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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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jetzt im Augenblick zufällig mir gegen über sitzt: » Wenn sie erst einmal verhaftet werden, dann habe n sie's auch getan.««
    Hardy lächelte. »Ich war nichts als ein grüner Junge, als ich das gesagt habe.«
    »Und jetzt bist du ein reifer Mann?« . »Natürlich. Ich habe deine Schwester geheiratet, eine Familie ge gründet und bin seßhaft geworden. Ich bin ein Muster bürger, und manchmal werden Leute verhaftet, auch wenn sie es nicht getan haben.«
    »Wie oft?«
    Hardy dachte nach. »Zweimal, glaube ich.«
    Nachdem er diese Debatte gewonnen hatte, nickte Moses sich zu und ging dann ans andere Ende der Theke, wo er mit den acht zahlenden Gästen plauschte. Am Mittwochabend ging der Betrieb nicht vor neun Uhr los, wenn sie mit dem Dartturnier anfingen. Hardy trank ein Stout.
    Auch wenn er selbst vor ein paar Jahren gesagt hätte, daß er auf der falschen Seite stehe, hatte er nicht länger das Gefühl, daß dem so war. Er hätte Moses entgegenhalten können, daß er miterlebt hatte, was alles passieren konnte bei einer Polizei mit zu 0viel Arbeit und zu wenig Leuten und dazu einer Staatsanwaltschaft, die auf »Zahlen« erpicht war -sprich Verurteilungen. Die Leute machten Fehler, schlichte Bestechlichkeit oder Faulheit oder Inkompetenz schlich sich ein - vielleicht nicht oft, aber oft genug. Und er bekam allmählich den Eindruck, daß das der Grund war, weshalb er überhaupt dabei war - wenn die Wahrheit den ganzen Heckmeck eines Prozesses brauchte, um ihr Gesicht zu zeigen, und wenn das manchmal die einzige Möglichkeit dazu war, dann wollte er ein Teil davon sein. Gleichgewicht der Kräfte. Der Mensch gegen die Maschine, nichts anderes war ja die Bürokratie der Strafverfolgung. Abe Glitsky hatte ihm gesagt, er, Hardy, leide an dieser tragischen Macke, dem elementaren Bedürfnis, fortwährend in einem chaotischen Universum die Ordnung wiederherstellen zu wollen. Glitsky hatte bisweilen seltsame Ideen. Hardy war sich nicht sicher, ob er so weit gehen würde, aber vielleicht war ja doch was dran.
    Hardy und Frannie saßen mit den Füßen in der Aussparung unter dem Tisch eines winzigen Restaurants namens Hiro in der Judah Street, ein paar Häuserblocks südlich des Shamrock. Frannie trank Tee und aß Tempura und verzichtete auf Sashimi und Sake, weil sie noch immer stillte, doch die Platte mit Ahi, Oni, Wachteleiern und honiggebeizter Ente vor Hardy war beinahe leer.
    Frannie brauchte kein Schummerlicht, um attraktiv auszusehen, aber das Flackern der Kerze schmeichelte ihr aufs wunderbarste. Hardy konnte die Augen überhaupt nicht mehr von ihrem Gesicht abwenden. Sie hielt seine Hand über dem Tisch u nd erzählte, was Vinnie heute alles angestellt hatte und daß Rebecca laufend neue Wörter lernte.
    Er ließ sie fabulieren und hatte das Gefühl, daß er frohen Herzens sterben würde, falls der große Knall - das Erdbeben, das ganz Kalifornien jeden Moment erwartete - auf der Stelle käme und sie beide vom Erdboden verschlänge.
    »Und sie hat, hör dir das an, außer ihrem ersten Viersilber Fingernagel auch noch Schwerkraft gesagt.«
    »Willst du mir erzählen, in welchem Zusammenhang sie Schwerkraft benutzt hat?« The Beck - Rebecca - war vierzehn Monate alt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie so gut wie kein Interesse für Physik an den Tag gelegt.
    »Ihre Schnabeltasse ist vom Tisch heruntergefallen, und sie fing an zu weinen, und ich hab zu ihr gesagt, das sei doch nicht weiter schlimm, es sei bloß die Schwerkraft, also nickt sie und hört sofort zu weinen auf und wiederholt Schwer-kraft . Natürlich hat sie dann gut zweihundertmal damit herumexperimentieren wollen.«
    »Natürlich. Kein Mensch würde ein Konzept wie dieses sofort wieder vergessen wollen. Was wäre, wenn Newton das getan hätte?«
    »Das haben wir nicht weiter diskutiert. Ich hab ihr einfach die Tasse weggenommen.«
    Hardy hob anklagend den Zeigefinger. »Negative Verstärkung, Fran. Wir haben uns bereits früher darüber unterhalten. Wenn sie später beim Thema Schwerkraft nicht Bescheid We iß, bist einzig und allein du schuld daran.«
    Frannie nippte an ihrem Tee. »Ich werd damit leben können.« Plötzlich hatten sie genug über die Kinder geredet - der Augenblick war beinahe greifbar. Es standen noch andere Punkte auf der Tagesordnung. »Und wie war's heute bei dir? Wirst du mit David zusammenarbeiten?«
    Vor dem Geklimper der Musik im Hintergrund berichtete Hardy von seiner Rolle im Fall Jennifer Witt, von der Verwei gerung der

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