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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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daß dies ganz anders klang als das, was Freeman vorhin unten zu Dr. Lightner gesagt hatte. Vorhin nämlich hatte Freeman angemerkt, daß es einem angesichts des Todes von Matt schwerfallen würde, den Geschworenen mit der Argumentation zu kommen, man habe als verprügelte Ehefrau in Notwehr gehandelt. »Hat er Sie also in der Tat verprügelt?«
    Sie nahm sich einen Augenblick Zeit, und man sah, daß sie die Zähne zusammenbiß. »Ich habe Larry nicht umgebracht, Mr. Freeman. Es ist mir egal, was für Gründe Sie sich zusam menreimen, wieso ich es getan haben könnte, ich habe es nicht getan ... Was ist mit Matt? Mein Gott, wollen die etwa auch noch behaupten, daß ich Matt umgebracht habe?«
    »Das behauptet man bereits, Jennifer.«
    Ihr Lachen war so schneidend, daß die Stimme überschnappte. »Und was geben sie als Grund an? Wieso sollte ich so was tun? Haben Sie sich das schon mal überlegt? Wie kommen die eigentlich darauf, daß ich meinen Sohn umge bracht hätte?«
    Freemans Stimme blieb weiterhin tonlos, ruhig. »Wir spre chen nicht von Matt, Jennifer. Jetzt im Moment sprechen wir von Larry.«
    »Larry ist mir egal.« Jennifer schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich habe Matt nicht umgebracht. Begreifen Sie das denn nicht?« Sie sah auf und Hardy an.
    Er hatte das Gefühl, daß er ihr antworten mußte. »Man wird vorbringen, daß Matt rein zufällig aufgetaucht ist, daß Sie Panik bekommen haben oder daß er Ihnen irgendwie in die Quere kam, als Sie Larry erschossen haben.«
    Sie schloß die Augen, holte tief Luft. »Aber ... aber wenn es ein Zufall war, dann ist es doch kein vorsätzlicher Mord, oder? Ich meine, es ist nicht passiert, aber wenn sie behaupten, es sei passiert, dann ist es doch nicht dasselbe wie bei Larry ...« Ihr Gesicht war leichenblaß.
    Hardy war versucht, es ihr zu erklären, wie Drysdale und Powell es ihm dargestellt hatten. Er widerstand dem Impuls, aber es beunruhigte ihn ein wenig, daß sie überhaupt danach gefragt und das Ganze dann schnell abgestritten hatte.
    Zur gleichen Zeit, als hätte sich soeben eine Vermutung bestätigt, nickte Freeman und richtete sich auf, beugte sich etwas nach vorn, wobei er die Hände auf dem Tisch verschränkte. Wieder klang seine Stimme sorgfältig moduliert, doch sie war das Instrument eines Virtuosen, und diesmal schwang unter dem beschwichtigenden Ton eine leise Drohung mit. »Ich möchte, daß Sie sich über eines völlig im klaren sind, Jennifer. Ich unterstelle Ihnen überhaupt nichts. Aber Sie sollten wissen, daß ich alles, was Sie mir erzählen, Weder glauben noch anzweifeln werde. Alles. Ob Sie die Tat nun begangen haben oder nicht. Weshalb oder weshalb nicht.«
    »Aber ich habe...«
    Freeman hielt ihr eine nach vorn gedrehte Handfläche entgegen. »Sie müssen mir glauben, daß die Anklage, falls Ihr Mann Sie tatsächlich geschlagen hat, wieder und wieder auf diesem Punkt herumreiten wird, weil es ein Motiv für Sie war, ihn zu töten. Nun, wenn Sie und Larry sich ein einziges Mal in die Wolle gerieten und er Ihnen eine runtergehauen hat, dann wird das die meisten Jurys nicht überzeugen, daß er Ihnen damit einen Grund gegeben hat, ihn umzubringen. Aber wenn wir Kontra geben und zeigen können, daß das in Ihrer Ehe regelmäßig vorkam und daß Sie unter ständiger Furcht und ständigem Streß lebten, dann haben wir zumindest das Argument der Anklage widerlegt. Einerlei, ob Sie ihn nun getötet haben oder nicht...«
    Jennifer schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn nicht umgebracht, aber falls ich es getan hätte, dann wäre es gerechtfertigt gewesen ? Geht es darum ?«
    Hardy richtete sich auf. Er hatte soeben dasselbe gedacht, daß man schlicht nicht beides haben konnte. Grund oder kein Grund, entweder hatte sie ihn umgebracht oder nicht.
    Jennifer begriff den Unterschied, und er war ihr wichtig. Gut, dachte Hardy. Doch dann mußte er sich wieder mit einem anderen ketzerischen Gedanken herumschlagen ... eine Frau, die Geld unterschlug und einen logischen Verstand besaß, die auf lange Sicht planen und diesen Plan in die Tat umzusetzen vermochte? Zählte Jennifer Witt womöglich zu der Sorte Mensch, die straffrei einen Mord begehen konnte?
    Freeman aber ließ nicht locker. »Wir werden uns aus alldem schon irgendeine Verteidigung zusammenbasteln, aber wir sollten verdammt noch mal auf alle Argumente vorbereitet sein. Und ich fürchte, wenn Sie nur immerzu wiederholen, ich habe es nicht getan, dann wird das wenig helfen.«
    Hardy kam vor

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