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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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nachzukommen. Irgendwann klappt's ja mal vielleicht.« Hardy grinste verbindlich, schlürfte seinen Kaffee und klappte den Aktendeckel auf, den er mitgebracht hatte. In dem Ordner befand sich gar kein Polizeibericht zu der Anzeige wegen Sachbeschädigung am Auto von Dr. Witt. Statt dessen hatte Hardy sich für diesen Morgen seine eigene Kopie des Polizeiberichts über seinen Mandanten Mr. Frankl ausgeliehen - den Mann, der - irrigerweise, wie sich herausgestellt hatte - der Ansicht gewesen war, er hätte eine überzeugende Verteidigung gegen Trunkenheit am Steuer. Den Romans fiel das Täuschungsmanöver nicht auf.
    »Was sagt er denn über uns?«
    Cecil versuchte im Aktenordner irgend etwas zu entdecken, was er kannte. Hardy schob den Ordner beiseite. »Offen gestanden, wirft er ihnen vor, sie hätten sein Auto aufgebrochen und sein Radio gestohlen ...«
    »Das ist ja lächerlich!« Penny schwappte der Kaffee in die Untertasse. »Er ist ein Lügner obendrein.«
    »Er ist gar nichts mehr, Madam. Er ist tot.«
    »Ja doch, ich weiß. Natürlich.« Sie kniff die Lippen zusam men, versuchte die Worte zurückzuhalten und schaffte es nicht. »Und ich bin froh, daß er tot ist.«
    »Bitte, Pen.« Cecil faßte mit der Linken über das Tischchen und legte sie seiner Frau aufs Knie. »Wir müssen hier Chri stenmenschen sein. Die Sünde hassen, aber den Sünder lieben.«
    »Ich kann es nicht, ich kann es einfach nicht.«
    Cecil tätschelte ihr geistesabwesend das Knie. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Hardy, ließ dabei die Hand liegen, wo sie war, weswegen er jetzt in verdrehter Haltung dasaß. »Dr. Witt war ein Sünder, Officer. Aber das heißt nicht, daß wir sein Auto aufgebrochen hätten.« Er wies im Zimmer umher. »Sehen wir etwa aus wie ... wie wenn wir Radios aus Autos stehlen? Wieso sollten wir das? Was würde das beweisen? Würde es uns die Tochter zurückbringen?«
    Hardy kam allmählich zu der Ansicht, daß die beiden in der Tat höchstwahrscheinlich nicht Dr. Witts Auto aufgebrochen hatten. Wenn es überhaupt jemand getan hatte. Er kritzelte eine Notiz, daß er Jennifer danach befragen wollte.
    »Sie sagen, daß Dr. Witt ein Sünder war. Haben Sie ihn denn persönlich gekannt?«
    Hardy sah, wie die Sehnen in Cecils linker Hand hervortraten. Er drückte das Knie seiner Frau mit aller Kraft. Sie zeigte keine Reaktion - Cecils Ruhe war erschreckend. »Dr. Witt hat Abtreibungen vorgenommen, Officer. Er hat unsere Tochter umgebracht.«
    Sie mußten die ganze Sache noch einmal durchgehen, wie Hardy schon geahnt hatte. Penny fing zu weinen an, stumm und reglos. Für die beiden war es eine nahtlose Geschichte von Ursache und Wirkung des Bösen - die unglückselige Begierde ihrer Tochter, ihr Sündenfall, ihre Weigerung, sich Gottes Willen zu beugen und das von ihr geschaffene Leben auszutragen, ihre Erlaubnis, daß Dr. Witt sein Messer gegen ihr Baby richtete, wodurch sie sich zuletzt auf die Seite der Abtreibungsbefürworter, der Mörd er schlug, denen sie - wie Cecil und Penny es vorher gewußt hatten - am Ende selbst zum Opfer fiel.
    Hardy klappte die Akte zu.
    »Er hat bekommen, was er verdient hat.« Penny konnte sich nicht länger beherrschen. Cecil verstärkte seinen Griff. »Wir haben es natürlich in der Zeitung gelesen. Der Herr kümmert sich um die Seinen.«
    »Ich glaube, jemand anders hat sich um Dr. Witt gekümmert«, sagte Hardy.
    » Er zählte aber auch nicht zu den Anhängern des Herrn, Officer. Er war der Teufel. Er war das letzte Instrument von Melissas Folter. Wir haben sein Auto überhaupt nie zu Gesicht bekommen. Ich weiß nicht einmal, was für ein Auto er gehabt hat.« Penny fing zu weinen an. »Wir haben rein gar nichts über ihn gewußt. Und jetzt kommt er von den Toten zurück, um uns noch mehr zu bestrafen.«
    Hardy stand auf, er wollte hier endlich raus. »Nein, Madam, das tut er nicht. Er wird sie nicht bestrafen. Ich schließe die Akte, und wir vergessen die ganze Sache. Ich glaube Ihnen.«
    Allmählich erlosch das Feuer. Penny lehnte sich kraft los zurück, brachte gerade noch ein mattes »Danke« über die Lippen.
    Cecil begleitete ihn zur Tür und kam ein paar Schritte mit nach draußen. Es war wieder einmal ein schöner Morgen mit einer leichten Brise. Eine Meile entfernt funkelte der Sutro Tower in der Sonne. Cecil starrte ihn einen langen Moment an. »Und sie ereilt einen doch, wissen Sie. Die Strafe.«
    »Das hoffen wir.« Hardy, der Polizist, der seine Rolle

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