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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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war der Badezimmerspiegel ein zerfetztes Spinnennetz von Splittern, sah man auf den Wänden überall rote Spritzer.
    Die beiden Anwälte legten die Fotos beiseite und sprachen nun über den Geldautomaten, über die Unterhaltung, die Hardy mit Lightner geführt hatte, über Hardys Besichtigung des Hauses der Witts, die Koinzidenz mit dem Mord an Crane Und über Terrells Meinung zum Mord an Ned Hollis. Freeman, der in seinem Bademantel in der Küche auf und ab ging, hörte sich alles an. Er schien alles andere als unzufrieden. Als Hardy seinen Bericht beendete, räumte Freeman ein, daß Hardy gute Arbeit geleistet hatte. »Das sieht nicht mehr so schlecht aus, wie es gestern ausgesehen hat. Natürlich kann es morgen noch schlechter aussehen.«
    »Da bin ich aber froh, daß Sie das noch gesagt haben. Man hat das ja nicht so gerne, wenn es zwei Tage hintereinander besser aussieht.«
    Freeman ignorierte ihn. »Trotzdem ist klar, was wir zu tun haben. Ich hatte Phyllis übrigens angewiesen, das Geld auf unser Konto zu überweisen. Die erste Anzahlung. Die Überweisung ist angekommen.«
    »Hatten Sie denn gedacht, das würde Schwierigkeiten geben?«
    »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich war mir einfach nicht ganz sicher, wie bei so vielen Punkten, die Jennifer angehen.«
    Hardy entschloß sich, das Thema nicht zu vertiefen. »Ich habe mir gedacht, ich würde heute früh noch einmal mit Jennifer reden und mir einen Eindruck verschaffen über Larrys Arbeit und über ihre Familie, bei der sie nie zu Besuch waren. Ich wollte mich außerdem wegen der letzten Monate erkundigen. Das Haus wies keinerlei Anzeichen dafür auf, daß jemand dort gewohnt hat. Ich würde gern wissen, ob sie noch einmal nach dem Reinemachen das Zimmer, in dem die Morde geschahen, betreten hat.«
    »Nichts davon wird zu ihrer Verteidigung beitragen.«
    Hardy war eben im Begriff, die Berichte in seine dicke Aktenmappe zu packen. Er hatte vor, das zu tun, was er zu tun vorhatte, und wollte sich deswegen nicht streiten. »Nein, ich weiß. Aber vielleicht ergibt sich ja irgendwas, das Sie auf Ihre theatralische Weise verdeutlichen können. Damit die Jury weiterhin die verschiedenen Möglichkeiten durchspielen kann.«
    »Die verschiedenen Möglichkeiten?«
    »Wer sonst noch Larry umgebracht haben könnte.«
    Freeman nickte. »Ja, aber es ist nicht unsere Aufgabe, zu beweisen oder auch nur zu zeigen, daß irgendein anderer Larry umgebracht hat. Mr. Powell muß beweisen, daß Jennifer es getan hat.«
    »Falls sie das Schlafzimmer nie betreten hat, um für die In ventarliste nachzusehen, was da ist und was fehlt, dann elimi niert das eine der zentralen Behauptungen der Anklage.«
    »Nur, falls wir es beweisen können. Wir können es behaup ten, aber ein Negativum läßt sich nicht beweisen, und die Behauptung bringt uns nichts.«
    »Es könnte gewisse Zweifel aufwerfen. Und wenn man ge nug Zweifel aufwirft...«
    Freeman blickte mürrisch drein. »Nun ja«, sagte er, »der Prozeß ist noch lange nicht in Sicht. Was immer wir heraus finden, mag in diesem Stadium von Nutzen sein. Ohne Zwei fel war diese Sache mit Terrell hilfreich. Sofern Powell dem auf den Leim geht.«
    Hardy klappte die Aktentasche zu. »Er hat bereits Mordan klage erhoben. Jetzt macht er keinen Rückzieher mehr. Er hat sich festgelegt.«
    Freeman war da nicht so sicher. Noch nicht. »Er muß noch irgendwas anderes in der Hand haben. Das würde ich gern herausfinden. Er muß wissen, daß er mit dem nicht gewinnen kann, was er uns bislang gezeigt hat...« Er starrte einen Moment lang durchs Küchenfenster. »Jedenfalls werden wir es bald genug erfahren. Und in der Zwischenzeit schaue ich mir mal an, was sie uns tatsächlich aufgetischt haben. Und verstehen Sie mich nicht falsch, Ihre Idee ist gut - auch ich habe das früher schon gemacht -, das alte Verteidigungsargument EWEAT .«
    »Es War Ein Anderer Typ?«
    Freeman nickte. »Ganz genau. Man bringt ein paar andere Typen ins Spiel, auf die man mit dem Finger zeigen kann.«
    Hardy stand auf und war froh, sich wieder bewegen zu kön nen. »Wissen Sie, es ist gut möglich, daß sie größtenteils die Wahrheit sagt.«
    »Oh, da bin ich mir ganz sicher.« Freeman fuhr sich über die Bartstoppeln am Kinn. »Es ist wirklich sehr schwierig, n icht zumindest einen Teil der Wahrheit verlauten zu lassen, selbst wenn man es versucht, sich zu verstellen.« Freeman dachte eine Pause und fügte dann, ohne die Miene zu ver ziehen, hinzu: »Ich sagte, wenn

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