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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Frau den Tag zu v erderben, doch ebensowenig wollte er sie entwischen lassen. Er hatte bereits eine Visitenkarte in der Hand und hielt sie ihr über das Autodach hin vor die Nase. »Nehmen Sie die bitte einfach im Vorüberlaufen mit - und rufen Sie mich an. Es könnte wichtig sein. Es könnte sogar einer Frau das Leben retten.«
    Sie stand eine Minute lang da und starrte ihn an, als hätte sie ihn nicht gehört. »Sie sind Rechtsanwalt? Tatsächlich?«
    »Stimmt.«
    »Letztes Mal haben Sie nicht gerade wie ein Rechtsanwalt ausgesehen.«
    Er grinste. Kleider machen Leute. Jetzt, auf dem Weg zum Gericht, trug er einen seiner Anzüge, ein Rechtsanwalt, wie er im Buche stand. »Ich hatte mich verkleidet.«
    Sie atmete noch immer schwer, aber schon sichtlich regelmäßiger als in dem Moment, in dem sie das Joggen unterbrochen hatte. Selbst wenn er so schnell laufen könnte wie sie, dachte Hardy bei sich, was er beileibe nicht konnte, würde er glatt zehn Minuten brauchen, bis er wieder einigermaßen zu Puste käme, wenn er die Strecke von den Sutro Woods bis hierher gerannt wäre. Doch sie konnte bereits wieder reden, ohne nach Luft zu schnappen. Es war beeindruckend.
    Sie streckte den Arm aus und nahm die Karte, warf einen kurzen Blick darauf und einen weiteren auf ihre Uhr.
    »Ich möchte Sie nicht länger aufhalten, aber wenn Sie Zeit haben, mir eine Frage zu beantworten, könnten wir eine bestimmte Sache jetzt gleich klären.«
    Sie sah noch einmal auf die Uhr, atmete tief durch. »Worum geht es?«
    »Laufen Sie oft diese Straße entlang?«
    »Beinahe jeden Tag. Ich habe eine regelmäßige Route, wenn ich trainiere.«
    »Aber nicht immer zur selben Zeit?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Hängt ganz davon ab, wann ich aufwache, wie der Morgen so anläuft. Warum? Haben Sie hier auf mich gewartet?«
    »Ein paar Tage lang, immer sehr zeitig. Also laufen Sie rnanchmal später?«
    »Manchmal.« Sie wurde wieder mißtrauisch. »Das ist mehr als eine Frage.«
    »Stimmt. Tut mir leid. Wie wäre es mit dieser: Können Sie sich daran erinnern, ob Sie jemals an diesem Haus hier« -Hardy deutete darauf - »vorbeigelaufen sind und etwas gehört haben, was wie Schüsse klang, irgend etwas, was Sie dazu gebracht hat, einen Moment stehenzubleiben? Das ist die Frage, die ich Ihnen stellen wollte.«
    Sie dachte darüber nach, atmete jetzt völlig regelmäßig. Sie wischte sich mit dem Schweißband übers Gesicht und runzelte die Stirn, dachte konzentriert nach. »Wann soll das gewesen sein?«
    »Im vergangenen Winter, gleich nach Weihnachten.«
    Sie dachte noch eine Weile nach, dann nickte sie langsam. »Ja ... ich erinnere mich tatsächlich. Es war wie ein Peng, dann noch mal Peng, schnell hintereinander. Waren das Schüsse? Ich glaube, ich habe mir damals eingeredet, daß es nur eine Fehlzündung gewesen sei.«
    »Aber Sie sind stehengeblieben?«
    »Nur einen Moment. Ich laufe nach Plan. Ich unterbreche das Joggen nur ungern. Ansonsten habe ich nichts weiter gesehen oder gehört. Für mich war das damals eine Fehlzündung, also lief ich weiter.«
    Hardy blieb dort stehen, wo er sich befand, knapp vor der Fahrertür. Er wollte sie nicht verschrecken. »Würden Sie mir sagen, wie Sie heißen?«
    Ein letztes Zögern war ihr anzumerken, dann ging es vorüber. Sie schenkte ihm sogar den Ansatz eines Lächelns. »Lisa Jennings. Die Sache hier ist ernst, stimmt's?«
    »So ernst wie nur irgend denkbar, Mrs. Jennings.«
    Hardy ging den Gang durch den Zuhörerraum hoch - aus dem Augenwinkel sah er in der ersten Reihe auf der einen Seite Terrell und auf der anderen Seite Lightner sitzen - und trat durch die Schwingtür in der Holzabsperrung. Es war fast elf, und Dean Powell hatte eine sehr kleine Filipina in den Zeugenstand gerufen ... - Florence Barbieto, Jennifers unmittelbare Nachbarin.
    Hardy setzte sich neben Jennifer, berührte sie am Arm und flüsterte: »Bingo. Die Frau, die vor Ihrem Haus weggelaufen ist... Ich hab sie gefunden.«
    »Wo?«
    Hardy hatte keine Gelegenheit zu antworten. Villars unterbrach die Befragung Powells mit einem Schlag ihres Hammers und funkelte Hardy wütend an. Es war klar, was sie meinte. Er lehnte sich mit entschuldigender Geste zurück. Er hatte absolut keine Lust, sich eine Strafe von fünfhundert Dollar aufzuhalsen, und seine Information konnte warten, auch wenn sie nützlich war.
    Powell wandte sich wieder seiner Zeugin zu. Offenbar saß sie noch nicht lange dort, die beiden waren gerade dabei, die Ereignisse

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