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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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gedacht, wir ... weißt du, von Frau zu Frau .. daß wir miteinander reden könnten. Aber dann hat sie das abgewürgt. Sie wollte mir irgend etwas Wichtiges erzählen und ist dann verstummt, hat gesagt, daß ich das gar nicht erst wissen will. Ich habe mich gefragt, ob sie vielleicht...«
    »Ob sie vielleicht schuldig ist?«
    »Vielleicht. Ich könnte das nicht aushalten. Außer daß ich nicht glaube, daß sie Matt getötet hat, noch nicht einmal versehentlich, auch Larry nicht. Vielleicht ihren ersten Mann, ich weiß nicht. Und falls sie es getan hat, dann weiß ich nicht, ob ich das akzeptieren könnte. Ich sagte, falls. Aber sie hat mir gesagt, wieso ich wohl glaubte, daß sie so hart dagegen ankämpft. Die Antwort ist, daß sie die beiden nicht umgebracht hat.«
    »Obwohl Larry sie geschlagen und mißhandelt hat?«
    » Bitte stell hier kein Kreuzverhör mit mir an, Dismas. Sie hat mir erzählt, daß Larry sie geschlagen hat. Aber sie hat auch gesagt, daß sie ihn nicht getötet hat, Matt genausowenig - weder zufällig noch versehentlich oder sonstwie oder aus sonst einem Grund.«
    Hardy sah sie an und fragte sich, ob sie wohl soeben ver suchte, sich selbst davon zu überzeugen. Wie sich das an fühlte, wußte er nur zu genau.

31
    Kein Mensch schien zu wissen, wo der Sturm überhaupt her gekommen war, aber in der Bryant Street peitschte der Regen in beinahe waagerechten Windstößen gegen die Häuser, die Temperatur lag gerade noch bei zehn Grad, und die graue Farbe des Justizgebäudes sah aus wie fleckiges und poliertes Blau, als Hardy mit wehendem Regenmantel von seinem Parkplatz zu der Treppe vor dem Gerichtsgebäude rannte.
    Es war 12:42 Uhr, als er das Gebäude betrat. Er wußte, daß Verhandlungspause war, so hatte er es ja geplant. Außerdem wollte er ohnehin nicht sofort in den Gerichtssaal von Richterin Villars.
    Freeman und Jennifer saßen beim Mittagessen in einem derzeit nicht benutzten Büro hinter den Gerichtssälen.
    Hardy nickte dem Justizwachtmeister zu, der vor der Tür wachte, und wartete dann ab, wollte nach dem Sprint durch den Regen erst wieder zu Atem kommen. Er beobachtete die beiden durch das Fenster aus Sicherheitsglas in der Tür, sah, wie sie sich an den gegenüberliegenden Seiten eines narbigen alten grünen Metalltisches unterhielten, regelrecht miteinan der plauderten. Er öffnete die Tür.
    Freeman hob die Hand, kaute mit vollen Backen. »Will kommen. Wir machen sie alle, Diz. Sie strecken alle viere von sich, ich schwör's bei Gott.«
    Jennifer stocherte mit einer weißen Plastikgabel in dem aus drei Sorten Bohnen gemischten Salat auf dem Tablett aus weißem Styropor herum. Wieder war Hardy verblüfft über ihre Erscheinung - spröde und doch gewitzt, unschuldig und unerreichbar. Es schien, als wäre sie jetzt ganz und gar Freemans Geschöpf- von einem Künstler aus Ton geformt.
    Hardy hatte seinen tropfnassen Regenmantel aufgeknöpft und zog sich jetzt einen Stuhl heran, drehte ihn um, ließ sich rittlings darauf fallen. Eine Windböe fegte einen neuen Regenguß heran, der heftig genug gegen das Fenster vor ihnen pladderte, daß alle innehielten und aufsahen.
    »Noch mehr gute Nachrichten. Die Dürreperiode ist definitiv vorbei.« Freeman schaufelte ein paar röhrenförmige Nudeln in eine klebrige rote Sauce. Er wischte sich mit einer bereits reichlich angeschmutzten Serviette den Mund ab. »He, Diz, hören Sie zu. Ich trete denen da drinnen kräftig auf den Schwanz. Ich überlege mir gerade, was ich als nächstes sagen werde.« Er deutete hinüber zum Gerichtssaal. »Das ist mein Zuhause, hören Sie mich? Wollen Sie einen guten Rat? Nein? Ist mir egal, ich erteile ihn Ihnen trotzdem. Wenn Sie einen Prozeß gut über die Bühne bringen wollen, dann wird das auch Ihr Zuhause sein.« Ein weiterer Schluck Milch, ein erneutes Wischen mit der Serviette. »Wenn es nicht da drin auf den Tisch kommt, Diz, zählt es nicht. Und das ist die Wahrheit. Die Wahrheit ist außerdem, daß wir jetzt im Moment am Gewinnen sind.«
    Es verstrich ein langer Augenblick, in dem sich alle Beteilig ten ansahen. Der Regen peitschte erneut gegen die Fensterscheibe. Drüben im Stadtzentrum schlug ein Blitz in den Blitzableiter auf dem Dach eines Hotels, und Sekunden später hallte das Grollen des Donners durchs Zimmer.
    Jennifer, die schräg gegenüber von ihm saß, legte ihre manikürte Hand auf die seine. Ein Teil von ihm registrierte, daß die Hand kühl und trocken war, deshalb kam es ihm eigenartig vor,

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