Das Urteil
einkauften, die als Schlagmann vorgesehen waren - der Part hatte seine Grenzen, aber wenn es erst einmal dazu kam, war das Klassen besser, als wenn der Werfer ans Schlagmal mußte und das ganze Spiel auf des Messers Schneide stand.
Weil der Prozeß gegen Richter Fowler großes Aufsehen erregte und weil Hardys Rolle die eines unbekannten und allem Anschein nach klar unterlegenen Strafverteidigers war, der zum erstenmal vor Gericht auftrat, sah es ganz danach aus, als hätte Hardy - ohne es zu wissen und zu wollen - bei der Hälfte der großen Anwaltskanzleien in der Bay Area vorgesungen. Als das Urteil zugunsten seines Mandanten ausfiel, hatte sein Telefon zu läuten angefangen.
Noch ein Ereignis war zufällig zeitgleich mit dem Ende des Prozesses gegen Fowler eingetreten, nämlich die Geburt von Vincent, Hardys und Frannies Sohn. Also hatte Hardy im Lauf des ersten Monats etliche der Vorstellungsgespräche abgewimmelt und seine neue Vaterrolle sowie Frannies Wunsch, ihren Mann noch eine Weile im Hause zu haben, ins Feld geführt.
Jetzt, drei Monate später, hatte er elf Sozietäten einen Besuch abgestattet, war in seinem einzigen dreiteiligen Anzug im Lift in luxuriöse Büros hochgeschwebt und hatte gut mit Männern und Frauen zu Mittag gegessen, zu denen er keinerlei Draht verspürte - nette Leute, keine Frage; intelligent, in guter Position, selbstbewußt, finanziell abgesichert, politisch aufgeschlossen, all das. Aber da war niemand, zu dem er sich menschlich hingezogen fühlte.
Sieben der Kanzleien hatten ihm Stellen angeboten, wobei sich die Gehälter zwischen einem Minimum von 83.000 Dollar im Jahr und einem Maximum (Engle, Matthews & Jones) von 115.000 Dollar im Jahr bewegten. Sämtliche Angebote waren darauf zugeschnitten, ihm den späteren Einstieg als Sozius zu erleichtern und hatten ihm bis zu sechs Jahre Firmenzugehörigkeit gutgeschrieben. Was bedeutete, daß er innerhalb von maximal drei weiteren Jahren (und nach minimal einem Jahr) in jeder der sieben Sozietäten Teilhaber werden und damit ein Jahreseinkommen im Größenmaßstab von 300.000 bis 500.000 Dollar erwarten konnte.
Frannie hatte eine Versicherungszahlung in die Ehe eingebracht. Hardy besaß zusätzlich zum Honorar des Fowler-Prozesses, das ein wenig über 100.000 Dollar betragen hatte, einen Viertelanteil an der Bar »Little Shamrock«. Die Hypothekentilgung für ihr Haus lag bei unter 600 Dollar pro Monat. Also ging es Hardy und Frannie nicht allzu schlecht. Trotzdem war der Batzen Geld, den die großen Kanzleien ihm vor die Nase hielten, kein Pappenstiel, wirkte sogar verlockend.
Ihr Haus in den Avenues kam ihnen bereits jetzt, nachdem die beiden Kinder dazugekommen waren, ein wenig eng vor. Sie konnten sich durchaus was Besseres vorstellen; sie hatten es sogar beiläufig besprochen, nachdem Hardy die ersten Jobs angeboten worden waren. Sie hatten sich mehr oder weniger stillschweigend verständigt, daß Hardy eine der Kanzleien auswählen, Karriere machen, erwachsen werden würde.
Doch dann hatte er einfach noch keine Lust gehabt, sich auf eine der großen Sozietäten festzulegen - irgend etwas Besseres würde sich vielleicht ergeben, irgendwelche Leute auftauchen, bei denen er ein besseres Gefühl hatte, wenn er mit ihnen zusammenarbeiten sollte. Also nahm er sich fürs erste einen unmöblierten Büroraum und bezahlte eine minimale Miete in dem Gebäude, das David Freeman gehörte, und dort hatte er auch herumgesessen und im Grunde Däumchen gedreht, als David Freeman anrief und ihm Jennifer Witt weiterreichte.
»Es bringt wahrscheinlich eine ganze Menge Geld ein«, sagte Hardy.
»Aber es ist ein weiterer Fall. Es ist kein Job.«
»Und es ist noch nicht mal wirklich meiner. Es ist Freemans
Fall« »Aber es ist auch was drin für dich.«
Hardy öffnete die Hände, die er vor sich auf dem Tisch verschränkt hatte. »Vielleicht. Könnte sein.«
Frannie versuchte es zu begreifen, und er konnte es ihr nicht verdenken, daß sie ein wenig aufgebracht war. Er könnte vor sich selbst ins Feld führen und auch ihr weismachen wollen, daß er von dem grundsätzlichen Plan, den sie besprochen hat ten, nicht wirklich wich, doch sie beide wußten, daß dies nicht der Wahrheit entsprach. Daß man als Mitglied eines Teams von Verteidigern an einem potentiell lukrativen Fall arbeitete, war noch nicht einmal entfernt damit vergleichbar, als Anwärter auf Teilhaberstatus in eine der berühmten großen Anwaltskanzleien der Stadt einzusteigen,
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