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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Küste von Marin County Lachse zu angeln. Sie hatten jeder zwei Stück gefangen. Am selben Abend hatten sie bei Moses einen der Lachse zum Abendessen gebraten. Einen zweiten - den Fünfzehnpfünder, den sie heute abend verspeisen wollten - hatten sie zum Mari nieren in die von Moses beinahe zur Patentreife entwickelte Teriyaki-Sauce eingelegt. Die beiden übrigen Fische hatten sie filetiert und dann mit grobem Salz, Zucker und Cognac eingerieben, einige Pfefferkörner sowie ein bißchen Rohzucker dazugegeben, das Ganze in Alufolie gewickelt und mit ein paar Ziegelsteinen beschwert in Hardys Kühlschrank gelegt. Sie hatten die Absicht, Gravedlachs zu essen, bis sie keine Lust mehr darauf hatten oder tot umfielen, was immer zuerst ein treten mochte.
    Frannie stand an den Küchentresen gelehnt und trank Mineralwasser aus einem Weinglas. Pico Morales, der Kurator des Steinhart Aquariums und einer von Hardys langjährigen Freunden, stand daneben, hatte seiner Frau Angela den Arm um die Hüfte gelegt und verputzte gerade Hors d'CEuvres.
    Das vorerst unverheiratete Paar, Moses und seine Freundin Susan Weiss, war eben dabei, sich hinten an der Tür zum Garten abzuküssen.
    Hardy kam mit Abe herein, und alle begrüßten einander. Hardy schlenderte durchs Zimmer und gab seiner Frau einen Kuß, die ihr Gesicht gerade weit genug abwendete, daß er den Wink mitbekam.
    Sie war immer noch verärgert.
    Hardy wußte warum und verstand sie auch bis zu einem gewissen Punkt. In dieser Woche hatte er einen großen Auf tritt hingelegt und abrupt den Berufsweg gewechselt, es würde also wohl noch ein Weilchen dauern, bis sich die Wo gen wieder geglättet hatten. D aher machte er Frannie eigentlich keinen Vorwurf - andererseits war er seinerseits ziemlich geschafft nach der schlaflosen Nacht von gestern, der sich ein voller Tag in Sachen Jennifer Witt angeschlossen hatte. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatten sie diese Party geplant, bei der der Lachs aufgegessen werden sollte, bevor sie ihn einfrieren mußten - Pico und Angela, Moses und Susan, Glitsky und dessen Frau Flo.
    Also gab Hardy vor, Frannies Zurückweisung nicht be merkt zu haben, hob die Alufolie von der Glasplatte auf der Küchenzeile und schnitt dazu eine Grimasse. »Nicht schon wieder Lachs.« Er seufzte. »Ich denke, ich eß einfach 'nen Hot Dog.«
    Hardy liebte Lachs bis zur Bewußtlosigkeit - er nahm ein Messer und schnitt sich eine dünne Scheibe herunter. »All ihr jungen Burschen, die ihr das hier zu Hause auf den Bildschir men anschaut, probiert den Trick lieber nicht aus.« Er schob die Scheibe, so wie sie war, in den Mund und kaute mit zufrie dener Miene. »Wißt ihr eigentlich, daß eines der ersten Arbeitsgesetze überhaupt es den Arbeitgebern in Schottland untersagte, ihren Arbeitern an sieben Tagen in der Woche Lachs vorzusetzen?«
    Susan Weiss konnte das nicht glauben. »Ist das wahr? Das War echt ein Gesetz?«
    »Gesetze sind das Leben dieses Mannes«, sagte Frannie.
    Vielleicht hatte sie es spielerisch gemeint, jedenfalls schien keine der anderen Frauen die Bemerkung in den falschen Hals zu bekommen, aber Glitsky warf Hardy einen kurzen Seiten blick zu, der vom Läuten der Türklingel unterbrochen wurde - das mußte Flo sein.
    Hardy ging mit Abe hinaus, um aufzumachen.
    Moses unterhielt - um bei Susan Eindruck zu schinden - alle Anwesenden mit der Geschichte, wie Hardy ihm in Vietnam das Leben gerettet hatte. Hardy, dem das peinlich war, versuchte die Sache herunterzuspielen.
    »Na was denn - da schießen sie dem Kerl da in die Beine, und ich steh bloß fünf Meter weit weg.«
    »Und ringsum knallt's und scheppert's, richtig?« Moses ließ rings um sich Granaten und Leuchtspurgeschosse in der Luft explodieren.
    »Was sollte ich denn machen, dich liegenlassen? Also saus ich los und schnapp ihn mir, zerr seinen traurigen Arsch zurück in den Graben. Das Ganze hat keine zehn Sekunden gedauert.«
    »Er hat nicht gesagt, daß er dabei selbst angeschossen worden ist.«
    »Das war nicht geplant, das kannst du mir glauben. Und R S. - zwanzig Jahre später tut mir die Schulter immer noch weh.«
    Moses grinste. »Meine Beine dagegen sind tadellos in Ordnung.«
    Als das Telefon läutete, wollte Hardy die Sache zuerst dem Anrufbeantworter überlassen, doch dann erkannte er David Freemans Stimme, stand auf und entschuldigte sich.
    »Tut mir leid, daß ich Sie beim Abendessen störe«, fing Freeman an, »aber das hier ist keine gute Nachricht.«
    Hardy

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