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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Sie damit das BWS ins Spiel bringen?« Die Richterin bezog sich auf das Battered Woman Syndrome. »Haben Sie irgendwelche Beweise dafür, daß dieser wie-heißt-er-doch- gleich, der zweite Mann ...?«
    »Larry?«
    »... daß Larry sie ebenfalls geschlagen hat? Wollen sie darauf hinaus?«
    »Verzeihen Sie, Euer Ehren.« Freeman wollte ebenfalls mitmischen. »Wir berufen uns nicht auf das BWS. Unsere Mandantin sagt nicht, daß sie einen Grund hatte - wir sagen nicht, daß sie die Männer umgebracht hat, weil sie sie mißhandelt haben und es verdient hatten. Wir sagen, daß sie die Männer nicht getötet hat, Ende.«
    Villars richtete sich auf, bis sie auf der Kante ihres Schreibtisches saß.
    Hardy warf einen raschen Blick zu seinem Partner hinüber. Freeman lehnte sich an eines der Bücherregale und wirkte völlig entspannt dabei, als er vorbrachte, daß Jennifer niemanden aus irgendeinem Grund umgebracht hatte.
    Villars, die Arme an beiden Seiten des Körpers gerade durchgestreckt und die Handflächen flach auf die Schreibtischplatte gestützt, starrte durch eines der Fenster hinaus in den peitschenden Regen. »Also nehme ich einmal an, Mr. Powell, daß wir zu hören bekommen werden, daß Mrs. Witt am ganzen Körper Blutergüsse, blaue und grüne Flecken und so weiter aufwies?«
    »Das ist richtig, Euer Ehren.«
    »Und die Tatsache, daß Dr. Poole dies mit eigenen Augen gesehen hat, entfernt all das aus dem Bereich indirekter Beweise vom Hörensagen?«
    Powell, der merkte, worauf sie hinauswollte, fing zu zappeln an. Der Ledersessel knarrte, als er darin herumrutschte. Dennoch blieb er hartnäckig. »Die Blutergüsse als solche, Euer Ehren, sind zulässig. Dr. Poole hat sie mit eigenen Augen gesehen.«
    »Und Sie würden dann die Jury dazu auffordern, eine Verbindung zwischen diesen Malen auf dem Körper von Mrs. Witt und ihrem Ehemann zu ziehen?«
    »Euer Ehren, die Wahrheit ist, daß Ned, ihr erster Ehemann, sie mißhandelt hat. Daraus kann der Schluß gezogen werden ...«
    Freeman machte einen Schritt weg vom Bücherregal. »Das ist doch einfach nicht wahr, Dean.« Er wandte sich an die Richterin. »Verzeihen Sie, Euer Ehren, aber meine Mandantin hat stets abgestritten, daß sie mißhandelt worden ist, hat stets abgelehnt, daß dies ein Teil ihrer Verteidigung wird. Die Jury kann keinerlei Schlüsse aus Blutergüssen ziehen, deren Ursache wer weiß wo lag.«
    »Jetzt aber mal ehrlich, David.« Powell war halb aus seinem Sessel aufgestanden. »Sie wissen genausogut wie ich ...«
    »Meine Herren! Ich darf Sie daran erinnern, daß diese Besprechung ins Protokoll aufgenommen wird und alle Wortmeldungen ans Gericht adressiert werden müssen.« Sie wartete die Reaktion gar nicht erst ab, sondern ging von der Schreibtischkante weg, stellte sich vor die beiden Männer. »Mr. Powell, nach allem, was ich bislang zu hören bekommen habe, haben Sie ein Beweisproblem von ganz erheblicher Tragweite. Haben Sie vor, jemanden in den Zeugenstand zu rufen, der uns eine Aussage zum Todestag von Mr. Hollis macht, darüber, wo sich Mrs. Witt an diesem Tag aufgehalten hat, ob es jemanden gibt, der gesehen hat, wie sie das mutmaßliche Atropin aus Dr. Pooles mutmaßlicher Schublade geholt hat oder aber die mutmaßliche Spritze, oder ob sie dabei beobachtet wurde, wie sie das Zeug hinterher weggeworfen hat?«
    Powell stand da, hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt, versuchte möglichst entspannt und lässig auszusehen. Hardy war von dieser Pose nicht überzeugt und bezweifelte, ob sonst jemand es war. »Euer Ehren, mit der Versicherung, dem ganzen Muster hier ...«
    Villars hob die Hand. »Ich habe Ihnen eine einfache, mit Ja oder Nein zu beantwortende Frage gestellt. Haben Sie vor, jemanden in den Zeugenstand zu rufen, der einen der Punkte ansprechen wird, die ich soeben aufgezählt habe?«
    »Euer Ehren, ich...«
    »Ja oder nein, verdammt noch mal!« Sie sah zur Gerichtsstenographin hinüber. »Adrienne, streichen Sie diesen Fluch.« Dann, wieder an Powell gewandt: »Ja oder Nein, Mr. Powell.«
    Man hörte entferntes Donnergrollen im Zimmer.
    »Nicht zu diesen spezifischen Themen. Nein, Euer Ehren.«
    »Gibt es irgendwelche spezifischen Themen, die Ihnen einfallen und die mehr oder weniger in die Kategorie Beweise fallen anstelle von Hörensagen, die Sie uns schon mal vorab benennen wollen? Lassen Sie sich Zeit.«
    Powell setzte sich wieder in den Sessel, beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Oberschenkeln

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