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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Höhe. »Es ist aber trotzdem interessant, findest du nicht? Zwei Morde und zwei Profikiller?«
    »Eigentlich, wenn du es ganz genau nehmen willst, waren es vier Morde - Cranes Frau.«
    Das nahm Abe keineswegs den Wind aus den Segeln. »Hast du denn irgendwas, das einen Zusammenhang zwischen Larry Witt und 'nem Profikiller herstellt?«
    Keine Antwort.
    Glitsky schob sich aus der Bank und stand auf, gab Hardy einen leichten Klaps auf die Wange und wünschte ihm ein schönes Wochenende.

20
    Die Festlegung des Verhandlungskalenders für den Superior Court war jeweils auf Montag früh um 9:30 Uhr anberaumt. Heute war der 19. Juli, und Jennifers Name stand als erster auf dem C omputerausdruck zu lesen, der neben der Doppeltür im Gang vor der Abteilung 22 angeheftet war.
    Da man im Chronicle und im Fernsehen über ihre Ausliefe rung aus Costa Rica und ihre nachfolgende Rückkehr nach San Francisco berichtet hatte, standen die Medien bereit, als Freeman und Hardy um kurz nach neun den Gerichtssaal betraten.
    Hardy wußte, daß Freeman für die meisten Reporter herz lich w enig übrig hatte, aber sorgsam darauf achtete, daß sie es nicht mitbekamen - sie mochten in einem Verfahren mit poli tischen Untertönen hilfreich sein. Der Wahlkandidat Dean Powell hatte keinerlei Lust, die Gelegenheit für Pressefotos verstreichen zu lassen, ohne dies weidlich auszunutzen, und so schwatzten die beiden Vertreter von Verteidigung und Anklage - einer auf jeder Seite des Gerichtssaals -jetzt liebens würdig mit den Reportern.
    Powell wirkte inzwischen weitaus aufrichtiger, als es vor vier Monaten der Fall gewesen war - vielleicht hatte er etwas Nachhilfe bekommen. Die Handbewegungen sahen nicht mehr so einstudiert aus. Er machte einen Schritt auf den Kreis der Reporter zu, die um ihn herumscharwenzelten. »Schauen Sie«, er senkte die Lautstärke, sprach frisch von der Leber weg, »ich bin ein Befürworter der Todesstrafe. Und in diesem Fall haben wir besondere Umstände vorliegen, die - sofern sie nachgewiesen werden - die Todesstrafe verdienen: Zum Teufel, sie schreien danach. Zeigen Sie mir ein bißchen Reue, ein Schuldeingeständnis, selbst einen Schrei um Gnade, auf so etwas kann der Staatsanwalt sehr wohl eingehen. Angeklagte sind für mich keine bloßen Nummern - sie sind Menschen, Menschen aus Fleisch und Blut. Dieser Prozeß hier zählt nicht zu meinem Wahlkampf mit dem Motto Werde hart, Kaliforniens« Er legte salopp ein Bein über die Kante des Tisches, der in der für die Anklagevertretung reservierten S eite des Ge richtssaals stand. »Hier geht's um ein Glücksspiel der Angeklagten - sie hat gedacht, sie kann aus Gewinnsucht einen Mord begehen und kommt damit durch. Sie hat sich getäuscht. Schrecklich getäuscht. Ich bin kein blutrünstiger Mensch, aber wenn sie für schuldig befunden wird, werden wir die Höchststrafe beantragen. Damit wird der Gerechtigkeit Genüge getan, und sie hat es sich ausschließlich selbst zuzuschreiben.«
    Freeman hatte sein eigenes Grüppchen um sich geschart. »Das hier ist leider nur allzu typisch dafür, wie die Dinge behandelt werden. Allein die Tatsache, daß ihr Leute alle hier seid, zeigt, wie verquer die ganze Sache bereits läuft. Kein Mensch spricht vom Gewicht des Beweismaterials, das spärlich genug ist - verhängnisvoll spärlich. Das Ganze wäre nie soweit gekommen, wenn nicht dadurch ein paar Namen öfter in der Zeitung auftauchen würden, als es sonst der Fall wäre. Ich bezweifle, daß es überhaupt zu einem Prozeß kommt, nachdem ich meinen Antrag auf Abweisung der Anklage vorgebracht habe.«
    »Sie glauben nicht, daß es zu einem Prozeß kommen wird?« Diese Frage stammte von einer Frau mit einem Mikrophon.
    Freeman schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle es.«
    Eine andere Hand, ein anderes Mikrophon. »Aber die Grand Jury hat Anklage erhoben.«
    Freeman lächelte. »Die Grand Jury erhebt in der Regel Anklage gegen jeden, bei dem der Bezirksstaatsanwalt es wünscht.«
    »Aber sie ist aus dem Gefängnis geflohen, oder nicht? Sie ist weggelaufen.«
    »Sie ist eine einfallsreiche Person, und sie ist unschuldig, außerdem hat sie kein Vertrauen in ein System, das bereits jetzt soviel Mist gebaut hat. Ich denke, daß ich an ihrer Stelle ebenfalls abgehauen wäre, wenn ich gewußt hätte, wie ich es anstellen kann.«
    Powell stand jetzt mit einer Hand in der Hosentasche da und lächelte, was das Zeug hielt. Freeman, ernst und entrüstet über die Ungerechtigkeiten des Systems,

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