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Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er die Augen und holte zunächst tief Atem.
    Beruhigen konnte er sich nicht mehr, weil er nicht mehr die Kontrolle über sich selbst hatte.
    Das lag jetzt in der Hand einer anderen Person oder eines fremden Wesens. Dann öffnete er die Augen. Glatt und glänzend wie immer lag der Spiegel vor ihm.
    Er zeigte dem Betrachter das eigene Gesicht, und auch hier machte die Fläche keine Ausnahme.
    Boris Beckmann starrte hinein – und erlitt einen Schock!
    ***
    Er sah sich, und genau dieses Wissen rann plötzlich wie Eiswasser durch seine Glieder. Was ihm die Spiegelfläche präsentierte, war furchtbar. Er erkannte sich noch selbst, da er auch ein menschliches Gesicht sah mit ihm bekannten Zügen, nur mußte er sich eingestehen, daß diese Züge dabei waren, sich zu verändern und das Ursprüngliche, was ihn ausgemacht hatte, allmählich verloren.
    Sein Gesicht glänzte, doch das war kein Schweiß.
    Aber was war es dann?
    Hier stand ein Mensch, der sich zurückbildete, aber in was eigentlich?
    Diese Frage quälte ihn. Sie stach durch sein weich gewordenes Gehirn.
    In was bilde ich mich denn zurück? In was kann ich mich überhaupt zurückbilden?
    Er hatte keine Ahnung, obwohl er mit Kreativität und Phantasie reich gesegnet war. Trotz allem konnte er sich nicht vorstellen, in was er sich zurückbildete. Sicherlich nicht in ein Tier, das in der normalen Welt vorkam.
    Boris dachte eher an eine Mutation, und dies wiederum brachte ihn auf seinen nächtlichen Besucher.
    Er war in sein Haus geglitten.
    Er war aus einer unheimlichen Tiefe gekommen. Wie ein Verlorener, der versuchte, seine Existenz wieder zurückzugewinnen.
    »Aber ich doch nicht«, flüsterte Boris. »Verdammt noch mal, ich existiere doch! Was soll ich da noch zurückgewinnen…?« Niemand gab ihm eine Antwort auf die Frage. Damit mußte er schon selbst zurechtkommen.
    DU BIST ICH, UND ICH BIN DU!
    Diese Worte standen vor ihm, als wären sie in einer glühenden Schrift geschrieben worden. So mußte Boris zu dem Entschluß kommen, daß er nicht nur eine Einzelperson war, sondern in einem Zweierverbund existierte, nicht lebte, denn das hatte er bisher allein getan. Aber dieses andere, für ihn noch unerklärbare, war schon vorhanden, und es schien auch immer vorhanden gewesen zu sein.
    War es etwa ewig?
    Bei diesem Gedanken schüttelte es ihn. Die Gänsehaut rann über seinen Körper wie eine unzählige Reihe von Reiskörnern, die dann irgendwo festklemmten.
    Er mußte husten.
    Schleim löste sich aus seinem Rachen. Boris spie ihn in das Waschbecken und schaute zu, wie er im Abfluß verschwand.
    Und wieder hatte er so ausgesehen wie dieser unheimliche Krankenarm, den er von seinem Bild her kannte und einmal auch aus der Wirklichkeit des vergangenen Abends.
    Der Krake und er. Er und das Urzeit-Monstrum. Das war es, das mußte es sein, so und nicht anders sah die Verbindung aus, aber er wußte nicht, wie er sie herstellen sollte. Er nahm sie hin, okay, nur, wo waren die beiden Verbindungsstücke, die sie hielten?
    Endlich hatte er die große Abneigung überwunden und schaffte es, sich im Spiegel genauer zu betrachten, wobei er sich da besonders auf sein Gesicht konzentrierte.
    Es war noch seins. Er erkannte sich im Spiegel, aber er würde nicht mehr lange so aussehen, das stand fest.
    Irgendwann in den folgenden Stunden würde er möglicherweise immer mehr demjenigen gleichen, der er ebenfalls war.
    Das Haar stand nach wie vor wie eine Bürste ab. Auch wenn es glatt wirkte, wie mit Öl eingerieben. Darunter befand sich an der Vorderseite die Stirn. Sie hatte ihre Glätte verloren, sie wellte sich an der Stirn und glänzte ölig.
    Seine Nase war dicker geworden. Auch breiter und fleischiger.
    Aufgedunsene, verschobene Wangen entfremdeten das Gesicht noch weiter.
    Die untere Lippe hing dem weich gewordenen Kinn entgegen, als wollte sie jeden Moment abfallen.
    Im Gegensatz zu ihr stand die Oberlippe vor, doch das Wichtigste in seinem Gesicht überhaupt waren die Augen.
    Menschliche Augen?
    Das Fragezeichen dahinter konnte er verdreifachen, denn seine Augen waren es nicht mehr. Sie hatten sich dem Auge des Kraken auf seinem Gemälde angeglichen und waren mit einem blassen Grau erfüllt. Es wirkte auf ihn wie gefärbter Grieß, und er wunderte sich, daß noch die Pupillen vorhanden waren, wobei diese sich verkleinert hatten, als wäre es ihnen nicht mehr möglich, einen Druck auszuhalten.
    Auch die Haut an der Stirn fühlte sich etwas schwer an. Als wäre eine Kraft dabei,

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