Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
Vom Netzwerk:
...«

13
    »Larry hat also in einer Abtreibungsklinik gearbeitet. Na und?« Glitsky hörte nur ansatzweise zu und lehnte sich im Sitz neben Hardy zurück. Sie fuhren nach Hause. »He, rate mal«, sagte er. »Es ist Freitag abend. Die Woche ist vorbei.«
    Aber Hardy ließ nicht locker. »Also wie viele Todesfälle und Todesdrohungen hat es in diesem Jahr bereits gegen Leute gegeben, die in Abtreibungskliniken arbeiten?«
    Glitsky hielt die Augen geschlossen. »Keine Ahnung. Na, sag's schon.«
    »Na gut, mach ich. Ich hab es zufällig heute nachmittag nachgesehen. Vier in San Francisco allein seit Dezember.«
    Glitsky schlug die Augen auf. Mord und Totschlag waren sein Zuständigkeitsbereich, und die von Hardy genannte Tatsache überraschte ihn. »Todesfälle?«
    »Todesfälle und Todesdrohungen zusammengenommen.«
    »Wie viele Todesfälle, Hardy?«
    »Einer.«
    Glitsky grunzte und machte wieder die Augen zu.
    »Und mit Larry Witt wären es zwei.«
    »Dem wäre so, falls ihn ein rabiater Abtreibungsgegner umgelegt hätte und nicht seine Frau.«
    Hardy fuhr weiter Richtung Westen. Der Nebel hatte sich gelichtet, auch der Wind sich gelegt, es war ein wunderschöner Freitagabend, bei dem ein Sonnenuntergang wie von der Postkarte den Himmel vor ihnen färbte. »Du glaubst es mir nicht, was?«
    »Nicht, wenn ich Mitglied der Jury bin. Natürlich bin ich ein Cop, also denke ich nicht wie ein Geschworener, aber was willst du denn vorzeigen ? Du brauchst etwas Zugkräftigeres als Meine Damen und Herren, haben Sie gewußt, daß Dr. Witt am Mittwoch und Samstag Abtreibungen vornahm? Sie wissen ja, wie sehr das manche Leute auf die Palme bringt.« Was sollen sie denn damit anfangen? Du hast niemanden, den du aus dem Hut zaubern kannst.« »Na schön, was ist mit Tom? Ihrem Bruder?« Hardy hatte sich mit Tom unterhalten, nachdem er morgens Jennifer besucht hatte. Tom hatte Larry ganz offensichtlich gehaßt. Und Jennifer konnte er ebenfalls nicht allzugut leiden. Er hatte keine Ahnung, wo er am Vormittag des 28. Dezember gewesen war - er hatte nicht gearbeitet, also hockte er wahrscheinlich in seinem Apartment herum. Er hatte nie den Versuch unternommen, sich von Jennifer oder aber Larry Geld zu leihen. »Auch von Matt nicht«, hatte er von sich aus, höhnisch grimassierend, hinzugefügt.
    Die einzige Information, die Hardy von Tom mitnahm, ohne daß er eine unmittelbare Verwendung für sie gehabt hätte, war die Tatsache, daß Toms Vater regelmäßig seine Frau schlug. Hardy hatte natürlich bereits gesehen, wie Phil Tom eine runtergehauen hatte - die Bestätigung zu bekommen, daß Phil auch Nancy schlug, war demnach nicht unbedingt eine Enthüllung, außer, daß es bestätigte, was Lightner über die Angewohnheit des Prügeins berichtet hatte, daß sie nämlich von einer Generation zur nächsten weitergegeben wurde.
    Hardy war immer noch auf der Suche nach einem »anderen Typ«, den Freeman vielleicht ins Feld führen konnte, und suchte nach Leuten, die die Gelegenheit sowie ein Motiv gehabt hätten, Larry Witt umzubringen. Dann testete er Glitskys Reaktion - und Tom war der nächste auf der Liste nach dem »Profikiller«, der Simpson Crane in Los Angeles umgelegt hatte, gefolgt von dem anonymen rabiaten Abtreibungsgegner.
    »Also, was ist mit Tom?« Hardy ließ nicht locker. Selbst er gab Tom nicht mehr als zwei von zehn möglichen Punkten.
    Glitsky rappelte sich wieder im Sitz hoch. »Na gut, laß mich die Sache hier abhaken, und dann reden wir von etwas anderem, abgemacht? Erstens«, und er hob einen Finger, »hat er Jennifer oder Larry eben nicht um Geld angehauen, stimmt's? Stimmt. Wo also ist das Motiv? Der Kerl ist nicht vorbestraft, außerdem fehlt jeder unmittelbare Auslöser -alle Welt stimmt überein, daß sich diese Leute seit einem Jahr oder so nicht mehr zu Gesicht bekommen haben. Erwartest du denn ernstlich von mir, daß ich glaube, Tom wacht eines Morgens auf und sagt sich: He, ich denke, heute fahr ich los und bring meinen Schwager um? Zweitens, nirgends Finger abdrücke - nicht im Haus, nicht auf der Pistole. Der Prozeß geht den Bach runter, wenn du denen irgendwas in der Art auftischst.«
    Hardy kniff gegen das Sonnenlicht die Augen zusammen. »Das Problem ist nur, daß dann meine Mandantin übrig bleibt.«
    Glitsky blieb ganz sachlich. »Was natürlich der Grund sein könnte, weshalb sie eine Anklage wegen Mordes am Hals hat.«
    Am vergangenen Montag waren Hardy und sein Schwager Moses losgezogen, um vor der

Weitere Kostenlose Bücher