen Natur, über alles mögliche zu reden. Aber Herrera ist auf jeden Fall Gift.«
    »Okay. Und drittens?«
    Nicholas öffnete seine Ledertasche und holte eine Videokassette heraus. »Funktioniert dieses Ding?« fragte er und deutete mit einem Kopfnicken auf einen Videorecorder mit einem kleinen Bildschirm, der auf einem fahrbaren Tischchen in der Ecke stand.
    »Vermutlich. Vorige Woche hat er es noch ge tan.«
    »Darf ich?«
    »Bitte.«
    Nicholas drückte auf den Einschaltknopf und legte die Kassette ein. »Sie erinnern sich an den Mann, den ich vorige Woche im Gericht gesehen habe? Den, der mir gefolgt ist?«
    »Ja.« Richter Harkin stand auf und trat bis auf einen halben Meter an den Recorder heran. »Ich erinnere mich.«
    »Also, hier ist er.« In Schwarz-Weiß, ein bißchen verschwommen, aber trotzdem klar erkennbar, öffnete sich die Tür, und der Mann betrat Easters Wohnung. Er schaute sich nervös um und schien lange genau in die Richtung der Kamera zu blicken, die in einem Lüftungsschacht über dem Kühlschrank versteckt war. Nicholas hielt das Video bei einer Totale auf das Gesicht des Mannes an: »Das ist er.«
    Richter Harkin wiederholte atemlos: »Ja, das ist er.«
    Das Band lief weiter. Der Mann (Doyle) bewegte sich ins Bild und wieder heraus, machte Fotos, beugte sich über den Computer und verließ dann nach weniger als zehn Minuten die Wohnung. Der Bildschirm wurde leer.
    »Wann hat…« fragte Harkin langsam, immer noch fassungslos.
    »Samstag nachmittag. Ich habe eine Acht-Stunden-Schicht gearbeitet, und dieser Kerl ist eingebrochen, während ich im Laden war.« Nicht ganz wahr, aber Richter Harkin würde den Unterschied nie erfahren. Nicholas hatte das Video so umprogrammiert, daß in der unteren rechten Ecke Zeit und Datum vom Samstag standen.
    »Weshalb haben Sie…«
    »Vor fünf Jahren, als ich in Mobile wohnte, bin ich beraubt und zusammengeschlagen worden. Ich wäre fast gestorben. Es passierte bei einem Einbruch in meine Wohnung. Seither bin ich sehr vorsichtig geworden.«
    Und das machte alles völlig plausibel: das Vorhandensein ausgeklügelter Überwachungsvorrichtungen in einer schäbigen Wohnung; die Computer und Kameras bei einem sehr niedrigen Einkommen. Der Mann fürchtete sich vor Gewalttätigkeiten. Das konnte jeder verstehen. »Möchten Sie es noch einmal sehen.«
    »Nein. Das ist er.«
    Nicholas holte die Kassette aus dem Recorder und gab sie dem Richter. »Die können Sie behalten. Ich habe eine Kopie.«
    Fitch wurde bei seinem Roastbeef-Sandwich unterbrochen, als Konrad den Kopf zur Tür hereinsteckte und die Worte sprach, nach denen Fitch sich gesehnt hatte. »Die Frau ist am Telefon.«
    Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund und seinen Spitzbart ab und griff nach dem Hörer. »Hallo?«
    »Hallo, Fitch«, sagte sie. »Ich bin's, Marlee.«
    »Ja, Schätzchen?«
    »Ich weiß nicht, wie der Mann heißt, aber es ist der Typ, den Sie vorigen Donnerstag, am neunzehnten, vor elf Tagen, in Easters Wohnung geschickt haben. Um 16.52 Uhr, um präzise zu sein.« Fitch rang nach Luft und hustete Sandwichkrümel aus. Er fluchte innerlich, dann richtete er sich steil auf. »Das war gleich nachdem ich Sie informiert hatte, daß Nicholas einen grauen Golfpullover und eine khakifarbene Hose tragen würde. Erinnern

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