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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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beugte. »Lassen Sie es gut sein, David.« Zuversichtlich tätschelte Freeman Jennifers Arm. Sie zeigte keinerlei Reaktion.
    Thomasino hatte sich wieder seinem Computerausdruck zugewandt, machte sich Notizen. »Ich gehe doch davon aus, daß angesichts der bislang erfolgten ... Unterbrechungen alle Beteiligten bereit sind fortzufahren. Ist das der Fall, Mr. Powell?«
    »Jawohl, Euer Ehren.«
    »Mr. Freeman?«
    Freeman mußte jetzt mit einem zweiten Problem klarkommen. Normalerweise verlegt sich die Verteidigung bei einem Prozeß, in dem Todesstrafe droht, auf Hinhalten und Hinhalten und noch einmal auf Hinhalten. Doch er hatte diesen Punkt mit Jennifer besprochen, und - wie üblich - hatte sie seinem Vorschlag oder seiner Strategie nicht zugestimmt.
    Powell war daran gelegen, daß der Prozeß rasch begann und noch vor der Wahl im November beendet war. Schon aus Prinzip war Freeman vehement abgeneigt, irgendeiner Anregung der Staatsanwaltschaft zuzustimmen, aber Jennifer hatte ihm die Hände gebunden. Sie saß in Untersuchungs haft und würde erst rauskommen, wenn man sie für nicht schuldig befand. Aus ihrer Perspektive war es daher nicht unvernünftig, wenn sie wollte, daß der Prozeß so bald wie mög lich anfing.
    Freeman hatte ihr auseinandergesetzt, daß es alles andere als sicher war, daß man sie freisprechen würde. Man warf ihr drei Morde vor, und er wußte, daß der Staatsanwalt eine der art ernste Angelegenheit nicht leichtfertig zur Anklage brin gen würde. Außerdem wußte er, daß bei Jennifers Verfahren, wie es die Anklagevertretung darstellen würde, genau die Art von Motiv und unterstellter Kaltblütigkeit im Vordergrund stehen würde, die Geschworene dazu brachte, eine Verurteilung auszusprechen - Mord, um in den Genuß der Versiche rungssumme zu kommen.
    Freeman lag daran, daß Hardy Zeit hatte, um »ein paar an dere Typen« zu finden. Er wollte Zeit haben, um nachzuden ken, Pläne und Intrigen zu schmieden. Er wollte Zeit haben, damit irgendwas anderes passieren konnte, damit Powell ge wählt wurde und das Gericht einen neuen Anklagevertreter ernennen mußte, der sich nicht das politische Programm Po wells auf seine Fahnen geschrieben hatte.
    »Mr. Freeman?« wiederholte Thomasino. »Sind Sie bereit fortzufahren?«
    Freeman blieb keine Wahl. »Jawohl, Euer Ehren.«
    Thomasino blickte überrascht drein, und das war er auch. Er hatte noch nie erlebt, daß ein Fall, bei dem es um ein Kapital verbrechen ging, bei der ersten Terminfestlegung tatsächlich soweit war, daß man ein Datum für den Prozeßbeginn bestim men konnte. »Na schön.« Und der Termin für den Prozeß wurde auf Montag, den 13. August, festgesetzt und zwar in der Kammer 25.
    »Sie sind es, dem ich bei der Sache vertraue, nicht er.«
    Bevor er nach der Anhörung das Gerichtsgebäude verließ, hatte Hardy beschlossen, nach oben zu fahren und mit Jennifer zu bereden, welche Eindrücke sie beide gewonnen hatten.
    Obendrein hatte er sich ein paar Fragen auf einem Block in seiner Aktenmappe notiert. Jetzt saßen Jennifer und er Knie an Knie in dem winzigen Besucherzimmer neben der Wachstation. Jennifer äußerte ihre Unzufriedenheit mit David Freeman.
    »Er ist ein fieser Kerl und glaubt mir kein Wort- nicht einmal, daß man mich dort unten vergewaltigt hat.«
    Hardy zog seinen Stuhl ein wenig zurück. Er war sich nicht sicher, wie ihre Knie so eng aneinandergerückt waren, und wollte keine Mißverständnisse aufkommen lassen. »So ist das nun einmal mit den Profis in diesem Geschäft, Jennifer, und das ist auch der Grund, warum David so gut ist. Es ist nicht persönlich gemeint. Wenn die Tatsache Ihrer Vergewaltigung bei Ihrem Prozeß irgendwie hilfreich sein könnte, würde er sich wie wild darauf stürzen. Aber leider ist das nicht der Fall. Ich meine, es ist passiert, weil Sie geflüchtet sind.«
    »Wenn ich freikomme, fahre ich wieder da runter, suche den Wärter und bring ihn um, ich schwör's bei Gott.«
    Instinktiv besah sich Hardy die kahlen gelben Wände des Zimmers, obwohl er ziemlich sicher war, daß es keine versteckten Abhörgeräte gab. Hoffte er zumindest. Er beugte sich vor und sprach unwillkürlich leiser. »Es war eine gute Idee, wenn Sie in den nächsten Monaten die Todesdrohungen auf ein Minimum beschränken, abgemacht?«
    Sie lächelte. »Das nennt man eine Redefigur.«
    »Ich weiß. Aber manchmal kommen witzig gemeinte Sachen hier nicht so richtig an.«
    »Ich paß auf.« Jennifer starrte ein Weilchen durch das

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