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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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scharfsinnige Stück Polizeiarbeit verhindert?«
    Hardy antwortete mit unbewegter Miene: »Plan B hatte vorgesehen, daß ich mich als Ninja verkleide und mitten in der Nacht in der Bank einbreche, um die Angaben zu überprüfen. Plan B war nicht besonders gut. Ich hatte nicht den Eindruck, daß er funktionieren würde.«
    Glitsky schüttelte den Kopf und gab keinen weiteren Kommentar ab.
    Hardy rechnete einiges im Kopf durch. Wenn Mrs. Barbieto um 9:40 den Notruf 911 angerufen hatte, war es an der Ecke von Haight Street und Cole 9:37 gewesen. Wenn Jennifer zwei Minuten vor dem Notruf losgelaufen war, wie es sich aus Mrs. Rarbietos Aussage ergab, also um 9:35, dann hätte Jennifer 1,7 Meilen laufen müssen, damit sie um 9:43, acht Minuten später, am Geldautomaten Geld von ihrem Konto abheben konnte. Das hätte sie niemals geschafft. Wenn andererseits, wie Hardy vermutete, eher fünf Minuten zwischen den Schüssen und Mrs. Barbietos Anruf bei der Polizei verstrichen waren, dann hätte Jennifer elf Minuten zur Verfügung gehabt, drei plus acht, was zwar knapp, aber, wie Hardy dachte, durchaus machbar war.
    Glitsky der nicht wußte, warum, hatte Recht gehabt. Ms. Reeds Informationen über den Geldautomaten konnten sich als wichtig erweisen, vielleicht sogar als entscheidend.
    Er mußte erneut nach oben ins Gefängnis fahren, weil er -obwohl ihm Jennifer die Erlaubnis zum Betreten ihres Hauses gegeben hatte - den Schlüssel, den der Sheriff zusammen mit ihrer sonstigen persönlichen Habe verwahrte, abzuholen vergessen hatte. Hardy benötigte Jennifers Unterschrift, damit ihm der Sheriff den Schlüssel aushändigen würde.
    »Mr. Hardy, richtig?«
    Die Hand war vorgestreckt, und Hardy ergriff sie. Es war ein überraschend schlaffer Händedruck für solch einen stattlichen Mann - Ken Lightner, Mr. Clairol mit seinem braunen Haar und roten Bart, Jennifers Psychiater, stand innerhalb der Absperrschranke neben dem Aufzug, als die Tür aufging.
    »Ich habe soeben einen Besuch bei Jennifer gemacht. Wir müssen sie hier herausholen. Sie gehört nicht in dieses ... Sie sind hier, um sie zu besuchen, nicht wahr?«
    Hardy erklärte die Sache mit dem Schlüssel. Er wurde mit dem Mann zwar nicht warm, aber er konnte höflich sein.
    »Eigentlich«, sagte Lightner, als die Fahrstuhltür zuging, »ist es vielleicht ein glücklicher Zufall, daß Sie hier sind. Ich Wollte Sic ohnehin anrufen.«
    »Sofern es sich um Jennifer handelt, sollten Sie Mr. £reeman ersuchen. Er ist ihr Anwalt in dieser Angelegenheit.«
    »Nun, Freeman«, Lightner machte eine Pause und setzte neu an. »Jennifer scheint eine höhere Meinung von Ihnen zu haben.«
    Hardy zuckte die Achseln. Was sollte er darauf antworten? Er würde Lightner selbst herausfinden lassen, wie die Sache weiterging.
    »Ich meine, Sie vertreten sie doch ebenfalls, nicht wahr?«
    »Ich muß Ihnen sagen, daß Sie sich beide täuschen, falls Sie oder Jennifer denken, daß ich auch nur annähernd der Strafverteidiger bin, der David Freeman ist. David ist ein wenig ungehobelt, na schön, aber das ist zum Großteil sein persönlicher Umgangston. Er zieht nicht allzuoft den kürzeren, und das ist es, was Jennifer interessieren sollte.«
    »Was, wenn sie einfach gerne ... sich bei Ihnen wohler fühlt?«
    Es gab nicht viel Platz zwischen der Aufzugstür und der Absperrschranke, aber Hardy trat einen Schritt zurück. »Dies hier ist keine angenehme Situation, Herr Doktor. Ich arbeite mit David zusammen, für ihn, ich habe während des Verfahrens zur Klärung der Schuldfrage nicht so sehr viel mit Jennifers Verteidigung zu tun und bin ein wenig verwirrt, was Ihre Rolle bei all dem angeht. Hat Jennifer Sie gebeten, mit mir zu reden?«
    »Nicht direkt, nein. Ich habe kein Interesse daran, Sie zu verärgern, Mr. Hardy, aber meine Hauptsorge gilt Jennifer. Sie ist ratlos, durcheinander, tiefbetrübt ... sie ist sehr, sehr unglücklich ...«
    »Sie sitzt im Gefängnis, Herr Doktor.«
    Lightner wandte abrupt den Kopf ab. Ungeduldig. »Nein, nein. Ich meine nicht die Situation jetzt und hier.« Er riß sich wieder zusammen, sprach leiser. »Sehen Sie, Mr. Hardy, sie kann hier nicht bleiben. Ich glaube nicht, daß sie hier drin ein Jahr lang, wie lange auch immer der Prozeß dauern mag, überleben würde. Haben Sie gesehen ... natürlich haben Sie das. Sie wissen, wie es ist. Und Mr. Freeman sagt zu ihr, sie solle sich die Sache mit der Kaution aus dem Kopf schlagen. Warum? Ist das wirklich in ihrem

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