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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Molly der Polizei gegenüber erwähnt?«
    »Nein. Ich habe Ihnen ja gesagt, sie würde doch nicht...«
    »Ich versuche nur, alle Eventualitäten abzudecken, Jennifer.« Freeman kritzelte irgend etwas auf seinen Notizblock, und Hardy kam heran und setzte sich wieder an den Tisch. »Sonst jemand, der Larry nicht leiden konnte? Was ist mit Tom?« Jennifers heißblütiger jüngerer Bruder hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
    Wieder wäre sie um ein Haar aufgesprungen, mußte sie blinzeln, fuhr sie hoch, als hätte Freeman ihr eine Ohrfeige verpaßt. »Was ist mit Tom ? Wieso wissen Sie von Tom ?«
    Freeman ignorierte ihre Reaktion. »Was war mit ihm und Larry?«
    Sie zuckte die Achsel. »Larry und ich haben uns nie viel aus Tom gemacht. Er fühlt sich andauernd auf den Schlips getreten.«
    »Ging's dabei um Geld?«
    »Ich weiß nicht, worum genau es ging. Vielleicht war er eifersüchtig auf Larry.«
    Auf Freemans Blick hin verbesserte sie sich rasch. »Nein, nicht die Sorte Eifersucht. Wirklich, was denken Sie eigentlich von mir?«
    Freeman beugte sich vor. »Ich weiß es nicht, Jennifer, das ist es ja, was ich herauszubekommen versuche. Sie sagen zu mir, daß Tom eifersüchtig war. Eifersüchtig genug, um Larry zu töten?«
    Die Schauspielerei, sofern es sich um solche handelte, hörte mit einemmal auf, ebenso das Herumgezappel. »Tom hat eine Stinkwut auf sein Leben, glaube ich. Er hatte kein Geld, ist nicht aufs College gegangen. Er hat das Gefühl, daß er keine Chance hat und nie eine gehabt hat, aber das heißt doch nicht...«
    »Wie Ihr Vater?«
    »Ich schätze mal, das ist es, wovor Tom Angst hat, daß er so wird wie Dad. Außer daß mein Dad nie soviel haben wollte. Außerdem war es damals viel einfacher, ein Haus zu kaufen, selbst wenn man ein Arbeiter war, und das Haus reichte Dad. Aber ich denke, Tom betrachtete es als ... als eine Art Gefängnis. Auch ich hab das auf gewisse Weise so gesehen, aber ich habe den Absprung geschafft.« »Was macht er? Tom?«
    »Ich glaube nicht, daß er irgendwas Festes hat. Ich weiß, daß er manchmal als Gabelstaplerfahrer arbeitet. Auf dem Bau jobbt. Was er so findet, nehme ich an.«
    »Und er hat Sie und Larry gehaßt, weil Sie Geld hatten?« »Wir hatten nicht so sehr viel, aber ich schätze mal, ja. Und daß ich nicht dafür arbeiten mußte.« »Aber jetzt haben Sie es?« »Was?«
    »Geld. Eine Menge Geld.«
    Sie biß sich auf die Lippe, vielleicht weil sie Freemans still schweigende Forderung nicht begriff? Vielleicht, weil sie sie nur zu gut begriff?
    »Was hat das mit Tom zu tun?«
    »Vielleicht hat er sich Geld borgen wollen, und Larry wollte nichts davon wissen. Wenn Larry weg ist, hat er eine größere Chance, etwas von seiner Schwester zu bekommen.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Freeman machte sich erneut eine Notiz. Hardy beschloß, daß er wohl besser ein paar Alibis überprüfen sollte. Vielleicht konnte sich auch Glitsky umhören - Abe sagte oft, daß das Umgehen des Amtswegs genau das war, was er brauchte, um etwas Würze in die sonstige fade Routine des Lebens als Inspektor bei der Mordkommission zu bringen.
    Freeman legte seine gichtigen Hände auf Jennifers manikürte Finger. »Wissen Sie«, sagte er, »ich bin freundlicher und sanftmütiger, als jeder Staatsanwalt es sein wird. Das hier sind noch nicht einmal die unbequemen Fragen, Jennifer. Die hier sind zu Ihren Gunsten. Die des Anklägers werden es nicht sein.«
    Sie drehte sich halb um, wobei sich der Trainingsanzug an ihren Körper schmiegte und eine gute Figur zeigte. Sie lächelte verhalten - wollte sie sehen, welchen Eindruck es machte? »Das ist wirklich gut zu wissen«, sagte sie. »Ich kann die unbequemen gar nicht abwarten.«
    »Na schön.« Freeman zog die Hände zurück, und sein Lächeln war nicht länger freundlich. »Da Sie es gar nicht erwarten können, wie wär's damit? Hatten Sie eine Affäre?«
    Jennifers Schock kam einem fast grotesk überzogen vor. »Was? Wann? Mit wem?«
    »Wann auch immer. Mit wem auch immer.«
    Sie sah Freeman an, als wollte sie ihn mit ihrem Blick aufspießen. »Nein. Natürlich nicht. Absolut nicht.«
    »Wann?«
    »Wann was?«
    »Wann hatten Sie keine Affäre?«
    Aber das hatten Sie bereits durchexerziert. Jennifer warf dem alten Anwalt erneut einen vernichtenden Blick zu. »Wann haben Sie aufgehört, Ihren Hund zu prügeln, stimmt's?«
    Freeman, ganz sachlich. »Manchmal klappt's.«
    Sie hob den Becher mit Kaffee und trank ihn aus, zog eine

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