Das Urteil
zum Tisch. Jennifers Gesicht war verschlossen, ihre Augen funkelten zornig. Es sah aus, als ob sie gleich weinen würde. Unversehens griff Freeman über den Tisch und legte seine Hände über die Jennifers. »Lassen Sie uns einfach miteinander reden, Jennifer, abgemacht? Hat Larry Sie geschlagen?«
Sie nickte. »Aber es war nicht - na schön, es gab ein paar Male, da hat er zugeschlagen, aber ... ich schätze, es war meine Schuld...«
»Inwiefern sollte es denn Ihre Schuld gewesen sein?« fragte Hardy.
»Na ja, ich hab Mist gebaut. Ich machte einfach, ich weiß auch nicht, machte einen Fehler und...«
»Und dann hat Ihr Mann Sie geschlagen?« Freeman, der dies alles bereits von vielen Mandanten gehört hatte, klang noch immer ungläubig.
Jennifer machte eine Faust und schlug damit auf den Tisch. War das Schauspielerei? Hardy konnte es nicht sagen.
»Schauen Sie, bitte hören Sie auf zu sagen, daß er mich geschlagen hat. Vielleicht hat er mir ein paarmal eine Ohrfeige verpaßt, aber es war nicht, als ob er ... er mich verprügelt hätte. Er wurde oft wütend, das schon. Aber er hat mich geliebt, und ich habe ihn einfach enttäuscht, weil ich das nicht schaffte, was ich hätte schaffen sollen.«
»Und dann was?« sagte Freeman.
»Was und dann was?«
»Was ist dann passiert, nachdem Larry Sie geschlagen ... Ihnen eine Ohrfeige verpaßt hat?« Er fügte nicht hinzu, zu Ihrem Besten. Er wartete ab. Das Ganze wurde jetzt allmählich ernst.
Sie duckte erneut den Kopf - die Angewohnheit legte eine unterdrückte, geprügelte Grundeinstellung nahe, und die Geste kam einem schon beinahe vertraut vor. »Er fühlte sich schrecklich, ich weiß es. Ich konnte nicht glauben, daß ich bei ihm solche Gefühle geweckt hatte ...«
»Sie haben solche Gefühle bei ihm geweckt? Wie denn?«
»Indem ich Mist gebaut habe. Wenn ich das nicht...«
»Dann hätte er Sie nicht geschlagen?«
»Ja. Verstehen Sie?«
Hardy und Freeman tauschten einen Blick, dann fragte Freeman weiter. »Also war Larry schrecklich zumute, nachdem er Sie geschlagen hatte?«
»Entsetzlich. Wirklich. Er hat mich wirklich geliebt, wissen Sie. Ich weiß, was Sie jetzt denken, aber es stimmt einfach nicht. Er war der einzige, der mein wahres Ich kannte. Hinterher war er immer so liebevoll, brachte mir am nächsten Tag Blumen mit.« Jetzt schien ihr irgend etwas peinlich zu sein. »Manchmal war das die schönste Zeit. Hinterher, meine ich.«
»Nachdem er Sie geschlagen hatte?«
»Aber es kam nur ein paarmal vor, stimmt's? Das haben Sie eben gesagt. Und ein paarmal heißt zweimal oder dreimal?« fragte Freeman.
Sie gab nicht nach. »Nein, nein, es war zweimal. Ich meinte nicht manchmal, ich meinte beide Male.« Sie nickte. Es sah so aus, als wäre dies das Ende vom Lied. Aber daß sie so damit zögerte, die Mißhandlungen zuzugeben, war schwer zu begreifen.
Freeman warf einen Blick auf den Hefter, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Lassen Sie uns darüber reden, wer Larry er schossen hat, wenn Sie es nicht waren. Ich will damit sagen, weil Sie es nicht waren. Irgendeine Idee?«
Es dauerte einen Moment, bis sie umgeschaltet hatte, dann griff sie nach dem Kaffee. Ihre Augen sahen besser aus. »Er hat viel gearbeitet, er war Arzt.«
»Ja, aber hatte er Feinde, irgendwen, der ihm an den Kragen wollte?«
»Na ja, vielleicht seine erste Frau ... Ich weiß, es klingt lächerlich, ich will seine erste Frau nicht beschuldigen oder sonstwas. Ich weiß, daß sie ihn nicht umgebracht hat.« »Woher wissen Sie das, Jennifer?«
»Na ja, ich meine, sie würde es einfach nicht tun, nicht nach all der Zeit. Es hätte doch gar keinen Sinn.«
»Hätte es den denn früher gehabt?«
Sie fummelte an dem Styropor herum, zupfte daran herum, setzte sich auf dem harten Stuhl anders hin. »Na ja, wissen Sie, es war eine von den Geschichten, wo sie arbeiten ging, während er Medizin studierte, und dann machte er Examen, und sie vertrugen sich einfach nicht mehr. Ich schätze, sie war damals sehr unglücklich deswegen.«
»Spielten Sie denn eine Rolle dabei?«
Sie zog einen Flunsch, was Hardy ein bißchen affektiert vorkam. Schauspielerei. Jennifer Witt war nicht leicht zu durchschauen.
Freeeman stocherte weiter. »Also, Larrys Ex-Frau, wie hieß sie?«
»Molly.«
»Und, ich frage erneut, waren Sie denn auf der Bildfläche aufgetaucht, als Molly und Larry sich trennten ?«
»Naja, sie hatten bereits ihre Schwierigkeiten.«
Womit diese Frage beantwortet war.
»Haben Sie
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